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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick
Autoren: Katrin Lankers
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gewesen zu sein. Die Mutter beteuerte ihre Treue und ließ ebenfalls einen Gentest durchführen. Das schockierende Ergebnis: Das kleine Mädchen ist auch nicht ihre Tochter. Das Krankenhaus bot daraufhin den fünf Familien, deren Kinder zur selben Zeit in derselben Klinik geboren worden waren, Gentests an. Diese ergaben: Zwei der Mädchen waren tatsächlich vertauscht worden. »Es ist uns ein Rätsel, wie es zu der Verwechslung kommen konnte«, erklärte ein Krankenhaussprecher. Im Namen des Krankenhauses entschuldigte er sich bei den betroffenen Familien.

    »Was hast du denn da?« Rosann ließ sich neben Mageli auf ihren Stuhl fallen und wollte die Zeitung zu sich rüberziehen.
    »Och, nichts.« Schnell faltete Mageli die Seite zusammen und steckte sie zwischen die Hefte in ihren Rucksack.
    Rosann pikste sie mit dem Zeigefinger in die Taille. »Hast dich mal wieder über die Affären der Stars und Sternchen schlaugemacht, was?«
    »Nee, ich hab Kontaktanzeigen gewälzt. Ich dachte, vielleicht finde ich meinen Traumprinzen ja per Inserat.«
    »Als ob du das nötig hättest.« Rosann lachte. »Mach doch mal die Augen auf, hier gibt’s jede Menge Kerle, die nur darauf warten, dass du endlich dein Keuschheitsgelübde brichst.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du unter Halluzinationen leidest.«
    Rosann verdrehte nur die Augen.
    »Du hättest lieber mal in den Stellenanzeigen nach einer neuen Herausforderung für Madam Goldkehlchen suchen sollen. Vielleicht als Gefängnisaufseherin? Dann könnte sie mit den Häftlingen den Gefangenenchor aus ›Nabucco‹ einstudieren.«
    Erschrocken schaute Mageli hoch. Frau Ursulin hatte sie total vergessen. Aber die war am Klavier damit beschäftigt, die Noten zu einem unordentlichen Stapel zusammenzuschieben. Ansonsten war der Klassenraum leer.
    »Wo sind denn alle hin?«, fragte Mageli erstaunt.
    »Wow, du musst mir unbedingt verraten, wo sie dieses Mittel verkaufen. Wie abwesend kann man eigentlich noch sein?« Rosann schaute Mageli kopfschüttelnd an. »Jodel-Ursel hat uns früher aus ihren Klauen entlassen. Vielleicht hat sie ja noch ein Rendezvous und will es wild mit dem Hausmeister auf dem Flügel treiben.«
    Schnell packte Mageli ihren Rucksack und folgte Rosann, die vor sich hin lachte, zur Tür. »Vergesst nicht das Konzert am Freitag. Seid pünktlich. Und, Mageli, spiel bitte nur, was wir abgesprochen haben, ich habe keine Lust auf deine Extratouren«, rief ihnen Frau Ursulin nach.
    Und ich habe keine Lust auf Ihren langweiligen Klassikkram. Die Bemerkung lag Mageli auf der Zunge, aber sie schluckte sie herunter. Zweimal Stress mit Frau Ursulin an einem einzigen Tag hätte ihre Statistik zu sehr verschlechtert.

»Kein Eis?« Rosann klang enttäuscht.
    »Ich muss echt nach Hause. Meine Mutter hat mich fürs Fensterputzen eingeteilt.«
    »Schon wieder? Wie oft putzt ihr eigentlich eure Fenster? So viel Spannendes gibt es in diesem Kaff doch gar nicht zu sehen.«
    Mageli zuckte mit den Schultern. Dass sie noch einen weiteren, viel wichtigeren Grund hatte, schnell nach Hause zu kommen, wollte sie Rosann lieber nicht erzählen. Eigentlich hatten sie und Rosann keine Geheimnisse voreinander, aber es gab eine Ausnahme von dieser Regel. Denn wenn Mageli der Freundin von ihren Vermutungen erzählte, Linda und Jost könnten nicht ihre richtigen Eltern sein, dann tat Rosann das als Spinnerei ab. »Deine Fantasie geht mit dir durch!« Den Satz hatte Mageli nicht erst einmal aus dem Mund ihrer besten Freundin gehört. Deshalb war es ihr lieber, Rosann erfuhr erst mal nichts von ihrer neuesten Spur.
    »Na dann, meine Süße, viel Spaß beim Putzen!« Rosann drückte Mageli einen Kuss auf den Mund, schwang sich aufs Fahrrad und wackelte beim Wegfahren mit dem Hintern.
    Mageli verdrehte die Augen und lachte in sich hinein. Dann trat sie in die Pedale und steuerte ihr Rad in die entgegengesetzte Richtung. Ihre Wege trennten sich immer an der Kreuzung im Wald, von der aus ein breiter, asphaltierter Weg Richtung Oberbachem und ein kleinerer, holpriger nach Niederbachem führte. Obwohl nur wenige Kilometer zwischen den beiden Ortschaften lagen, kannten sich Mageli und Rosann erst, seit Rosann vor drei Jahren eine Klasse übersprungen hatte und in Magelis Klasse gekommen war. Vermutlich lag das daran, dass Rosanns Mutter nicht die Art Frau war, mit der Magelis Mutter gesellschaftlichen Umgang pflegte.
    Susanne Vogt – Susa – hatte jahrelang in einer Wohngemeinschaft mit einer Gruppe
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