Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfen wie Diamant

Elfen wie Diamant

Titel: Elfen wie Diamant
Autoren: Chris Evans
Vom Netzwerk:
Immer und immer wieder reckten sie ihre Zweige vor und versuchten, sie in den gefrorenen Sand zu bohren und sich nach Süden vorzuarbeiten. Derweil brachen immer neue Sarka Har aus der Erde hinter der Baumlinie, die den Rand des Einflussgebietes der Schattenherrscherin markierte und den Beginn des Landes, das sich jetzt unter dem Schutz des zurückgekehrten Sterns befand. Schwarze, knorrige Wurzeln bohrten sich immer und immer wieder wie gekrümmte Klauen in die Kruste des Schnees über dem Wüstenboden, um zum Fels zu gelangen. Sie scharrten verzweifelt in dem Boden. Stämme zerbarsten, Wurzeln zerrissen und wurden mit wachsender Brutalität zerfetzt, aber ganz gleich, wie sehr sie es auch versuchten, es gelang ihnen nicht, weiter nach Süden vorzudringen.
    Schließlich fielen die ersten Rakkes und Dunkelelfen den umherpeitschenden Ästen zum Opfer. Ein Zweig durchbohrte die Brust eines Rakke, doch der Schmerzensschrei der Bestie riss abrupt ab, als andere Zweige sich an diesem Festmahl beteiligten. Ein Dunkelelf neigte den Kopf und betrachtete mit starrem Blick diese Szenerie, die, wie er wusste, nicht möglich sein sollte. Sein Blick blieb starr, selbst nachdem ein Zweig ihm den Kopf abtrennte, der auf die gefrorene Erde fiel.
    Als kein vernichtender Strahl aus Frostfeuer auf die Bäume
herabging, begannen immer mehr von ihnen, sich auf die Suche nach Nahrung zu machen. Die bestialischen Schreie hielten nicht lange an. Als die letzten Kreaturen der Schattenherrscherin in und vom Forst niedergemetzelt worden waren, schleuderten die Sarka Har ihre Zweige hoch in die Luft, auf der Suche nach mehr. Ihr Appetit war geweckt worden; sie mussten ihn stillen.
    Wegen der Macht des Sterns vermochten die Sarka Har jedoch nicht, sich weiterzubewegen, und taten, was sie am besten konnten. Hier war der Boden weich, nicht wie in den Bergen ihres Reichs.
    Es war einfach zu graben.
    Die Wurzeln bohrten sich durch den Sand, nicht länger auf der Suche nach Nahrung, sondern auf der Suche nach Macht. Sie fanden Verwerfungen und haarfeine Risse in dem tiefen Fels und senkten sich hinein, drangen tiefer in die Dunkelheit. Der Boden an der Oberfläche bebte. Risse öffneten sich im Wüstenboden und verschlangen Dutzende von Sarka Har, zogen sie in ihre schwarzen Abgründe. Dennoch blieb ihr Forst unerbittlich, trieb seine Wurzeln immer tiefer hinein. Und gerade, als es so aussah, als wäre ihre Suche fruchtlos, fand ein einzelner Sarka Har einen Kanal im Fels, der von der Oberfläche in die Tiefe führte. Seine Wurzeln drangen in den Gang ein und folgten ihm hinab. Wann auch immer dieser Gang gegraben worden war, er war schon vor Jahrtausenden wieder mit Gestein gefüllt worden. Hier war seit sehr, sehr langer Zeit nichts mehr heruntergekommen.
    Andere Sarka Har folgten dem ersten, und schon bald war der Gang von sich windenden, pulsierenden Wurzeln erfüllt. Nur die Silberne Wolfseiche der Schattenherrscherin hatte ihre Wurzeln jemals so tief in die Erde gebohrt. Die Sarka Har reagierten nur aus Instinkt, und ihr Instinkt sagte ihnen, dass dort unten eine große Macht wartete.

    Â 
    Sand knirschte unter Konowas Füßen, als er fünf Meter vor Soldat Renwar verharrte. Erst jetzt registrierte er, dass er dem Regiment nicht befohlen hatte, stehen zu bleiben. Er erwartete fast, dass sie einfacan ihm vorbeimarschierten, aber seine Soldaten hielten zwei Schritte hinter ihm wie auf Kommando an. Konowa musste sich nicht umdrehen: Er hörte, wie jeder rechte Stiefel genau im selben Moment auf dem Boden landete.
    Er zwang sich, den Griff um seinen Säbel zu lockern. Beiläufig zupfte er den Saum seiner Uniformjacke zurecht, während er Soldat Renwar musterte. Ich will verdammt sein, wenn ich zuerst spreche, dachte er.
    Schweigen senkte sich zwischen ihnen herab. Überall wirbelten Schneeflocken, die bereits knöchelhoch auf dem Boden lagen, aber auf den Sand um Soldat Renwar herum fiel nicht eine einzige Flocke.
    Konowa zwang sich, an Renwar vorbei auf die Schatten der Toten zu blicken. Er kniff die Augen zusammen, als würde er in die Sonne schauen. Ihre Qual schien mit jedem Tag, der verstrich, größer zu werden. Sie strömte mit einer Intensität von ihnen aus, die selbst Konowa erfasste und nicht weichen wollte.
    Er erkannte ohne Schwierigkeiten Regimentssergeant Lorian, der auf seinem Schlachtross Zwindarra saß; die beiden waren in der Schlacht um Luuguth Jor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher