Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
seinem Rücken zu halten.
    »Wenn ich um Eure Hände bitten dürfte, Erhabene.«
    Pia starrte die Lederriemen in seinen Händen an. »Habe ich die falschen Fragen gestellt?«
    Hernandez wiederholte seine auffordernde Geste. Pia sah aus den Augenwinkeln, wie der Barbar neben ihr dazu ansetzte, seinem Herrn zu Hilfe zu kommen, und streckte Hernandez hastig die aneinandergelegten Handgelenke entgegen.
    »Nur eine kleine Sicherheitsvorkehrung, Erhabene«, sagte er, während er ihre Hände rasch (und eindeutig fester als notwendig) zusammenband und den Rest des Lederriemens dann benutzte, um sie am Sattelknauf festzubinden. »Wir verlassen gleich die Stadt, und in diesem verdammten Tor gibt es für meinen Geschmack eindeutig zu viele Schatten. Wir wollen doch nicht, dass Ihr uns im letzten Moment noch abhandenkommt, nicht wahr, Erhabene?«
    Pia gab sich Mühe, ihn mit Blicken aufzuspießen, aber Hernandez grinste nur knapp und überprüfte noch einmal sorgfältig den Sitz ihrer Fesseln. Dann reichte er ihrem Führer einen zweiten, deutlich längeren Riemen, den dieser benutzte, um ihn um ihr linkes Fußgelenk zu knoten und sich anschließend unter dem Pferd hindurchzuducken und das andere Ende um ihr rechtes Bein zu binden.
    »Sie scheinen ja richtig Respekt vor mir zu haben«, sagte Pia.
    »Den habe ich in der Tat«, antwortete Hernandez. »Das Erste, was ich auf dieser ungastlichen Welt gelernt habe, war, meine Gegner niemals zu unterschätzen. Und das solltest du auch nicht … und wo wir schon einmal dabei sind: Nur falls dir irgendwelche verzweifelten oder dummen Ideen kommen sollten, unsere Lizards laufen doppelt so schnell wie das schnellste Pferd.«
    Er wartete vergeblich auf irgendeine Antwort, bedeutete dem Mann, der sie gefesselt hatte, mit einer Geste, seine Arbeit noch einmal zu überprüfen, und wandte sich dann in befehlendem Ton an einen der Orks in seiner Nähe. »Sag deinen Leuten Bescheid, dass wir abziehen. Wir haben, worum wir gekommen sind.«
    »Und die Elben?«, fragte die riesige Kreatur.
    Pia war nicht nur überrascht, das Wesen sprechen zu hören, sondern das auch noch mit einer zwar sehr tiefen, aber durchaus menschlich klingenden Stimme. Was hatte Hernandez gerade gesagt? Man sollte seine Gegner niemals unterschätzen?
    »Wenn sie sie erledigt haben, umso besser. Aber sucht nicht nach ihnen. Wenn sie deine Leute in dieses Labyrinth hier locken, dann töten sie sie einen nach dem anderen. Wir erwischen sie schon noch.«
    Der Ork nickte abgehackt, zwang sein reptilienhaftes Reittier mit einem Ruck herum und sprengte davon. Pia glaubte plötzlich ein bisschen besser zu verstehen, was Hernandez gerade gemeint hatte. Das Tier rannte nicht so, wie ein Pferd es getan hätte, sondern sprintete los wie eine zu groß geratene Eidechse, mit weit nach vorne gestrecktem Hals und waagerecht ausgestrecktem Schwanz. Es war in der Tat mindestens doppelt so schnell wie jedes Pferd, das sie je gesehen hatte.
    »Beeindruckend, nicht?«, fragte Hernandez. »Sie stammen aus Ursa, der Heimat der Orks. Und das sind noch die friedlichsten Haustiere, die sie sich halten. Du solltest erst einmal die Schätzchen sehen, die sie schlachten.«
    »Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass ich sie kennenlernen werde?«, sagte Pia. »Ob ich will oder nicht.«
    »Ursa?« Hernandez schüttelte fast erschrocken den Kopf. »Bei Kronn, wie kommst du auf diese Idee? Niemand geht nach Ursa. Die Orks halten nicht viel von Besuch.«
    Sie ritten weiter. Nach und nach gesellten sich weitere Krieger zu ihnen und auch mindestens zwei oder drei Dutzend Orks, die auf schuppigen Lizards ritten.
    Pia versuchte, sich einen genaueren Eindruck von den riesigen Kreaturen zu verschaffen. Immerhin konnten diese Wesen sprechen, waren offensichtlich in der Lage, Tiere zu domestizieren und abzurichten, und verfügten über eine eigene Kultur und Zivilisation. Sie waren ausnahmslos groß und sehr muskulös, aber längst nicht alle waren solche Giganten wie der, mit dem sie es vorhin zu tun gehabt hatte. Manche waren kaum größer als Hernandez’ Barbarenkrieger, und nicht wenige von ihnen wirkten sogar verblüffend menschlich, wenn man sich die grüne Schuppenhaut, das eine oder andere Horn und ungefähr zweihundert Zähne wegdachte. Diese Geschöpfe hatten jedenfalls nichts mit dummen Tieren gemein, die nur Gewalt und Töten kannten.
    Pia fragte sich, in welcher Beziehung Hernandez zu den Orks stand. Die Worte, die er gerade mit dem Echsenreiter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher