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Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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werden wir nie fertig.»

37
    Frédéric wanderte unruhig im Kreis herum. Sein untrügliches Zeitgefühl signalisierte ihm, dass Aliénor sich auf dem Weg zu ihm befinden müsste – wenn nichts dazwischen gekommen war. Er war beunruhigt. Nicht seinetwegen, dazu hatte er in seinem Leben schon zu vieles erlebt, sondern wegen Aliénor. Würde sie alles schaffen?
    Schnelle, leichte Schritte näherten sich. Aliénor.
    Sie trat herein, aufgeregt und atemlos. Sie trug ihren Kristall mit beiden Händen vor ihrem Körper. Ihre Wangen waren vor Anspannung gerötet und eine große Entschlossenheit lag in ihrem Gesichtsausdruck.
    «Aliénor – was …?»
    «Bisher läuft alles nach Plan», wimmelte sie ihn ab. «Aber wir haben keine Zeit zu verlieren.»
    Er nickte. Sie hatte recht.
    Frédéric reagierte sofort und duckte sich tief hinunter. Er kannte den Plan, mit dem Kristall die Sonnenkugeln auszuschalten. Ein gefährlicher Plan, allein weil niemand wusste, was passieren würde, wenn der Mondstein in das Licht gehalten werden würde. Er würde die Strahlen absorbieren, so weit, so gut.
    Jedoch was genau das bedeutete, hatte ihm niemand sagen können. Aber sie hatten keine andere Wahl.
    Kaum hatte Frédéric sich niedergekniet, streckte Aliénor den Mondstein direkt in das Licht des Bannkreises zwischen den Sonnenkugeln. Der Raum wurde so grell erleuchtet, dass er für einen Moment schützend eine Hand vor seine Augen heben musste. Von allen Seiten wurden die aus den Sonnensteinen herausschießenden Sonnenstrahlen in Aliénors Kristall gebündelt, der dabei immer gleißender leuchtete.
    Er sah, wie sie anfing zu zittern. Es mussten unglaublich große Kräfte auf den Kristall wirken. Ohne zu überlegen stand er auf, trat an die Lichtkuppel heran und legte seine Hände über die ihren.
    Das Licht tanzte schmerzhaft über seine Hände, aber es kümmerte ihn nicht. Er sah nur sie. Ihr entschlossenes kleines Gesicht, die Kraft, die aus ihren Augen strahlte. Sie war alles, was für ihn wichtig war.
    Irgendwann war es vorbei. Das Licht erlosch.
    Sie sank auf den Boden und zog ihn mit sich.
    «Wir haben es geschafft», flüsterte sie. «Wir haben es tatsächlich geschafft.»
    Er hielt sie in den Armen, bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. Sie griff nach seinen Händen, spürte, wie er zusammenzuckte.
    Sie verzog das Gesicht, als sie die verbrannte Haut sah. Es war in der Tat kein schöner Anblick. Die Haut hatte sich blasig geschält, war teilweise sogar verkohlt. Die Schmerzen waren beträchtlich, aber er wusste, es würde heilen. Die Brandspur, die die Lichtkuppel gestern über seine Haut gezogen hatte, war heute nur noch eine heftig gerötete, glänzende Narbe.
    «Das sieht schlimmer aus, als es ist», versicherte er ihr. «In wenigen Tagen wird nichts mehr davon zu sehen sein.»
    Sie sah so aus, als wollte sie diskutieren, aber ihr war wohl auch klar, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Er zog sie hoch und hielt sie, als ihre Knie nachgeben wollten.
    «Geht es, Liebste? Soll ich dich besser tragen?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Nein, es geht schon.» Und tatsächlich wurde ihr Gang schon nach wenigen Schritten sicherer.
    Sie verließen den Kerker Hand in Hand und stiegen die Treppe bis zu den Hinkelsteinen hinauf . Frédéric fragte sich gerade, ob es wirklich so einfach sein konnte, als drei bewaffnete Elfen aus dem Schatten der Menhire ins Haus der Viviane traten und sich ihnen in den Weg stellten.
    Er spürte, wie Aliénor erschreckt die Luft einzog und sich ihre Hand in der seinen verkrampfte. Innerlich fluchend schob er sie vorsichtig hinter sich und in den Schutz der mächtigen Hinkelsteine. Er hätte ihr das, was jetzt kommen würde, wirklich gerne erspart. Aber er hatte keine Wahl.
    Die Elfen hatten ihre Waffen, lange, schimmernde Schwerter, gezogen und kamen langsam auf sie zu.
    Einer von ihnen lachte höhnisch. «Habt ihr wirklich geglaubt, der König hätte nicht gewusst, was Nelrin geplant hat?»
    Frédéric hatte nicht vor, sich auf irgendwelche Gespräche einzulassen. Wohin sollte das auch führen? Er machte einen entschlossenen Schritt auf den vordersten der Elfen zu.
    Sekunden später lag sein Gegner am Boden und sein Schwert war in Frédérics Hand. Befriedigt stellte er fest, dass ihn die Verbrennungen auf dem Handrücken nicht wirklich behinderten. Sein Griff war fest und genau und das Ganze würde auch kaum so lange dauern, dass die Belastung unangenehm werden würde.
    In der Tat war es innerhalb
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