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Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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zugestimmt, wenn ich geahnt hätte …» Er schluckte schwer. «Als ich dich das erste Mal sah, glaubte ich, ich würde den Verstand verlieren. Ich wusste sofort, wer du sein musstest. Du bist deiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.»
    Er griff mit einer Hand in eine Tasche seines Umhangs und holte ein Kettchen mit einem ovalen Medaillon hervor. Er klappte das Medaillon auf. Unter dem Deckel des Schmuckstücks verbarg sich das Antlitz einer jungen Frau, die Aliénor zum Verwechseln ähnlich sah. Aldin drückte ihr das Medaillon in die Hand.
    «Hier. Das ist alles, was mir von deiner Mutter geblieben ist. Ich möchte, dass du es behältst.»
    «Warum sagst du es mir erst jetzt?» Jedes Wort fiel Aliénor schwer, als läge eine stählerne Klammer um ihre Brust, eng gezogen und drückte ihr die Luft ab.
    «Ich habe vorher nichts gesagt, weil ich dich schützen wollte. Mir war deine Rolle in dem Ganzen nicht klar und ich wollte nicht, dass du in etwas hineingezogen wirst, was du nicht abschätzen kannst. Aber jetzt … ich weiß nicht, was morgen geschehen wird. Ich … wollte es dir sagen, falls …»
    Sie verstand. Er hatte Angst, den morgigen Tag nicht zu überleben.
    Impulsiv legte sie ihre Arme um ihn. Er drückte sie an sich und küsste sie auf das Haar.
    «Meine Tochter», murmelte er mit erstickter Stimme. «Meine kleine Aliénor.»
    «Ich wünschte, wir könnten mehr Zeit miteinander verbringen», flüsterte Aliénor, die ebenfalls mit den Tränen kämpfte.
    «Das werden wir», versicherte er ihr. Auch wenn ihr klar war, dass sie nicht wussten, was das Morgen bringen würde, war es doch unendlich beruhigend diese Worte aus dem Mund ihres Vaters zu hören. Ihres Vaters …
    Es schien immer noch undenkbar. Sie hatte ihn tatsächlich gefunden. Wieder und wieder musste sie ihn ansehen. Er sieht noch so jung aus , schoss es ihr durch den Kopf. Insbesondere aus der Nähe. Es war nur die wertvollere Kleidung, die ihn von den anderen abhob, ihn dadurch wichtiger und weiser, und somit auch ein wenig älter machte. Aber verglichen mit ihrem Ziehvater wirkte er wie ein junger Mann.
    «Außerdem muss dir doch jemand zeigen, wie du deine Elfengestalt vor den Menschen verbergen kannst», fuhr Aldin fort.
    Sofort neugierig geworden horchte Aliénor auf. «Das geht?», fragte sie überrascht.
    Aldin nickte lächelnd. «Natürlich. Wie denkst du, dass ich mit deiner Mutter zusammen gelebt habe, ohne dass die Nachbarn uns oder sich selbst für vollkommen verrückt gehalten haben.»
    «Ja, das muss ich lernen. Wirst du es mir zeigen, papa? »
    Der Ausdruck in seinen Augen, als sie ihn Vater nannte, war unbeschreiblich.
    « Papa … Ich hätte nie gedacht, dass ich diese Worte einmal auf mich bezogen hören würde.»
    Wie einfach es doch manchmal war, jemandem ein Strahlen aufs Gesicht zu zaubern. Aber diese Magie hielt angesichts der ernsten Lage nicht lange an.
    Aldin atmete laut aus, dann räusperte er sich und fuhr fort. «Aber nun zu unserem Plan. Ich werde dafür sorgen, dass morgen Abend allen Getränken eine Schlafdroge beigemischt ist. Trink also nichts, keinen einzigen Tropfen! Sobald du merkst, dass die ersten anfangen zu gähnen, entschuldigst du dich, verlässt den Saal und begibst dich sofort zu deinem Vampir.»
    Aliénor fasste Aldins Hände. «Aber, ich kann doch gar nichts ausrichten. Noch beherrsche ich keine Elfenmagie. Wie lässt sich der Kreis der Sonnenkugeln durchbrechen?»
    «Wir bräuchten einen Mondstein», murmelte Aldin. «Aber die, die hier sind, befinden sich alle gut bewacht in der Schatzkammer. Der König würde sofort informiert werden, wenn einer verschwindet.»
    Aliénor erstarrte. «Mondstein?», fragte sie. «Wie sehen die aus?»
    «Es sind helle, unregelmäßig geformte Kristalle, meist mit spitzen Ecken und blassgrünem Schimmer.»
    «Ich habe einen Mondstein. Frédéric hat mir einen gegeben.»
    Aldin sah sie für einen Moment schweigend an. «Dann muss er dich wirklich lieben. Mondsteine sind sehr kostbar. Die gibt man in der Regel nicht einfach aus der Hand. Aber umso besser. Dann benutze den Mondstein. Mondsteine und Sonnensteine sind zwei Teile einer Medaille. Der Mondstein wird die Strahlen der Sonnensteine auf sich lenken und aufnehmen.»
    Näherkommende Schritte waren auf dem feinen Kies zu hören und Aldin legte einen Finger auf den Mund.
    Eine der Näherinnen kam um die Hausecke. «Also hier bist du! Wir suchen dich schon überall. Komm mit, du musst dein Kleid anprobieren! So
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