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Elfen wie Diamant

Elfen wie Diamant

Titel: Elfen wie Diamant
Autoren: Chris Evans
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bewerkstelligen.«
    Rallie fuhr mit ihrem Federkiel durch die Luft. Die Schneeflocken wirbelten darum herum, als würden sie ihr absichtlich aus dem Weg gehen. »Was die Frage aufwirft, warum wir immer noch hier sind und nicht weiterziehen.«
    Konowa seufzte, bevor er es verhindern konnte. »Prinz Tykkin stöbert immer noch in den Trümmern von Rhals Bibliothek.« Es tat ihm nicht sonderlich leid, dass die Bibliothek bei den Kämpfen vernichtet worden war. Das Vorhaben des Prinzen, diese berühmte, verschollene Bibliothek zu finden und den angeblichen Wissensschatz, der dort über Äonen hinweg angesammelt worden war, nach Calahr zurückzubringen, war für ihn ohnehin nicht mehr gewesen als ein Ausdruck jugendlicher Abenteuerlust. Vielleicht lag es an Konowas vollkommenem Mangel an Sentimentalität, aber ein staubiger Foliant mit uralter Mathematik oder Zaubersprüchen hatte im Vergleich zu den drängenden Notwendigkeiten des Hier und Jetzt nur sehr wenig Verlockendes für ihn.
    Er blickte zu Rallie hinüber. »Ich dachte übrigens, Sie wären bei ihm.« Es war nicht als Spitze gemeint. Konowa vermutete wirklich, dass Rallie sich für uralte Artefakte interessierte. Ein Funke von Selbsterhaltungstrieb bewahrte ihn davor, das Wort uralt laut auszusprechen, aber als er ihre gespitzten Lippen bemerkte, wünschte er sich plötzlich, er wäre irgendwo anders, ganz gleich wo.
    Â»Was ich suche, befindet sich nicht dort«, erwiderte Rallie. Ihr Ton war ebenso mürrisch und freundlich wie immer. Sie blies sich mit einer Rauchwolke von ihrer Zigarre das Haar aus den Augen.

    Konowa erwiderte kurz ihren scharfen Blick. »Darf ich fragen, was Sie suchen?«
    Rallie zuckte mit den Schultern. »Dessen bin ich mir selbst nicht ganz sicher. Was mehr als beunruhigend ist, das kann ich Ihnen versichern.« Dann hellte sich ihre Miene auf, und sie unterstrich ihre Worte mit dem Federkiel. »Aber ich werde es wissen, wenn ich darüber stolpere.«
    Â»Das geht uns wohl allen so«, erwiderte Konowa, drehte sich um und blickte nach Norden. Die Wand aus tosendem Schnee kroch immer näher. Unwillkürlich zog er die Schultern zusammen und stampfte mit den Stiefeln auf den sandigen Boden. »Es wird Zeit für uns weiterzumarschieren.« Seine Stimme hatte plötzlich einen stählernen Unterton. Er sah seine unmittelbar bevorstehende Zukunft, und zwar kristallklar, trotz der Dunkelheit.
    Â»Visyna war … ist diejenige, die die Fähigkeit besitzt, das Wetter zu weben. Meine Fähigkeiten beziehen sich auf andere Dinge«, meinte sie. »Abgesehen davon, dass Sie Seine Hoheit aus der Bibliothek zerren müssten, wie, glauben Sie, sollen wir es durch dieses Unwetter schaffen?«
    Konowa wollte nach seiner Muskete greifen, legte dann jedoch seine linke Hand auf seinen Schenkel. Die Finger seiner rechten Hand schlossen sich um den Griff seines Säbels. Schwarzer Frost funkelte auf der Parierstange.
    Â»Ich werde ein wenig mit dem neuen Anführer der Schatten plaudern«, sagte er etwas lauter, als er beabsichtigt hatte. Einige Soldaten drehten sich um und sahen ihn an. Der Wind wehte Schnee und Sand in kleinen Haufen gegen seine Stiefel, als das blaue Licht des Sternenbaums schneller pulsierte. Er richtete seinen Blick auf Renwar und setzte sich in Bewegung.
    Renwar blieb stehen, wo er war, den Kopf auf die Seite gelegt, während er Konowa mit seinen vollkommen grauen
Augen ohne zu blinzeln und ohne jegliche Gefühlsregung anblickte. Schwarzer Frost überzog sein Holzbein, eine durch Magie erzeugte Prothese, da er sein richtiges Bein in der Schlacht von Luuguth Jor verloren hatte. Das blaue Licht des Sternenbaums wurde vom durch den Wind gepeitschten Schnee reflektiert und formte sich zu Bildern in der Luft, die verschwanden und wieder auftauchten.
    Schatten der Toten materialisierten um Renwar herum. Sie schienen keinen Raum in Anspruch zu nehmen, sondern eine schwarze Leere in der Luft zu erzeugen, die sie kurzfristig füllten, während sie aus der Welt, in der sie jetzt existierten, in diese Welt herüberkamen. Es war schwierig, sie direkt anzublicken, und das nicht nur wegen des emotionalen Schocks, wenn man die Gesichter von Freunden und Kameraden erkannte. Es schmerzte Konowa körperlich, sie längere Zeit anzusehen, als würde seine Sehkraft in ihre Welt hineingezogen werden, ein Ort, wo kein lebendes Wesen existieren
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