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Elixir

Elixir

Titel: Elixir
Autoren: H Duff
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Lebensversicherung auf meinen Reisen– viel mehr wert als irgendein kampferprobter Kerl.
    Der einzige Haken daran ist, dass für Rayna und Wanda (und wahrscheinlich auch für George, der sich stets der Meinung seiner Frauen anschließt) Ben mein Seelenverwandter ist.
    » Keine besonderen Umstände«, sagte Ben. » Pullover-Funktionsstörung. Die Party kann losgehen.«
    Fünfzehn Minuten später waren wir alle bei Rayna, wo Wanda ein typisch amerikanisches Festmahl zubereitet hatte. Der Esstisch bog sich unter roten, weißen und blauen Tabletts mit Hotdogs und Würstchen im Schlafrock, Hamburgern, Brathähnchen, Kartoffelpüree, Keksen und natürlich dem unvermeidlichen Apfelkuchen mit Eis zum Nachtisch. Es waren abartige Essensmengen nur für uns fünf und wir futterten, bis wir fast platzten. Danach errang Ben beim Scharadespielen unangefochten den ersten Platz. Erst um Mitternacht kam ich nach Hause: sechs Uhr morgens in Paris. Ich war seit vierundzwanzig Stunden wach. Meine Augen brannten vor Erschöpfung und jede Faser meines Körpers schrie nach Ruhe.
    Fast hätte ich es auch geschafft. Ich hatte mich im Bad fertig gemacht und war auf dem Weg ins Bett… als mein Blick auf den Computer fiel. Mein Bildschirmschoner zeigte eine Diashow meiner Lieblingsbilder, doch ich konnte nur an den Mann, dem das Feuer offenbar so zusetzte, und die anderen neunzehn Bilder denken, die ich vor so vielen Stunden ausgewählt hatte.
    Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und drückte eine Taste, um den Bildschirmschoner zu schließen. Wieder starrte ich einen Moment lang den Mann beim Löschwagen an, der mich in seinem Schmerz anrührte. Am liebsten hätte ich diese Aufnahme ausgedruckt und der Mappe mit meinen Arbeitsproben beigelegt, doch ich hatte das Bild so sehr vergrößern müssen, damit man ihn sah, dass ich nicht mehr als einen grobkörnigen Abzug bekommen würde. Ich verkleinerte die Aufnahme, verschob sie an den unteren Rand meines Bildschirms, überflog die anderen neunzehn Fotos und wartete, welches noch meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Ich klickte ein Bild von Rayna vor dem Parthenon in Athen an. Sie trug ein fließendes weißes Kleid, hatte die Arme in der Pose einer Göttin erhoben und ihre langen roten Locken wehten hinter ihr. Die untergehende Sonne brachte ihren ganzen Körper zum Glühen. Der Effekt war großartig… es störte lediglich ein kleines Grüppchen von Touristen, die ich nicht hatte ausblenden können.
    Zeit, ein wenig rumzuschnipseln.
    Ich beschnitt das Bild, doch dabei fiel mir in der Touristenmenge etwas Merkwürdiges auf. Diese Wangenknochen und die markante Kinnpartie kannte ich.
    Nein. Das konnte nicht sein.
    Statt die Touristen wegzuschneiden, vergrößerte ich sie ums Dreifache. Sechs von ihnen trugen taubenblaue T-Shirts mit der Aufschrift IT ’S GREEK TO ME TOURS . Sie betrachteten den Tempel, deuteten irgendwohin oder machten Fotos.
    Und dann gab es da noch eine siebte Person, die direkt in die Kamera sah. Der Mann war von drei Leuten mit taubenblauen T-Shirts verdeckt, sodass ich sein Gesicht nur zur Hälfte erkennen konnte: eine dichte Mähne, hohe Wangenknochen, ein waches, braunes Auge… es gab keinen Zweifel: Er war es.
    Mein Herz begann aufgeregt zu pochen, als ich das Parthenon-Foto auf die eine Seite des Bildschirms zog und das Bild aus Paris daneben stellte, beide stark vergrößert mit einem Mann im Mittelpunkt. Es war derselbe Mann. Wie es aussah, war er nicht nur am Ende unserer Reise in Paris, sondern auch drei Wochen zuvor in Griechenland dabei gewesen.
    Panik überkam mich. Wie kam es, dass er mir nicht aufgefallen war? Seit jenem Vorfall mit den Fotos im Sommercamp bildete ich mir etwas darauf ein, stets wachsam zu sein und genau auf solche Sachen achtzugeben, und doch hatte ich nicht gemerkt, dass uns dieser Mann durch Europa gefolgt war. Und er war uns gefolgt. Warum sonst sollte er am Anfang und am Ende unserer Reise da sein? Das konnte kein Zufall sein. Das war doch unmöglich… oder nicht?
    Wieder starrte ich die zwei Bilder an. Der einsame Zivilist zwischen den Feuerwehrleuten, der Außenstehende inmitten der Touristengruppe… dieser Mann war auf beiden Bildern absolut fehl am Platz. Für sich allein genommen ließ sich jedes Foto einfach erklären, doch zusammen waren sie unheimlich.
    Ich ließ den Blick über die anderen Miniaturbilder wandern, die ich beiseitegerückt hatte, und spürte, wie mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Wenn
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