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Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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von einer Minute vorbei. Die Elfen mochten Wachen sein, vielleicht nicht einmal schlecht ausgebildet, aber ihr Können stand in keinem Vergleich zu seiner Erfahrung und seiner Kraft. Mit wenigen Streichen brachte er sie mit der effizienten Ökonomie eines erfahrenen Schwertkämpfers zu Boden.
    Er blickte auf die leblosen Gestalten zu seinen Füßen. Hätte er sie schonen sollen? Sie nur entwaffnen? Nein, es war ein direkter Angriff auf ihn und – noch wichtiger – Aliénor gewesen. Sie befanden sich in Feindesland. Er wusste nicht, was noch vor ihnen lag. Er konnte es sich nicht erlauben, handlungsfähige Feinde in seinem Rücken zu lassen.
    Trotzdem war sein Blick unsicher, als er ihn wieder zu Aliénor wandte. Was würde sie denken, nun, da sie gesehen hatte, was er wirklich war?
    Ihr Gesicht war noch blasser als sonst, ihre Augen riesig. Aber sie streckte ihm die Hand entgegen.
    «Komm.» Ihre Stimme klang rau, aber entschlossen.
    Er griff ihre Hand und sie eilten in Richtung Waldrand davon.

38
    Sie hatten mit Nelrin ausgemacht, dass sie, solange es Frédéric möglich war, am Parkplatz auf Nachricht von ihm warten würden. Sie wussten, was es bedeuten würde, wenn er nicht kam. Frédéric stand so still gegen den Wagen gelehnt, dass er genauso gut Teil der Umgebung hätte sein können.
    Aliénor betrachtete ihn. Er hatte seit dem Zwischenfall im Wald kein Wort gesagt.
    Sie hatte solche Angst gehabt, als die Wachen auftauchten, und war davon überzeugt gewesen, dass dies das Ende ihrer Flucht bedeutete.
    Doch dann hatte Frédéric losgeschlagen. Noch immer lief ihr ein Schauer über den Körper, wenn sie sich an den Kampf erinnerte. Sie hatte fasziniert zugesehen, unfähig den Blick abzuwenden.
    Zum ersten Mal hatte sie das Raubtier in ihm gesehen – schön, elegant, tödlich. Sie hatte das immer gewusst, aber bisher hatte sie es nicht verstanden, was das wirklich bedeutete.
    Es war erschreckend gewesen – und auf äußerst beunruhigende Weise wunderschön. Seine geschmeidigen Bewegungen, wie ein Tänzer. Selbst ihr, die keinerlei Erfahrung in diesen Dingen hatte, war klar, dass es Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte gebraucht hatte, um diese Meisterschaft mit der Waffe zu erlangen.
    Hatte er die Elfen getötet? Sie wusste es nicht. Was sie wusste, war, dass er ihr Leben gerettet hatte. Wieder einmal.
    Ein heißes Gefühl stieg in ihrer Brust auf. Ja, er war ein gefährliches, sogar tödliches Raubtier. Aber er war ihr gefährliches, tödliches Raubtier. Und sie hatte nicht vor, ihn jemals wieder gehen zu lassen.
    Sie trat zu ihm und er wandte ihr den Blick zu.
    Sie legte ihre Hände an sein Gesicht. «Ich liebe dich.»
    Der verschlossene Ausdruck, der seit dem Kampf in seinen Augen gewesen war, verschwand. Sein Mund formte sich zu einem zärtlichen Lächeln.
    «Aliénor …», begann er.
    Sie legte ihm den Finger auf die Lippen. «Schhh… Du bist mein. Egal, was passiert, du bist mein und ich liebe dich. Vergiss das niemals.»
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn, zärtlich zuerst, als erkundete sie ein neues Terrain, dann tiefer, intensiver. Mit einem dunklen Stöhnen legte er seine Arme um sie und zog sie fester an sich.
    Irgendwann löste er sich von ihr. Aliénor war zu sehr in ihrem Kuss gefangen gewesen, aber seinen scharfen Sinnen war es nicht entgangen. Schritte näherten sich.
    Aliénors Blick glitt suchend über den Waldrand. Sie sah, wie sich Frédéric neben ihr vom Wagen löste. Seine Haltung wirkte entspannt, aber sie spürte die Spannung in seinen Muskeln, die Bereitschaft sofort zuzuschlagen, sollte dies nötig sein.
    Endlich trat eine Elfe aus dem Schatten der Bäume.
    Nelrin.
    Aliénor bemerkte erst jetzt, dass sie unwillkürlich den Atem angehalten hatte. Die Rebellion, wenn auch nicht so einfach und friedlich wie erhofft, war dennoch offensichtlich erfolgreich gewesen.
    Sie wollte zu ihm eilen, blieb dann aber überrascht stehen. Der freundliche, charmante Elf, als den sie ihn kennengelernt hatte, war verschwunden. An seine Stelle war ein kampferprobter Streiter getreten.
    An seiner Seite hing ein langes, schmales Schwert, und als er auf sie zukam, sah sie, dass er leicht hinkte. Aus einem Schnitt über seiner linken Augenbraue war Blut gelaufen, das nur unvollständig weggewischt worden war, und hoch auf seinem Wangenknochen glänzte eine tiefe Schürfwunde.
    Er nickte den zwei Elfen, die ihn begleitet hatten zu, und sie blieben zurück, während er zu ihnen
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