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Elfen wie Diamant

Elfen wie Diamant

Titel: Elfen wie Diamant
Autoren: Chris Evans
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gefallen. Konowa hatte bis jetzt nicht darüber nachgedacht, dass das Pferd ja offenkundig den Eid nicht hatte leisten können, aber Lorian hatte mit ihm über die Verbindung gesprochen, die ein Kavallerist und sein Pferd eingingen. Tragischerweise musste dieses Band stark genug gewesen sein, dass es selbst über den Tod hinaus hielt und so das Pferd einem Schicksal überantwortete, das es unmöglich verstehen konnte. Dann war da noch der einäugige Soldat Meri Fwynd, der immer noch eine Augenklappe
über seiner leeren Augenhöhle trug. Ihre Gestalten schimmerten, als würden ihre Körper aus schwarzen Flammen bestehen. Konowa wurde das Gefühl nicht los, dass er in einen Abgrund blickte. Jeder dieser Schatten schien im Kern dunkler zu sein, als würde anstelle der Seele bei den Toten jetzt eine bodenlose Grube existieren. Konowa fröstelte bei dem Gedanken und versuchte energisch, ihn zu unterdrücken. Er ließ sich einen Moment Zeit, um jedes einzelne Gesicht der ihm bekannten Toten zu betrachten, und fürchtete, er würde auch den Zwerg unter ihnen finden. Aber kein Schatten des aufmüpfigen Sergeanten war zu sehen. Konowa wäre gern erleichtert gewesen, aber er vermutete, dass das weiße Feuer von Kaman Rhal Yimt verschlungen hatte. Der Schatten von Soldat Kester Harkon war in dem Regiment ebenfalls nicht zu sehen, und wie es schien, teilte Sergeant Yimt Arkhorn jetzt sein Schicksal. Vielleicht, räumte Konowa insgeheim ein, war das ja sogar ein Segen. Bedeutete es doch, dass wenigstens die beiden nicht dazu verdammt waren, ewig Dienst zu leisten.
    Konowa ignorierte die Flut von angestauter Energie in sich und unterdrückte das Frostfeuer, das in ihm aufloderte. Er wollte sich nicht von Emotionen beherrschen lassen, und wusste, dass er jetzt, wo alle Blicke auf ihm ruhten, seine Fassung behalten musste. Er war Offizier der Calahrischen Armee, und vor ihm stand ein Soldat seines Regiments. Selbst wenn sie eine Meile tief unter Schneemassen begraben würden, er würde darauf warten, dass Renwar ihm den angemessenen militärischen Gruß erwies.
    Der Soldat Alwyn Renwar jedoch stand da und starrte ihn an. Seine grauen Augen wirkten unermesslich, bodenlos und tauchten sein Gesicht in eine tödliche Blässe, aber die Macht, die hinter ihnen herrschte, war unverkennbar. Konowa hätte bei ihrem Anblick gefröstelt, wenn ihm nicht sowieso schon kalt gewesen wäre.

    Irgendwo hinter Konowa ertönte das metallische Geräusch, mit dem ein Ladestock aus einem Lauf gezogen wurde. Es klang wie das Klirren von Kristall. Offenbar lud ein Soldat seine Muskete.
    Renwars Augen zuckten nicht, aber Konowa spürte die Kommunikation zwischen dem Soldaten und den Schatten. Es schien kaum möglich, doch es wurde noch kälter, und jetzt schmerzte jeder Atemzug, als wäre die Luft mit winzigen Rasierklingen gefüllt.
    Eine Bewegung links von Konowa zog seinen und Renwars Blick auf sich. Rallie hatte sich neben ihnen aufgebaut, ihren Federkiel in der einen und eine dicken Stapel Papier in der anderen Hand. Zuerst glaubte Konowa, dass sie sich am Kopf kratzte, doch dann begriff er, dass die Geste Renwar galt. Der Soldat sah wieder zu dem Major zurück. Langsam, als versuchte er, sich an etwas zu erinnern, was schon sehr weit und lange zurücklag, nahm er Haltung an und hob seine rechte Hand zum Gruß an die Stirn. Das wirkte zwar nicht gerade so schneidig wie auf dem Exerzierplatz, aber es genügte.
    Ãœberraschender und erheblich beunruhigender war, dass die Schatten seinem Beispiel folgten.
    Konowa machte sich keine Illusionen; er glaubte nicht, dass die Toten ihn selbst immer noch als ihren Anführer betrachteten, aber sie folgten eindeutig der Führung von Renwar, und der wiederum war ein immer noch lebender Angehöriger des Regimentes, das Konowa befehligte, ließ man den Prinzen einmal außer Acht.
    Konowa wartete drei Herzschläge lang und genoss die Spannung, die sich aufbaute, weil er jetzt die Kontrolle hatte. Schließlich erwiderte er den Gruß. Die Luft schien sich zu erwärmen, als die Soldaten hinter ihm kollektiv aufseufzten.
    Â»Gut«, sagte Konowa mit einer Gelassenheit, die er nicht wirklich empfand. »Soldat Renwar, du und diese Jungs hier
gliedern sich wieder ins Regiment ein und folgen mir. Wir marschieren nach Norden, zur Küste.« Er erhob seine Stimme und verlagerte mit einstudierter Beiläufigkeit sein
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