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Elfen wie Diamant

Elfen wie Diamant

Titel: Elfen wie Diamant
Autoren: Chris Evans
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Sie alle wussten, dass sein Vorschlag einem Selbstmord gleichkam und sie nur eine hauchdünne Chance hatten, das Ganze zu überleben, aber es wäre zumindest ein Tod nach ihren Bedingungen, in einem Kampf für etwas, das sie für richtig hielten. Im Leben eines Soldaten, sei er nun durch einen dunklen Schwur gebunden oder nicht, war das keine Kleinigkeit.
    Â»Und was ihren Emissär angeht …« Konowas Oberlippe verzog sich beinahe ohne sein Zutun zu einer höhnischen Grimasse. »Du scheinst durchaus in der Lage zu sein, diesen Kerl auf Abstand zu halten. Immerhin hast du diese Kreatur mehrere Meilen weit durch die Luft geschleudert!« Diesmal stimmten mehr Soldaten zu. Und es war tatsächlich ein spektakulärer Anblick gewesen.
    Die Schatten der Toten jedoch und ihr Anführer erhoben ihre Stimme nicht. »Ich tat, was ich tun musste. Was Sie jetzt verlangen, ist weniger … eindeutig. Die Konsequenzen des Schwurs haben sich verändert. Diejenigen, die fallen, gehorchen
jetzt mir, nicht mehr ihr. Sie haben jetzt eine Stimme. Meine Stimme. Warum also sollten jene, die aus diesem Leben gegangen sind, den Kampf fortsetzen? Es wird sie nicht zurückbringen. Es wird auch Yimt nicht zurückbringen.«
    Dass Renwar den Namen des Zwergs aussprach, überrumpelte Konowa. Zum ersten Mal sah Konowa den Soldaten Alwyn Renwar als das vor sich, was er war, und nicht als einen Emissär der Toten. »Wir wissen nicht, was ihm zugestoßen ist. Ich sehe, dass er sich nicht unter den Schatten befindet, und du solltest wissen, dass niemand seine Leiche gefunden hat. Er ist der zäheste Bursche in dieser Armee. Wenn jemand ein Überlebenskünstler ist, dann Sergeant Arkhorn.«
    Â»Ich habe gefühlt, wie er gefallen ist, und dann habe ich nichts mehr gefühlt«, erwiderte Alwyn.
    Konowa spürte, wie die Moral zerbröckelte, als das Regiment über den Verlust des Zwergs nachdachte. Er antwortete schnell, damit die Truppe nicht vollends den Mut verlor. »Arkhorn ist häufiger degradiert worden, als einäugige Trunkenbolde durch einen Küchengarten torkeln, und er ist jedes Mal wieder befördert worden. Ich habe nicht vor, ihn vorschnell abzuschreiben, und das solltest du auch nicht tun. Aber wie dem auch sei, ich weiß verdammt genau, dass er seinen ziemlich großen Stiefel in eure Kehrseiten pflanzen wird, wenn er auch nur einen Moment glauben müsste, dass einer von euch aufgeben wollte, und das schließt die Finsteren Verstorbenen mit ein.« Konowa sah sich um und grinste. »Ich weiß zwar nicht, wie er es anstellen würde, aber ich bin davon überzeugt, dass er eine Möglichkeit finden würde, einem Schatten in den Hintern zu treten. Und das aus gutem Grund. Solange die Schattenherrscherin lebt, wird der Schwur niemals von uns genommen. Wir sind an sie gebunden und sie an uns. Aber vergesst eines nicht: Ihre Macht, so dunkel und fragwürdig ihr Ursprung auch sein mag, steht
auch uns zur Verfügung. Und genau das werden wir nutzen. Unsere Toten finden keine Ruhe, und ihre Sarka Har und Rakkes und all die anderen Missgeburten, die sie aus den Tiefen beschworen hat, sind noch nicht verschwunden. Ich wiederhole, dies alles kann nur auf eine einzige Art enden: indem die Schattenherrscherin und ihr Forst vernichtet werden.«
    Konowa bemerkte eine Bewegung in den Augenwinkeln und drehte sich herum. Eine kleine Gruppe von sechs Soldaten, die Prinz Tykkin und Vizekönig Alstonfar begleiteten, kamen von der Bibliothek her auf sie zu. Der Prinz führte sie an, auch wenn sein Gang dem eines Mannes glich, der nach einem heftigen Gelage eine Schänke verließ.
    Die Gruppe kam zwischen Konowa und den Stählernen Elfen auf der einen und dem Soldaten Renwar und den Schatten der Toten auf der anderen Seite zum Stehen. Der Prinz blickte auf seine Stiefel und scharrte mit den Füßen im Sand wie ein Kind. Er seufzte und zuckte mit den Schultern. Und murmelte dabei die ganze Zeit vor sich hin: »Es ist verschwunden, es ist alles verschwunden.« Der Prinz stank nach Rauch, und seine Hose war an den Knien von Russ geschwärzt. Er hatte seit dem Ende der Schlacht in der ausgebrannten Bibliothek die Trümmer durchwühlt. Konowa bemerkte überrascht, dass er Mitgefühl mit dem Prinzen hatte. Sie beide waren hierhergekommen, weil sie etwas suchten: Konowa seine verlorenen Elfen, der Prinz die verschollene Bibliothek von Kaman
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