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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche
Autoren: McCall Dinah
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Isabella. „Was soll das?“
    Jack zog seine Waffe. Er rechnete mit dem Schlimmsten.
    Sekunden später hielt der Lift an. Die Tür ging auf. Niemand war zu sehen.
    Jack drückte den Knopf für die Aufwärtsfahrt von neuem. Die Tür schloss sich wieder, und die Kabine bewegte sich nach oben.
    Isabella umfasste Jacks Schultern. Ihr Gesicht war schmutzverschmiert, sie hatte eine geschwollene Wange und eine Platzwunde. Überall auf ihren Kleidern waren Blutflecken. Jack sah sie an und fand, dass sie noch nie so schön gewesen war wie in diesem Moment.
    „Ich liebe dich, Jack Dolan. Mach, dass dieses verdammte Ding funktioniert.“
    Er hätte schreien mögen ob seiner Ohnmacht, aber er zwang sich zu einem Lachen.
    „Tinkerbell, ich habe alles getan, was ich kann. Der Rest liegt in Gottes Hand.“ Er küsste sie hart.
    Dann hielten sie an. Die Tür glitt zur Seite, und sie blickten in Davids Wandschrank.
    Jack ergriff Isabellas Hand, und sie traten aus der Kabine. Er betätigte den Mechanismus, und die Rückwand des Schranks schob sich an ihren Platz zurück.
    Isabella schüttelte den Kopf.
    „Ich kann nicht glauben, dass ich so viele Jahre in diesem Haus gelebt habe und nicht wusste, dass es das hier gibt.“
    Jack war nicht sicher, ob sie schon weit genug entfernt waren. Die Bombe, deren Zeitzünder die alten Männer in Gang gesetzt hatten, würde nicht nur das unterirdische Labor zerstören, das sagte ihm eine Ahnung. Die Forscher mussten das System zur Spurenvernichtung gleich am Anfang ihrer Arbeit eingebaut haben. Sie waren bereit gewesen, für das zu sterben, woran sie glaubten, und sie gehörten nicht zu den Menschen, die wichtige Dinge dem Zufall überließen.
    „Wir müssen hier weg“, sagte Jack.
    „Aber ich dachte …“
    „Sind noch Gäste im Hotel?“
    „Mein Gott! Willst du damit sagen, dass dies alles hier …“
    „Ich weiß nicht, womit wir rechnen müssen“, erwiderte er. „Aber ich habe deinem Onkel David versprochen, dafür zu sorgen, dass du überlebst. Und ich bin entschlossen, mein Wort zu halten.“
    „Ich glaube nicht“, sagte sie. „Wir müssen im Gästeverzeichnis nachsehen.“
    Sekunden später hatten sie den Raum verlassen. Sie rannten die Treppe nach unten, durch die Halle und zum Empfangstresen.
    „Alle sind fort“, sagte Isabella nach einem Blick auf das Schlüsselbrett. „Auch die Silvias.“
    Jack nahm Isabella wieder bei der Hand. Er zog sie durch den Speisesaal und auf die Terrasse nach draußen.
    „Sieh dort!“ Jack wies auf eine Reihe schwankender Lichter, die sich in einiger Entfernung voranbewegte. „Das ist das Suchkommando. Sie kommen vom Berg herunter, und keinen Augenblick zu früh.“
    Dann kam die Detonation. Sie spürten sie zunächst mehr, als dass sie sie hörten. Die Erde unter ihren Füßen fing an zu wackeln.
    „Jack! Was …“ Die Druckwelle rollte mit dumpfem Grollen durch den Untergrund heran.
    „Nein“, stöhnte Isabella. „Oh nein.“ Sie hob den Blick zum White Mountain, als könnte sie den fünf dahinscheidenden Seelen auf diese Weise die letzte Ehre erweisen.
    Plötzlich hielt sie hörbar die Luft an.
    „Jack! Sieh nur!“
    Ihre letzten Worte gingen unter in einem ohrenbetäubenden Krachen. Jack folgte mit dem Blick ihrem ausgestreckten Finger und sah den Berggipfel bersten. Aus dem Krater schlug Feuer. Steine wurden in die Luft geschleudert, und Rauch quoll hervor. Der Schnee weiter unten färbte sich schwarz.
    „Um Himmels willen“, murmelte Jack. „Das war der Weltuntergang.“
    „Sind wir in Gefahr?“ schrie Isabella in dem Versuch, sich in dem donnernden Lärm Gehör zu verschaffen.
    Jack runzelte kurz die Stirn und überdachte ihre Frage. Dann schüttelte er den Kopf.
    „Nein. Ich bin sicher, dass es keine Atombombe war. Trotz ihrer Taten haben die alten Männer das Leben zu sehr geachtet, um einen Schaden wie diesen anzurichten.“
    Isabella brach in Tränen aus. Sie starrte blind in die Flammen, die aus dem White Mountain schlugen.
    „Wir werden nie die ganze Wahrheit erfahren. Nicht wahr, Jack?“
    Er sah zu ihr herunter. In ihren feuchten Augen schimmerte der Widerschein des Feuers. Er atmete tief ein und küsste sie auf die Stirn. Jetzt wusste er, wie es sich anfühlte, wenn ein Mensch bereit war, aus Liebe in den Tod zu gehen.
    „Nein, mein Liebling. Vermutlich nicht. Spielt das eine Rolle für dich?“
    Sie seufzte und lehnte sich gegen ihn.
    „So lange ich dich habe, ist alles andere unwichtig.“

EPILOG
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