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Elixir

Elixir

Titel: Elixir
Autoren: H Duff
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Zeit war ich noch mit ihr zusammen in Vallera gewesen. Es hatte mich große Überredungskunst gekostet, meine Mom von den Vorteilen des Hausunterrichts zu überzeugen. Rayna und ich hatten die kompletten drei Ferienwochen damit verbracht, zu reisen und durch die Welt zu jetten, und auf keinen Fall wollte sie auch nur eine einzige Sekunde ihrer verbleibenden Zeit mit so etwas Fadem verbringen, wie in einem Hotelzimmer herumzuhängen.
    » Mir geht’s blendend«, versicherte ich ihr. » Ich habe nur kurz eine Pause gebraucht. Le Féroce ist die ganze Nacht geöffnet, es geht doch gerade erst richtig los.«
    » Ja!«, quiekte Rayna. Dann beugte sie sich zu mir und fügte vielsagend hinzu: » Ich hole mal unsere Dates.«
    Ich musste grinsen, als sie zu den Glastüren zurückstöckelte. » Unsere Dates.« Großartig, dass sie die beiden so nannte, obwohl wir sie erst vor einer Stunde an der Bar kennengelernt hatten.
    Ich machte es mir auf dem Sofa gemütlich und betrachtete erneut die Silhouette der schlafenden Stadt. In Gedanken schoss ich ein paar Fotos und überlegte, was ich alles in Angriff nehmen wollte, wenn ich wieder zu Hause war. Etwas Sinnvolles jedenfalls– vielleicht im Zusammenhang mit GloboReach, der gemeinnützigen Stiftung meines Vaters. Es hatte Zeit seines Lebens viel Medienrummel um Dad gegeben– aber am Ende dann fast ausschließlich wegen der Phiolen, die er entdeckt hatte. Darüber war scheinbar in Vergessenheit geraten, dass er sich viel Wichtigerem gewidmet hatte, nämlich Menschen das Leben zu retten.
    » Tadaaa! Hier kommen… die Jungs!«, verkündete Rayna, als sie mit » unseren Dates« im Schlepptau einlief. » Pierre… und Joseph.«
    » Hi.« Mit einem Lächeln nahm ich das Glas, das Joseph mir hinhielt. » Danke.«
    » Pas de problème«, antwortete Pierre für ihn und ließ sich auf den Polsterstuhl neben mir fallen. » Es ist uns eine Ehre, uns um deux belles filles wie euch zu kümmern.« Er stellte zwei Gläser auf einem kleinen Tisch ab und rief Rayna zu: » Viens, ma cherie! Viens!«
    Mit einem scherzhaften Knurren legte er seine Arme um ihre Taille und zog sie auf seinen Schoß. War das sein Ernst? Rayna schien das jedenfalls zu glauben. Sie quietschte vergnügt und machte es sich bequem.
    » Böser Junge«, schimpfte sie.
    » Mais non!«, protestierte er und reichte ihr als Friedensangebot einen Drink. » Pour toi.«
    » Merci«, erwiderte Rayna. Sie sah Pierre tief in die Augen und nippte an ihrem Getränk. Dabei drückte sie ihren Rücken gerade so weit durch, dass es aussah, als hätte sie eine Körbchengröße mehr. Dann stellte sie ihr Glas ab. » Et pour toi«, flüsterte sie, schmiegte sich an ihn und gab ihm einen langen, ausführlichen Kuss.
    Faszinierend. Dank meiner Eltern habe ich einige der bedeutendsten Schauspieler unserer Zeit auf der Bühne erlebt, doch in der Kunst der Verführung schlug Rayna sie alle. Um Längen. Was die Wahl ihres Partners anging, war ich mir diesmal allerdings nicht so sicher. Pierre sah so verdammt gut aus, dass es ein Verbrechen gegen die Menschheit wäre, wenn er kein Männermodel wäre. Aber er war so dünn und knochig, dass auf seinem Schoß zu sitzen und ihn zu küssen sein musste, als würde man mit einer Holzmarionette rummachen. Rayna schien es nichts auszumachen. Mit einem Lächeln, das mehr verhieß, ließ sie kurz von ihm ab, beugte sie sich zu mir und flüsterte theatralisch: » Pierre und ich sind seelenverwandt.«
    Ich gab mir Mühe, nicht zu lachen. Ich hätte gelacht, wenn es nur so ein Spruch von ihr gewesen wäre. Wenn sie es nur gesagt hätte, um Pierre in dem Glauben zu wiegen, dass er ihr die Drinks nicht umsonst spendierte. Aber ich wusste, dass Rayna es in diesem Moment wirklich so meinte, genauso ernst wie bei Alexei, Julien, Rick, Janko, Steve und Avi… eben allen, in die sie sich in den letzten drei Wochen Hals über Kopf verliebt hatte.
    Ich persönlich glaube nicht an Seelenverwandtschaft. Rayna findet die Vorstellung reizvoll. Sie liebt die atemlose Romantik einer neuen Liebe. Es ist wie eine Droge für sie, durch nichts fühlt sie sich lebendiger. Und jedes Mal wenn dieser Wirbelsturm der Ekstase sie von den Füßen reißt, glaubt sie ehrlich, dass es diesmal etwas ganz Großes ist, diesmal für immer. Egal, wie oft man sie hat sitzen lassen, wie oft sie enttäuscht wurde, Rayna glaubt fest an die große Liebe– etwas, das ich nicht nachempfinden kann, wofür ich sie aber ohne Ende bewundere.
    » Ich freue
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