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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter
Autoren: Frewin Jones
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Fluss rumliegen. Dann bringe ich dich in die Stadt zurück und wir können in ein paar Clubs gehen.« Er lächelte sie an. »Hast du Lust?«
    »Und ob!«
    Evan hatte sich mit keinem Wort beschwert, als sie eine halbe Stunde zu spät an der U-Bahn-Station Monument aufgetaucht war. Er hatte ihr einen Kuss gegeben, war dann Hand in Hand mit ihr hinunter zum Fluss und über einen schwankenden Steg zu dem kleinen schnittigen Schnellboot gegangen, das er für diesen Tag gemietet hatte.
    Wenige Minuten später waren sie schon die Themse entlanggebraust, dass sich hinter ihnen das Kielwasser wie ein Paar Schwanenflügel hob.
    »Wo hast du Boot fahren gelernt?«, rief Anita ihm zu.
    Evan grinste sie an. »Beeindruckt?«
    »Schon!«
    Evan lachte. »Ach, ich hab noch so einige verborgene Talent e – wusstest du das denn nicht?« Ruckartig riss er das Steuerrad herum und das Boot machte einen kleinen Hüpfer.
    »Nicht!«, stieß Anita hervor und packte die Metallreling. »Au!«, rief sie aus und zuckte zurück.
    »Was ist denn?«, rief Evan.
    Anita rieb sich die Finger. »Ich hab einen Stromschlag von der Reling bekommen.«
    »Tja, das kommt eben von deiner elektrisierenden Persönlichkeit«, sagte er und bremste das Boot ab, weil sie an einem Wassertaxi vorbeikamen.
    Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Mach dich nicht lustig über mic h – das tat echt weh!« Jetzt, da sie nicht mehr so schnell fuhren, konnte sie fast wieder in normaler Lautstärke sprechen. »Das geht jetzt schon seit ein paar Wochen so. Jedes Mal, wenn ich Metall berühre, kriege ich einen Stromschlag. Dad meint, das sei die statische Aufladung.«
    Evan zuckte die Achseln. »Dann fass doch einfach kein Metall mehr an.«
    »Leichter gesagt als getan«, stellte Anita klar. »Wie soll ich ohne Besteck essen? Echt nervig. Wenn das so weitergeht, muss ich noch die ganze Zeit Handschuhe tragen.« Sie schüttelte den Kopf. »Das muss natürlich ausgerechnet mir passieren!«
    »Passieren dir denn öfter seltsame Dinge?«, fragte Evan und warf ihr einen amüsierten Seitenblick zu.
    »Nicht seltsa m – nur peinlich«, sagte Anita. »Laut Mum bin ich ein Pechvogel. Und Dad meint, dass ich wahrscheinlich unter einem Unglücksstern geboren wurde.«
    »Ach, das glaub ich nicht«, sagte Evan.
    Vor ihnen kam rasch die Lambeth Bridge näher.
    »Also, im Moment bin ich jedenfalls ganz und gar nicht unglücklich«, sagte Anita. Sie grinste.
    »Gut.« Er sah wieder zu ihr hinüber, aber mit einem Mal war er ganz ernst. »Anita? Es gibt da etwas Wichtiges, was ich dir sagen muss.«
    Ein nervöses Kribbeln durchfuhr sie und ihr Magen schlug Purzelbäume. Sie sah Evan halb ängstlich und halb gespannt a n – welches Bekenntnis jetzt wohl kommen würde?
    Nenn Liebster mich, so bin ich neu getauf t …
    Doch bevor Evan etwas sagen konnte, legte sich ein kalter Schatten über sie, als hätte eine dunkle Hand sich vor die Sonne geschoben. Anita blickte auf: Der Himmel war wolkenlos.
    Evan drehte ruckartig den Kopf und riss die Augen auf. Etwas schien ihn zutiefst erschreckt zu haben.
    Anita blickte über den Fluss, um herauszufinden, was es war. Für den Bruchteil einer Sekunde meinte sie, etwas Langes, Dunkles direkt auf der Wasseroberfläche zu sehen.
    »Nein!«, knurrte Evan mit zusammengebissenen Zähnen. »Er kann uns unmöglich gefunden haben. Nicht ausgerechnet jetzt!«
    Anita starrte ihn verwirrt an. Wovon sprach er?
    Evan riss das Steuerrad herum.
    Das Boot machte eine scharfe Kehrtwende und legte sich so schräg ins Wasser, dass Anita taumelte und gegen Evan fiel. Kaltes Wasser spritzte ihr ins Gesicht und sie rang keuchend nach Atem.
    »Evan! Stopp!«, schrie sie.
    »Nein«, rief er mit wilder, brüchiger Stimme. »Er weiß, dass wir hier sind. Er wird dich mir wegnehmen!«
    »Was redest du denn da? Eva n – bitte!«
    Aus dem Augenwinkel sah sie etwas Großes, Dunkles vor sich aufragen. Als sie den Kopf drehte, füllte bereits einer der Steinpfeiler der Lambeth Bridge ihr Blickfeld komplett aus.
    Dann knallte es auch schon und Anita sauste durch die Luft. Ein ohrenbetäubender Lärm folgte und der Himmel drehte sich wirbelnd wie in einem Kaleidoskop. Rote Flammen züngelten am Rand ihres Gesichtsfelds und um sie herum wurde es schwarz. Und dann war da nur noch die eisige tödliche Umarmung des tiefen Wassers.

II
    A ls Erstes war da eine Stimme.
    Es war eine sanfte und tiefe Männerstimme: »Die Sterblichen in ihrer Welt, geschlagen von Blindheit, sehen sie
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