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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche
Autoren: McCall Dinah
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sabella legte die Schlüssel auf den Tresen und ließ ihren Blick ein letztes Mal durch die Lobby schweifen. Alles war sauber und frisch poliert für die neuen Besitzer von Abbott House.
    Stumm beobachtete Jack, wie sie zur Treppe ging und zu dem Gemälde hochsah. Sie wirkte so verloren, dass er es nicht ertrug, sie dort allein stehen zu sehen. Er trat hinter sie und schloss sie in die Arme.
    „Wir können es mitnehmen, wenn du willst.“
    Sie wandte sich nicht um und schüttelte den Kopf.
    „Nein. Es gehört hierher.“
    „Dieser Ansicht sind die neuen Besitzer auch“, sagte Jack. „Sie scheinen das Bild wirklich zu mögen.“
    Isabella machte sich los und drehte sich zu ihm um. Sie lächelte ihn an.
    „Vielleicht haben sie auch Erscheinungen.“
    Jack umschloss ihr Gesicht mit den Händen. Er mochte, wie sich ihre Haut unter seinen Handflächen anfühlte.
    „Nein. Ich glaube nicht, dass der Geist deiner Mutter rastlos im Haus umherwandert. Ihr geht es gut, davon bin ich überzeugt.“
    „Ja, natürlich. Jetzt ist sie wieder mit Daddy vereint.“
    Jack suchte in Isabellas Zügen nach Anzeichen für eine innerliche Zerrüttung. Doch er sah nur den Frieden in ihren Augen und dass sie vor Freude strahlte.
    „Ja, ich bin sicher, dass sie bei dem Mann ist, den sie liebt.“
    „Genau wie ich.“
    „Ja, meine Liebste. Genau wie du.“
    Queens, New York – elf Monate später
    Maria Silvia stand vor dem Altar. Sie trug ein festliches hellgraues Kleid, und auf ihrem Gesicht lag ein madonnenähnliches Lächeln. Leonardo hielt ihren Sohn in den Armen. Der Priester sprach zu den Paten und erinnerte sie an ihre Pflichten, doch Maria kannte die Worte auswendig. Ihre Aufmerksamkeit galt nur dem Baby … dem vollkommenen engelsgleichen Ausdruck in seinem Gesicht.
    Du hast meine Gebete erhört, lieber Gott … und jetzt höre ich deine Stimme.
    „Welchen Namen soll das Kind tragen?“ fragte der Priester.
    Leonardo blickte auf seinen Sohn herab. Sein Herz schlug heftig, und ihm wurde die Kehle eng.
    „David Bartholomeo Silvia“, antwortete er. „Nach dem Arzt, der uns geholfen hat, dieses Kind zu bekommen, und nach meinem Großvater, der nie das Glück gekannt hat, in einem freien Land zu leben.“
    Maria schob ihre Hand unter Leonardos Arm. Der Priester tauchte seine Finger in das Weihwasser und formte das Kreuzzeichen auf Davids Stirn.
    „Ich taufe dich auf den Namen David Bartholomeo Silvia, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“
    Marias Puls überschlug sich. Das Pochen in ihren Ohren übertönte alles, nur nicht den leisen Protestschrei, den ihr Sohn abgab, als das Wasser sein Gesicht berührte.
    „Schsch“, machte sie und küsste die Stelle, wo ihn das Weihwasser berührt hatte.
    Das Baby lächelte beim Klang der Stimme seiner Mutter und beruhigte sich rasch.
    Allzu bald war die Zeremonie vorüber. Die Gäste bewegten sich zum Ausgang, um an dem Festessen teilzunehmen, das Maria zu Hause vorbereitet hatte.
    Leonardo blieb stehen und reichte Maria das Baby.
    „Ich habe vergessen, Vater Joseph das Geld zu geben“, sagte er. Dann eilte er zurück zum Altar, um den Priester noch zu erreichen, bevor dieser in die Sakristei verschwand.
    Maria wartete und wiegte das Baby im Arm. Eine Freundin trat zu ihr. Die beiden Frauen begannen eine Unterhaltung.
    Das Baby blickte gebannt zu seiner Mutter hinauf, fast als lausche es dem, was sie sagte. Draußen hatte eine Wolke die Sonne verdunkelt und zog nun weiter. Helles Licht fiel schräg durch die bunten Glasscheiben der Kirchenfenster und brachte die Säulen und Wände, auf die es fiel, zum Leuchten. Auch Marias Haar schien plötzlich von einem Strahlenkranz umgeben.
    Die Aufmerksamkeit des Babys wandte sich zum Fenster. Der kleine Junge blinzelte, dann lag er ganz ruhig. Seine Pupillen weiteten sich, und er sah aus, als lausche er auf etwas, das nur er hören konnte.
    Plötzlich rief die Frau neben Maria: „Sieh nur! Der kleine David, wie er zu dem Fenster mit dem Bild von Gottvater starrt!“
    Maria blickte auf ihren Sohn herunter und auf den entrückten Ausdruck in seinem Gesicht.
    „Es ist alles, wie es sein soll“, sagte sie leise.
    „Was meinst du damit?“ fragte ihre Freundin.
    „Siehst du nicht? Er freut sich, weil er die Engel sehen kann.“
    „Welche Engel?“
    „Die Engel, die über ihn wachen werden, während er ein Gottesdiener wird.“
    „Was?“
    „Ich habe Gott ein Gelübde gegeben“, erklärte Maria.
    „Was
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