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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Himmel krächzten zustimmend, und das Heer setzte sich augenblicklich und sehr schnell in Bewegung.
    Aber vielleicht war es trotzdem schon zu spät. Aus zwei der fünf Gassen strömten plötzlich keine Barbaren und Orks mehr heraus, dafür jedoch ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus Gardesoldaten, bewaffneten Bürgern und Rittern in sonderbar anmutenden, aber einheitlichen Rüstungen; vielleicht Soldaten des Heeres, von dem Istvan vorhin gesprochen hatte. Anscheinend hatten sich Hernandez’ Orks doch nicht so gründlich um sie gekümmert, wie er so vollmundig behauptet hatte.
    »Aber das ist unmöglich«, keuchte er. »Das ist vollkommen ausgeschlossen!« Und dann schrie er: »Das ist nicht echt! Bleibt zusammen! Das ist nur ein Trugbild!«
    Seine Worte gingen im Lärm der ausbrechenden Panik unter. Barbarenkrieger und Orks prallten gleichermaßen entsetzt zurück und suchten in überstürzter Flucht das Weite. Manche warfen gar ihre Waffen weg, und nicht wenige wurden von ihren eigenen Kameraden niedergetrampelt oder starben unter gewaltigen krallenbewehrten Pfoten, als auch die Reitechsen in Panik gerieten und eine nach der anderen durchzugehen begannen. Mehr und mehr Soldaten strömten aus den Straßen heraus, und hinter ihnen waren noch einmal Hunderte, wenn nicht Tausende, ein unendlicher blitzender Strom aus Helmen, Speerspitzen und emporgereckten Schwertern.
    Und es war längst nicht nur der Anblick dieser erdrückenden Übermacht, der aus Hernandez’ gerade noch so stolzem Heer einen Haufen kopfloser, schreiender Männer machte. Viel schlimmer war die Furcht, die dem Heer wie eine unsichtbare Flutwelle vorauseilte, die Gedanken von Mensch und Tier lähmte und ihre Herzen mit Furcht erfüllte, gegen die selbst der stärkste Wille machtlos war.
    Auch Pia krümmte sich und begann vor Panik zu wimmern. Ihr Pferd tänzelte und versuchte auszubrechen, und selbst Hernandez gelang es nur noch mit großer Mühe, seine Reitechse unter Kontrolle zu halten.
    »Glaubt nicht daran!«, schrie er. » Das ist nur ein Trugbild!«
    Vielleicht hatte er damit sogar recht, dachte Pia mit dem winzigen Rest von klarem Verstand, der ihr noch geblieben war. Eigentlich war es vollkommen unmöglich, dass dieses gewaltige Heer buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht sein sollte. Es konnte gar nicht real sein.
    Aber das war lediglich, was ihr Verstand ihr sagte. Ihre Augen und die kreischende Angst in ihrem Inneren behaupteten etwas anderes, und es war ganz egal, welche Argumente ihre Vernunft dagegen aufzubieten versuchte. Rings um sie herum explodierte die Panik zu reinem Chaos. Sie hörte Schreie, das Kreischen von Mensch und Tier und ein immer lauter werdendes Tosen und Bersten, den schrecklichen Laut brechender Knochen und Rüstungen, Helme und Schädel, die unter gepanzerten Pfoten zermalmt wurden. Hernandez musste in diesen wenigen Augenblicken mehr Männer verlieren als während des gesamten Kampfes um die Stadt, und möglicherweise war das Schlimmste noch nicht einmal vorbei: Plötzlich gellten auch hinter ihnen Schreie auf, und als Pia im Sattel herumfuhr, sah sie ein Bild, das direkt aus dem tiefsten Schlund der Hölle zu stammen schien.
    Das Feuer hatte weiter um sich gegriffen. Die Straße hinter ihnen schien nicht einfach nur zu brennen, sondern war zu einem lodernden Tunnel geworden, dessen Wände aus purem Feuer bestanden, ein Schacht aus lodernder weißer Glut, der direkt ins Herz einer explodierenden Sonne führte.
    Und an seinem Ende erschien ein Dämon.
    Er war riesig, trug eine Rüstung in der Farbe der Nacht und sprengte auf einem gigantischen schwarzen Pferd heran. Sein Mantel wehte wie ein Paar riesiger schwarzer Flügel hinter ihm her, und wo die Hufe seines Schlachtrosses den Boden berührten, da stoben Funken auf.
    »Das ist auch nur ein Trugbild!«, schrie Hernandez. »Lasst euch nicht narren!«
    Der schwarze Dämon raste weiter heran, hielt plötzlich einen fast mannslangen Bogen in der Hand und schoss einen Pfeil ab, und auch wenn er tatsächlich nur eine Illusion sein sollte: Der Pfeil war es nicht. Er durchschlug die Brust eines berittenen Orks, suchte sich seinen Weg durch den Schädel eines zweiten, noch bevor der Schuppenträger aus dem Sattel sank, und durchbohrte noch zwei weitere Männer, bevor er tatsächlich herumschwenkte und genau auf Hernandez zielte!
    Hernandez reagierte mit unglaublicher Schnelligkeit, indem er sich mit einer eigentlich ganz und gar unmöglichen Bewegung herum- und zur
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