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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche
Autoren: McCall Dinah
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vielleicht halbwegs durchstehen. Aber sein Vater war seit Jahren tot, und er musste allein durch die Hölle der Ausnüchterung, nachdem er gestern Abend einen schwachen Moment gehabt hatte.
    Dieses Mal hatte er fast sechs Monate ohne Alkohol durchgehalten. Er war wütend auf sich selbst, der Versuchung nicht widerstanden zu haben. Wenn er trank, hatte er Aussetzer. Deswegen erinnerte er sich nicht an die Reihenfolge – hatte er sich zuerst den Zeh gebrochen und dann einen Drink gekippt oder umgekehrt? So, wie er sich fühlte, spielte es keine Rolle mehr. Sein gottverdammter Fuß tat fast so weh wie sein Schädel.
    „He, Butoli. Sie sehen zum Erbarmen aus.“
    Butoli warf Larry Marshall einen finsteren Blick zu und überlegte, ob er den ekelhaften Kaffee auf das saubere weiße Hemd dieses Angebers schütten sollte. Er entschied sich dagegen. Wie der Mann überhaupt bis zum Detective hatte aufsteigen können, war ihm ein Rätsel.
    „Ausgerechnet Sie müssen das sagen“, brummte er, stellte den Styroporbecher auf dem Schreibtisch ab und zog das Jackett aus.
    „Machen Sie sich’s nur nicht zu gemütlich“, sagte Marshall. „Flanagan hat nach Ihnen gefragt.“
    Butoli fuhr auf dem Absatz herum und ging humpelnd zum Büro seines Vorgesetzten.
    „Lieutenant, Sie wollten mich sprechen?“
    Barney Flanagan blickte auf und runzelte die Stirn. Butoli war ein verdammt guter Polizist, wenn er trocken war. Aber etwas sagte ihm, dass sein Detective gestern Abend einen „schwachen Moment“ gehabt hatte.
    „Sind Sie betrunken?“ knurrte er.
    „Nein, Sir. Jetzt nicht mehr.“
    „Warum lehnen Sie sich dann gegen meine Tür, zum Teufel? Stehen Sie gerade, Mann.“
    „Ich habe mir den Zeh gebrochen. Gerader kann ich nicht stehen.“
    Flanagan murmelte etwas Unverständliches und schob eine Akte über den Schreibtisch.
    „Die Müllabfuhr hat einen Toten in dem Häuserdurchgang hinter
Ivana’s Bar and Grill
gefunden. Machen Sie sich an die Arbeit.“
    Butoli nahm wortlos die Akte und hinkte zur Tür zurück.
    „Butoli!“
    Er blieb stehen und drehte sich um. „Ja, Sir?“
    „Mich interessiert es einen Dreck, was Sie in Ihrer Freizeit machen, aber wenn Sie im Dienst sind, lassen Sie das Trinken bleiben, oder ich kriege Sie am Arsch.“
    Butoli drehte sich der Magen um. Gott, er brauchte etwas Stärkeres als Kaffee.
    „Lieutenant, im Augenblick ist, wie Sie ihn zu nennen belieben, mein Arsch der einzige Körperteil, der nicht wehtut. Ich würde es bedauern, wenn ihm etwas zustieße.“
    Flanagan grinste breit. „Das Leben ist unberechenbar. Jetzt suchen Sie den Mörder. Nehmen Sie Marshall mit.“
    „Aber mein Partner ist Evans.“
    „Seit gestern Abend nicht mehr. Sein Vater ist gestorben. Er ist nach Tennessee gefahren. Für mindestens eine Woche.“
    Butoli stöhnte. „Verdammt, Lieutenant. Nicht Marshall. Er ist ein Angeber.“
    „Mag sein. Wenigstens ist er nüchtern. Und jetzt an die Arbeit. Reißen Sie sich zusammen, Mann.“
    Butoli unterdrückte einen Fluch und humpelte an seinen Schreibtisch.
    „He, Marshall. Wir haben ’ne neue Leiche. Nehmen Sie Ihr Notizbuch und kommen Sie. Sehen wir uns den Steifen mal etwas genauer an.“
    „Das nennt man sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz“, beschwerte sich Marshall. Er griff sich seine Pistole, die auf dem Schreibtisch lag, und schob sie in sein Schulterholster.
    „Wollen Sie damit sagen, Sie sind schwul?“ fragte Butoli.
    Marshalls Nasenflügel bebten. „Nein.“
    „Dann war das keine sexuelle Belästigung, sondern ein Witz. Übrigens, Sie fahren.“
    Sie gingen zum Aufzug. Marshall grinste.
    „Warum ich? Sind Sie zu betrunken?“
    „Noch nicht“, entgegnete Butoli, während er auf das Loch wies, das er vorn in einen seiner besten Slipper geschnitten hatte. „Hab mir gestern Abend den Zeh gebrochen.“
    „Zu schade, dass es nicht der Kopf war“, murmelte Marshall vor sich hin. Sie hatten das Gebäude verlassen und waren auf dem Weg zum Parkplatz.
    „Das habe ich gehört“, sagte Butoli.
    „Gut. Wenigstens sind Ihre Ohren in Ordnung“, erwiderte Marshall, öffnete schwungvoll die Tür auf der Fahrerseite und setzte sich hinter das Steuer. „Wohin fahren wir?“
    „Häuserdurchgang hinter
Ivana’s Bar and Grill
.“ Butoli ließ sich ächzend in den Sitz fallen und griff nach dem Sicherheitsgurt.
    Larry Marshall startete den Wagen und fuhr an. Dabei trat er das Gaspedal bis zum Anschlag durch und freute sich nicht wenig, als er merkte, dass
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