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Elixir

Elixir

Titel: Elixir
Autoren: H Duff
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Verbindung zu meinem Vater– die engste, die mir geblieben war. Hier irgendetwas zu verändern, bedeutete, ihn zu verändern– oder das, was von ihm übrig war.
    War es Piri gewesen? Hatte sie versucht, hier zu putzen? Das konnte nicht sein. Piri verehrte Dad. Trotz ihres überwältigenden Glaubens an den Zusammenhang von Sauberkeit und Gottesfurcht, hätte sie sein Recht, darüber für sich selbst zu bestimmen, bis aufs Blut verteidigt. Auch wenn es ihr das Herz brach. Die wenigen Male, wenn Dad die Tür offen gelassen und Piri einen Blick ins Innere erhascht hatte, musste sie den Atem anhalten und sich zum Schutz bekreuzigen, doch danach war sie tapfer weitergegangen.
    Nur, wenn es nicht Piri gewesen war, wer dann? Wer hatte noch Zutritt zum Haus, während ich weg war? Mom? Sie würde hier nie reingehen. Ben hatte einen Schlüssel. Er liebte meinen Dad. Er hätte hier hereinkommen können, um ihm nahe zu sein, wie ich, aber er würde nie etwas verändern. Das würde er mir nicht antun. Dasselbe galt für Rayna und ihre Familie.
    Und wenn es jemand war, der keinen Schlüssel hatte? Jemand, der in meiner Abwesenheit eingebrochen war? Der gewartet hatte, bis Piri abends gegangen war, sich dann hereingeschlichen und in den Sachen meines Vaters gewühlt hatte? Schubladen aufgemacht, Gegenstände in die Hand genommen und sie an anderer Stelle wieder abgestellt hatte?
    » Stopp!«, sagte ich laut. Ich machte mich lächerlich und zog völlig übereilte Schlüsse. Dazu neigte ich leider. » Sich hineinsteigern« nannte meine Therapeutin das. Nicht selten bei Leuten, die einen unerwarteten Schicksalsschlag erlitten hatten. Wenn mir das passierte, sollte ich einen Schritt zurücktreten und die Dinge so rational wie möglich betrachten.
    Also, rational betrachtet… was genau war hier drin anders? Ich wusste es nicht. Vielleicht nichts… außer dass ich das ungute Gefühl hatte, dass etwas nicht stimmte.
    Kopfschüttelnd stand ich auf. Das war verrückt. Ich musste damit aufhören. Dennoch– sogar beim Verlassen des Büros blickte ich mich noch um und versuchte auszumachen, was sich geändert hatte…
    » Clea«, murmelte mir eine leise Stimme ins Ohr.
    Ich schrie auf und schlug mit der Faust zur Seite.
    » He!«, rief Ben. Er wich aus, um meinem Schlag zu entgehen, taumelte zurück und schüttete sich eine frisch gebrühte Tasse Kaffee über seinen grauen Pullover.
    » Ah!«, japste er. » Heiß! Verdammt. Autsch, nicht gut.«
    » Ben! Oh mein Gott, warte–« Ich sauste ins Badezimmer und schnappte mir ein Handtuch, dann rannte ich zu ihm zurück und drückte das Handtuch auf die nasse Stelle an seiner Brust. » Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du hier bist!«
    » Ich habe von unten gerufen… Ich dachte, du hättest mich gehört.«
    Ein seltsamer Duft kitzelte mich in der Nase und ich beugte mich näher zu Ben, bis unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. » Was riecht da so?«, fragte ich.
    » Kardamom-Gewürznelken-Kaffee«, sagte er und deutete auf die leere Tasse auf dem Boden neben uns. » Ich dachte, der könnte dir schmecken.«
    » Er riecht jedenfalls gut. Vielleicht solltest du ihn als Rasierwasser verwenden.«
    » Vielleicht probier ich’s mal«, stimmte er zu. » Du könntest mir eine Expertise ausstellen, darüber dass es Frauen ganz verrückt macht.«
    » Nicht verrückt– schlagkräftig. Zehn Jahre Krav Maga und man hat Reflexe wie eine Katze. Wenn du ein Eindringling gewesen wärst…«
    Dieser Gedanke brachte mich wieder zurück zu all meinen Fragen und ich schnappte mir Ben und führte ihn ins Büro meines Vaters. » Siehst du hier irgendeine Veränderung?«
    Ben schaute sich um, dann schüttelte er den Kopf. » Nein, für mich sieht alles wie immer aus. Hast du etwas verändert?«
    » Nein! Das würde ich nie tun«, entgegnete ich vehement. » Aber igendwie habe ich so ein seltsames Gefühl. Als hätte sich hier jemand zu schaffen gemacht.«
    Ben nickte, die Hände in den Hosentaschen– sein Nachdenkgestus. » Okay«, sagte er. » Was genau kommt dir anders vor? Steht irgendwas an der falschen Stelle? Fehlt was?«
    » Unmöglich zu sagen«, gab ich zu. » Ich kann nichts Besonderes erkennen, es ist nur so ein Gefühl.«
    » Verstehe«, meinte Ben. » Ich vertraue auf dein Gefühl. Nur… vielleicht kommt es auch ein bisschen daher, dass du so lange weg warst? Drei Wochen. Deine längste Reise, seit…«
    Er brach ab, doch ich wusste, was er meinte.
    Es war meine
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