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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter
Autoren: Frewin Jones
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Warmes. Offenbar war die Haut gerissen. Sie zog die Hand zurück und hielt sich die Finger im Halbdunkel vors Gesicht. Sie hatte erwartet, Blut zu sehen, aber die Flüssigkeit war klar, dickflüssig und glitschig.
    Sie ließ den Blick über die Schlafenden in den umstehenden Betten wandern. Sie wollte nicht die Krankenschwester rufen. Das Ganze erschien ihr zu absurd, geradezu irreal. Die Toilette war nicht weit weg. Dort gab es Spiegel, in denen sie sich genauer ansehen konnte, was da auf ihrem Rücken war.
    Sie schlug die Decke zurück und schlüpfte aus dem Bett. Sie war ein bisschen wacklig auf den Beinen und fühlte sich ziemlich komisch. Benommen und seltsam leicht im Kopf.
    Nein, nicht nur im Kopf.
    Ihr ganzer Körper fühlte sich leicht an. Schwerelo s – als befände sie sich in einem Traum.
    Sie machte einen Schritt und hatte das Gefühl, als würde sie über dem Boden schweben.
    Sie lächelte. Das seltsame Gefühl gefiel ihr.
    Leicht wie eine Feder glitt sie über den Boden. Eine schwarzhaarige Krankenschwester saß in einem kleinen hellen Lichtschein an der Anmeldung. Sie blickte kurz auf, aber als Anita ihr zu verstehen gab, dass sie nur auf die Toilette wollte, nickte sie und senkte wieder den Kopf.
    Anita schwebte weiter zur Toilettentür und glitt hindurch.
    Hier drinnen war es viel heller. Gegenüber den Toilettenkabinen befand sich eine Reihe von Waschbecken und darüber hing jeweils ein Spiegel.
    Plötzlich wurde Anita schwindlig und sie griff haltsuchend nach einem Waschbeckenrand. Ihr kam es vor, als würde ein Wirbelwind durch ihren Körper fahren. Sie schloss die Augen. Es war, als würde sie mit enormer Geschwindigkeit durch die Luft rasen, ohne anhalten zu können.
    Schwer atmend öffnete sie die Augen.
    Sie streckte die Hand nach dem Wasserhahn aus, um sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen.
    Als sie den Wasserhahn jedoch berührte, loderte blaues Feuer aus ihren Fingerspitzen und ein brennendes Kribbeln schoss ihr bis zur Schulter hinauf. Mit einem Schrei zuckte sie zurück.
    Und dann, ganz plötzlich, durchflutete der Schmerz sie mit einer Wucht, die alles andere ausblendete. Wieder schrie sie auf. An zwei Stellen im Rücken fühlte sie ein heftiges Stechen. Es fühlte sich an, als würde jemand ihr die Schulterblätter mit Rasiermessern aufschlitzen.
    Anita fiel auf die Knie.
    Etwas drückte unangenehm hinten gegen ihr Schlafanzugoberteil.
    Sie hörte etwas reißen.
    Irgendetwas wuchs ihr aus dem Rücke n – zwei Teile, die sich hin und herbewegten.
    Jetzt glich der Schmerz nicht mehr dem von Skalpellenschnitten, sondern verwandelte sich in ein Piksen, als wenn sie zu lange im Schneidersitz gesessen hätte. Das unerträgliche Gefühl wie von Nadelstichen, wenn das Blut langsam wieder zirkuliert. Nur dass es nicht im Bein war.
    Anita kauerte zusammengekrümmt am Boden, hatte den Kopf an die Knie gepresst und die Arme um den Körper geschlungen, während sie die Augen zukniff.
    Sie konnte diese zwei unglaublichen Auswüchse auf ihrem Rücken spüren.
    Mehrere Minuten lag Anita zusammengekauert auf dem kalten Boden; zu erschrocken, um sich zu bewegen, sogar fast zu ängstlich zum Atmen. Langsam ließen das Unbehagen und die Angst nach.
    Anita hob den Kopf.
    Seltsam neue Muskeln spannten sich auf ihrem Rücken an und sie spürte einen Luftzug. Sie stützte sich auf alle viere. Jetzt tat ihr nichts mehr weh. Sie hielt sich am Waschbecken fest und zog sich in den Stand hoch.
    Sie schaute in den Spiegel. »Was zu m …?«
    Da war ihr Gesicht, ihr vertrautes Gesicht, aschfahl vor Schock. Es starrte ihr in absoluter Fassungslosigkeit entgegen. Und d a – hinter ihren Schulter n – ragte ein Paar schillernder, hauchdünner Flügel auf.
    Anita betrachtete sie. Sie waren so schön, fein und zart wie die Flügel einer Libelle. Sie bewegte die Schultern und sofort erzitterten die Flügel, änderten je nach Lichteinfall die Farbe.
    »Ich habe Flüge l …«, flüsterte sie und strahlte von einem Ohr zum anderen, während die Flügel schneller schlugen und ihr die Haare ums Gesicht wehten.
    Im Spiegel sah sie, wie sie höher stieg, und sie fühlte, wie der Waschbeckenrand ihr aus den Händen glitt. Sie blickte hinunter: Ihre Füße hatten vom Boden abgehoben.
    So leicht wie eine Feder im Wind schwebte sie auf das Fenster zu. Es war verschlossen, aber als sie den Riegel mit den Fingerspitzen berührte, schnappte er auf und das Fenster öffnete sich weit.
    Kühle Nachtluft schlug ihr
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