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Elfen wie Diamant

Elfen wie Diamant

Titel: Elfen wie Diamant
Autoren: Chris Evans
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Rhal … und beide standen jetzt mit leeren Händen da.
    Vizekönig Alstonfar kam schlurfend neben dem Prinzen zum Stehen und bemühte sich, Konowa anzulächeln, während er einen riesigen Stapel von Schriftrollen an seinen mächtigen Bauch drückte. Vielleicht doch nicht ganz mit leeren Händen, dachte Konowa, während er staunend die Menge
an Rollen betrachtete, die der Vizekönig trug. Denn in Leinensäcken, die ihm von beiden Schultern hingen, befanden sich noch mehr Schriftrollen, außerdem Bronzekanister und dünne Holzschachteln. Als Alstonfar sich bückte, um Luft zu schnappen, bemerkte Konowa noch einen vollgestopften Rucksack mit weiteren Gegenständen auf seinem Rücken.
    Der Prinz drehte sich um und überraschte sowohl Konowa als auch alle anderen, als er zwei Soldaten bedeutete, dem Diplomaten zu helfen. Der Vizekönig richtete sich auf und nickte dankbar, als ihm das Gewicht der Säcke abgenommen wurde. Trotz der Kälte war das Gesicht Alstonfars von der Anstrengung gerötet und in Schweiß gebadet. Die pastellblaue Uniform des Diplomatischen Korps von Calahria war entworfen worden, um während schwieriger Verhandlungen die friedlichen Absichten des Imperiums zu bekräftigen und darzustellen. Jetzt jedoch schien sie weit finsterere Absichten anzudeuten. Konowa versuchte sich die Reaktion eines fremden Botschafters vorzustellen, der gezwungen wäre, sich dem rosigen, verschwitzten und blutverschmierten Vizekönig gegenüberzusetzen, und kam zu dem Schluss, dass dieses neue Erscheinungsbild bei Friedensverhandlungen ausgesprochen wirkungsvoll wäre. Kleine Brandlöcher von Schwarzpulverfunken zierten die Vorderseite seiner Jacke und ließen darauf schließen, dass der Vizekönig im Verlauf dieser Schlacht tatsächlich eine Muskete abgefeuert hatte. Die Zahl der versilberten Knöpfe war deutlich reduziert, und diejenigen, die übrig geblieben waren, hatten viel von ihrem Glanz eingebüßt. Doch der Vizekönig hatte seine Schwertscheide fest um seine beträchtliche Taille gebunden, und der Griff seines Säbels war offenkundig nach dem Ende der Schlacht poliert worden. Konowa wusste, ohne dass er hätte nachsehen müssen, dass auch die Klinge des Säbels sauber war. Alstonfar mochte äußerlich wie ein schwabbeliger Fettsack wirken, der vom ersten
Bajonett, dem er begegnete, aufgeschlitzt werden würde. Aber irgendwo tief unter all dem Fett befand sich ein harter Kern. Und der bevorstehende Marsch durch die Wüste würde vielleicht helfen, mehr davon ans Tageslicht zu holen.
    Die Soldaten nahmen Haltung an, so gut sie konnten. Konowa sah Renwar an. Was würde der Soldat tun? Ohne seinen Blick von Konowa zu wenden, nahm auch er Haltung an. Die eisige Luft verlor etwas von ihrer Schärfe. Die Schatten der Toten verblassten weiter, bis Konowa die Schatten nicht mehr von dem Schneetreiben unterscheiden konnte. Geht zurück in eure Dunkelheit und bleibt dort, bis ihr wirklich gebraucht werdet!
    Konowa salutierte. Prinz Tykkin erwiderte den Gruß ohne Pomp und befahl den Soldaten fast beiläufig mit einer Handbewegung, bequem zu stehen, als er die Hand wieder sinken ließ. Konowa erwartete, dass er etwas sagen oder vielleicht sogar schreien würde, stattdessen jedoch machte der Prinz sich an seiner Uniform zu schaffen, offenbar weil ihn ein Stück Kordel störte, das von seinem Revers herunterhing. Dann griff er hoch, um eine schief sitzende Epaulette auf seiner Schulter zu richten, wobei er sich langsam im Kreis drehte, wie ein Hund, der bedächtig seinen eigenen Schwanz verfolgt. Dabei sah jeder Soldat den linken Ärmel seiner Uniformjacke. Ein großer Riss führte von der Manschette bis zum Ellbogen und entblößte einen blutgetränkten Verband darunter. Der Prinz, der zukünftige Herrscher des Calahrischen Imperiums, hatte in der Schlacht gekämpft und nicht nur untätig danebengestanden.
    Konowa focht einen inneren Kampf zwischen Widerwillen und Bewunderung aus und freute sich, dass die Bewunderung obsiegte. Der Prinz wurde allmählich, wenn auch zögerlich und durch pures Pech, zu einem Anführer. Der vergoldete Laffe, der umgeben von Privilegien und Arroganz
herangewachsen war, hatte das Regiment Schritt für Schritt begleitet und war nicht zurückgezuckt, als die Stählernen Elfen auf den Feind getroffen waren. Da er den Blutschwur nicht geleistet hatte,
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