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Elfen wie Feuer

Elfen wie Feuer

Titel: Elfen wie Feuer
Autoren: Chris Evans
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schmalen Raum zwischen dem, was er war, und dem, was er wurde.
    Hier und jetzt stand er in einer Welt, in der die Sonne unterging und ein kühler Wind durch das Sägeblattgras hinter ihm durch die Dünen am Strand fuhr. Nur das gemächliche Raunen der Wellen über dem Sand, die fernen Schreie und das gezwungene Gelächter der Männer, die am Strand feierten, erfüllten die Luft.
    Aber hier und jetzt stand er auch an einer Stelle, an der die Schreie der Toten immer noch schrill aus blutigroten Kehlen
drangen. Noch gestern hatten hier die Bäume der Schattenherrscherin gestanden und sich von allem genährt, was sie fanden, während ihr Wald sich weiterhin über die gesamte bekannte Welt ausdehnte.
    Frostfeuer loderte brennend in seinen Händen auf. Er tat nichts, als es den Stahl und das Holz seiner Muskete überzog und sie mit einer schwarzen, kalten Flamme umhüllte. Fasziniert hob er eine Hand vors Gesicht. Dies hier war Macht und Fluch zugleich. Die Vereinigung des Blutschwurs des Stählernen Elfen mit ihrer Magie.
    Die Flammen züngelten höher, und er schwankte. Es hatte einen Preis. Der Abgrund zwischen seinen beiden Identitäten wurde jedes Mal größer, wenn er seine neu gewonnene Macht beschwor. Und in seinem Geist rückten die ausgestreckten Zweige des Waldes der Schattenherrscherin ein Stück näher. Er wusste, dass das aufhören musste.
    Die letzten Strahlen der Sonne versanken im Meer. Dunkle Gestalten tauchten aus den länger werdenden Schatten auf, umzingelten ihn.
    Tote Hände streckten sich nach ihm aus. Er erkannte die Gefallenen, doch sie konnten ihn nicht schrecken.
    Der einäugige Meri, der den Hundespinnen zum Opfer gefallen war.
    Alik und Buuko, niedergestreckt von Rakkes und den Dunkelelfen der Schattenherrscherin.
    Regimentssergeant Lorian, hoch aufgerichtet auf seinem Pferd Zwindarra; beide in der Schlacht um Luuguth Jor gefallen.
    Und so viele, viele andere …
    Komm zu uns.
    Er spannte den Hahn seiner Muskete. Pulverladung und Kugel warteten bereits im Lauf. Er drehte die Muskete herum,
sodass die Mündung jetzt direkt über seinem Herzen lag.
    Frostfeuer tanzte erwartungsvoll über das Metall.
    Er brauchte nur noch abzudrücken. Nur … was würde er beenden, und was würde danach beginnen?
    Komm zu uns.
    Er wollte gern glauben, dass die Schmerzen, die Furcht, die erschreckende Wut und die Albträume, die ihn im Schlaf verfolgten … dass all dies in einem eisigen Abgrund versinken würde. Die Schatten jener, die ihm vorausgegangen waren, riefen ihn, aber ihre Stimmen zitterten vor Schmerz, dessen Ausmaß er nur vermuten konnte. Konnte er schlimmer sein als jener, mit dem er jetzt lebte?
    Eine letzte Handlung seinerseits, und er würde es wissen.
    Sein Finger krümmte sich um den Abzug.
    Â»Da bist du ja!« Korporal Yimt Arkhorn schlenderte den Hang herauf. Die Stimme des Zwerges dröhnte wie ein Kanonenschuss in der kühlen Nachtluft. »Ich hätte es ja eigentlich nicht für möglich gehalten, jemanden auf diesem winzigen Kieselstein von einer Insel verlieren zu können, aber du hättest es fast geschafft. Du willst doch nicht ernsthaft mit diesem traurigen Haufen hier herumhängen?« Er deutete mit der Hand auf die dunklen Silhouetten der Bäume und der Toten. Falls der Zwerg die Schatten sehen konnte, sprach er es nicht an.
    Soldat Alwyn Renwar senkte die Muskete, während der Frost noch einmal kurz aufflackerte, bevor er zischend erlosch. Langsam drehte er sich zu dem Zwerg um.
    Â»Fünf Inseln in einer Reihe«, bemerkte Yimt und blieb schlurfend neben ihm auf dem Kamm stehen. Er rückte den Schmetterbogen, die doppelläufige Armbrust, auf seiner Schulter ein Stück höher, und hakte seinen Arm darüber,
sodass die Waffe jetzt auf seinem breiten Rücken hing. Dann griff er an seinen Gürtel und nahm seine hölzerne Feldflasche ab, die er zuerst Alwyn anbot. Dieser lehnte kopfschüttelnd ab.
    Â»Wie du willst, aber es würde deinen Augen helfen«, bemerkte Yimt und spielte darauf an, dass Alwyn eine Brille brauchte. Dann setzte er selbst die Flasche an und trank gierig mehrere Schlucke einer Flüssigkeit, die sehr wahrscheinlich kein Wasser war, was der stechende Duft vermuten ließ, der die Luft erfüllte. Yimt wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab und stopfte sich dann ein Stück Crute – dieses steinerne Gewürz, das
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