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Elefanten vergessen nicht

Elefanten vergessen nicht

Titel: Elefanten vergessen nicht
Autoren: Agatha Christie
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Tode wurden sie nicht getrennt.‹ Natürlich bedeutet es nicht, dass sie zusammen starben, aber ich glaube, dass sie jetzt zusammen sind. Zwei Menschen, die sich zärtlich liebten… und meine arme Tante, über die ich nun anders denke – sie musste nicht für eine Tat leiden, für die sie nichts konnte. Offen gestanden«, fuhr Celia, nun wieder mit ihrer Alltagsstimme fort, »sie war keine nette Person. Man kann nichts dafür, wenn man Leute nicht mag, weil sie einem nicht sympathisch sind. Vielleicht hätte sie sich ändern können, wenn sie wirklich gewollt hätte, vielleicht konnte sie es auch nicht. Und wenn das stimmt, dann muss man sie als eine unheilbar Kranke ansehen – wie zum Beispiel einen Menschen, der in einem Dorf wohnt und die Pest hat, und die Leute wollen ihn nicht rauslassen oder ihm zu essen geben, und er kann nicht unter Menschen gehen, weil dann das ganze Dorf gestorben wäre. Irgend so etwas… Ich werde versuchen, Mitleid mit ihr zu haben. Über meine Eltern brauche ich nicht länger nachzugrübeln. Sie haben sich sehr geliebt, und auch die arme, unglückliche, hasserfüllte Dolly haben sie geliebt.«
    »Ich finde, Celia«, sagte Desmond, »wir sollten so rasch wie möglich heiraten. Und ich möchte dir noch eines sagen: Meine Mutter wird kein Wort von der Geschichte erfahren. Sie ist nicht meine richtige Mutter und auch nicht der Mensch, dem ich ein solches Geheimnis anvertrauen möchte.«
    »Ihre Adoptivmutter, Desmond«, mischte sich Poirot ein, »versuchte – und für diese Behauptung habe ich gute Gründe –, sich zwischen Sie und Celia zu drängen und Sie in dem Gedanken zu bestärken, dass sie von ihren Eltern irgendwelche schrecklichen Veranlagungen geerbt hätte. Aber wie Sie wissen – oder vielleicht wissen Sie es nicht, doch ich sehe keinen Grund, es Ihnen nicht zu sagen –, vermachte Ihnen Ihre leibliche Mutter, die vor nicht allzu langer Zeit starb, ihr ganzes Geld. Sie erhalten eine sehr große Summe, wenn Sie fünfundzwanzig sind.«
    »Wenn wir heiraten, brauchen wir natürlich welches«, meinte Desmond. »Ich weiß, dass meine Adoptivmutter sehr hinter dem Geld her ist. Neulich schlug sie vor, dass ich einen Anwalt aufsuchen sollte. Jetzt, da ich über einundzwanzig bin, müsste ich ein Testament machen. Sicher glaubte sie, sie würde das Geld bekommen. Aber wenn Celia und ich heiraten, werde ich es natürlich Celia vermachen. Es hat mir gar nicht gefallen, wie meine Mutter mich gegen Celia auszuspielen versuchte.«
    »Ich glaube, Ihr Verdacht stimmt genau«, meinte Poirot. »Wahrscheinlich redete sie sich ein, dass sie nur das Beste wollte, dass Sie über Celias Herkunft Bescheid wissen müssten, ob es ein Risiko für Sie wäre. Aber…«
    »Na schön«, unterbrach ihn Desmond, »ich weiß, dass ich undankbar bin. Schließlich hat sie mich adoptiert und aufgezogen. Wenn genug Geld da ist, kann sie ja was kriegen. Celia und ich werden auch mit dem Rest glücklich sein. Von Zeit zu Zeit werden wir ein bisschen traurig sein, wegen allem, was passiert ist, aber wir brauchen nun nicht mehr darüber nachzugrübeln, nicht wahr, Celia?«
    »Ja«, sagte Celia, »nie mehr. Ich finde, mein Vater und meine Mutter waren großartige Menschen. Ihr Leben lang versuchte meine Mutter, für ihre Schwester zu sorgen, aber es war wohl einfach zu hoffnungslos. Man kann die Menschen nicht ändern.«
    »Meine lieben Kinder«, sagte Zélie. »Entschuldigt, wenn ich euch so nenne, denn ihr seid ja längst erwachsen. Ich bin so froh, euch wiedergesehen zu haben und zu wissen, dass ich mit meinem Verhalten niemand geschadet habe.«
    »Es war so nett, dich wiederzusehen, liebe Zélie.« Celia umarmte sie. »Ich habe dich immer schrecklich gern gehabt.«
    »Und ich dich auch«, sagte Desmond. »Du hast so wunderschön mit uns gespielt.« Er wandte sich an Mrs Oliver. »Bei Ihnen möchte ich mich auch bedanken, Mrs Oliver. Sie waren sehr freundlich zu uns und haben so viel für uns getan. Und vielen Dank, Monsieur Poirot!«
    »Ja, herzlichen Dank«, sagte auch Celia. »Ich bin Ihnen so dankbar.«
    Celia und Desmond verabschiedeten sich. Die anderen sahen ihnen nach, bis ihr Auto verschwunden war.
    »Monsieur Poirot«, sagte Zélie dann, »müssen Sie irgendjemandem den wahren Sachverhalt berichten?«
    »Es gibt nur einen Menschen, den ich ins Vertrauen ziehen möchte. Einen pensionierten Polizeibeamten. Er ist nicht mehr aktiv. Ich glaube nicht, dass er es für seine Pflicht halten wird, sich
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