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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter
Autoren: Frewin Jones
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Garten zu tanzen.«
    »Ach, dabei bist du doch gar nicht eingeladen«, witzelte Anita. »Wenn du denkst, dass ich in der Schule als das Mädchen mit dem peinlichsten Vater aller Zeiten gelten will, dann hast du dich geschnitten.«
    »Aber ich habe doch schon so viel geübt! Vor allem Discofox«, sagte ihr Vater. »Soll ich’s dir mal vorführen?«
    »Nein, bitte nicht«, sagte Anita. »Mum, tu was!«
    »Clive, setz dich. Und benimm dich.«
    Ein heftiges Stechen in ihrem Kopf ließ Anita zusammenzucken.
    Mr Palmer beugte sich mit sorgenvollem Blick vor. »Wie geht’s dir, mein kleines Mädchen?«
    Anita umklammerte seine Hand. »Mir tut’s überall weh«, flüsterte sie. »Und wenn ich die Augen zumache, sehe ich immer wieder vor mir, wie die Brücke auf uns zurast.« Sie runzelte die Stirn. »Ich verstehe einfach nicht, warum Evan nicht aufwacht. Angeblich ist alles in Ordnung mit ihm, aber das kann doch nicht stimmen, wenn er nicht zu Bewusstsein kommt?«
    »Sie wissen, was sie tun, mein Schatz«, sagte ihre Mutter. »Ich bin sicher, er wird aufwachen, wenn er bereit dazu ist.« Sie lächelte mitfühlend. »Ach, ich soll dir übrigens viele Grüße von Jade ausrichten.«
    Anita nickte. »Lieb von ihr. Hast du eigentlich schon alle durchtelefoniert, weil die Party ja nun verschoben werden muss?«
    »Ja«, sagte ihre Mutter. »Das habe ich dir doch gerade eben erzählt.«
    »Ach ja? Tut mir leid. Ich bin noch ein bisschen benebelt.«
    »Das kommt von der Gehirnerschütterung«, sagte ihr Vater. »Das ist auch der Grund, warum sie dich über Nacht hierbehalten wollen. Wenn jemand bewusstlos war, gehen sie gern auf Nummer sicher, damit sich nicht plötzlich irgendwas Unerwartetes im guten alten Gehirnkasten tut.« Er strich ihr übers Haar. »Dabei hätte ich ihnen gleich sagen können, dass sich in deinem nie etwas tu t – gar nichts.«
    Anita lächelte schwach.
    »Danke schön, Dad.«
    »Ach was, nicht der Rede wert. Gibt’s noch irgendwas, was wir für dich tun können? Unten gibt es einen Laden. Wir könnten dir ein paar Zeitschriften, Schokolade oder etwas zu trinken kaufen! Ich glaube, sie haben dort auch Obs t – hättest du gern ein paar Weintrauben?«
    »So spät nachts haben die bestimmt schon zu«, sagte Anita. »Und du weißt doch, dass ich Weintrauben nicht mag.«
    »Darum geht’s nicht. Du liegst im Krankenhaus, also musst du Weintrauben essen.«
    Anita wusste, dass er sie nur zum Lachen bringen wollte, aber es ging nich t – noch nicht. Sie lehnte den Kopf wieder zurück an die Kissen.
    »Wir sollten bald gehen«, meinte Mrs Palmer sanft.
    »Aber erst, nachdem wir ihr das Geschenk überreicht haben«, sagte ihr Vater. Er schaute auf seine Uhr. »Mitternacht.« Er beugte sich über sie und küsste sie auf die Stirn. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, jetzt bist du süße sechzehn.«
    »Danke, Dad.«
    Früher am Abend waren ihre Eltern kurz nach Hause gefahren, um sich ein bisschen frisch zu machen und ihr einen Schlafanzug zu hole n – und als sie wiederkamen, hatten sie ein Geburtstagsgeschenk dabeigehabt.
    Anita wusste, dass es nicht von ihnen war: Ihre Eltern hatten gesagt, ihr Geschenk sei zu groß, um es ins Krankenhaus mitzubringen. Sie wollten jedoch nicht verraten, was es war, aber Anita hoffte, es wäre der neue Computer, den sie in den letzten Monaten ungefähr fünfzigmal erwähnt hatte.
    »Wir haben dir etwas mitgebracht, was heute Morgen mit der Post gekommen ist«, sagte ihr Vater.
    Mrs Palmer zog einen großen, braunen gefütterten Umschlag unter dem Stuhl hervor. »Wir dachten, dass es wahrscheinlich ein Geburtstagsgeschenk ist«, sagte sie und reichte Anita den Umschlag.
    Er fühlte sich ziemlich schwer und fest an.
    »Es steht kein Absender drauf, aber abgestempelt ist er in Richmond.«
    Anita sah auf das dicke Päckchen. Ihr Name und die Adresse waren in einer fremden Handschrift geschrieben. Sie runzelte die Stirn. Richmond? Der Bezirk lag im Westen Londons.
    »Ich kenne niemanden in Richmond«, sagte sie.
    »Tja, aber anscheinend kennt jemand in Richmond dich«, sagte ihr Vater. »Los, mach es auf. Ich bin schon ganz gespannt, was du gekriegt hast.«
    Verwirrt öffnete Anita den Umschlag. Das Geschenk war in blaues Seidenpapier gewickelt. Vorsichtig zog sie es heraus und packte es aus.
    »Oh, wow!«, hauchte sie. Es war ein altes, in Leder gebundenes Buch mit punziertem rot-grünem Rücken und dekorativer smaragdgrüner Prägung auf dem Einband. Es war abgegriffen und
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