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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche
Autoren: McCall Dinah
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überraschender Kraft das Messer entwunden. Er holte aus und rammte sich die Klinge selbst in die Brust.
    Rostow stieß einen verblüfften Laut aus. Jäh wich er einen Schritt zurück, aber zu spät. Der Schaden war geschehen.
    „Was haben Sie getan?“ schrie er, als Frank Walton zu Boden sank.
    Frank schmeckte Blut in seinem Mund. „Ich habe den Informanten umgebracht“, murmelte er und atmete langsam aus. So also fühlte sich das Sterben an. Alle Gedanken hörten auf. Hatte er dem Krebs doch noch ein Schnippchen geschlagen.
    Zwei weitere Polizeiautos jagten an der Einmündung des Häuserdurchgangs vorbei. Offenbar verfolgten sie den Wagen von vorhin, aber Rostow war nervös. Er hatte den Alten falsch eingeschätzt und war von ihm hereingelegt worden.
    Er ging in die Hocke, nahm dem Toten eilig alle persönlichen Gegenstände ab und wischte mit Waltons Taschentuch seine Fingerabdrücke vom Messer. Er musste sich beeilen, denn er hatte keine Lust, in dem Durchgang gesehen zu werden, während er sich über die am Boden liegende Gestalt beugte. Schließlich warf er das Messer in eine nicht weit entfernt stehende Mülltonne und verschwand über den Zaun am Ende der Sackgasse.
    Fünf Straßenzüge weiter nahm er das Geld und die Papiere aus Waltons Brieftasche, steckte die Hotelschlüssel des Toten ein und warf die leere Lederbörse in den Abfallkorb an einer Bushaltestelle. Die Leiche würde nicht vor dem nächsten Morgen gefunden werden, und die Identifizierung würde einige Zeit in Anspruch nehmen. Zuversichtlich, dass die Polizei den Toten für das Opfer eines Raubüberfalls halten würde, machte er sich auf den Weg zu Franks Hotel. Der verrückte Alte hatte seine Pläne gründlich durcheinander gebracht. Entweder musste Rostow nun seinen Vorgesetzten anlügen oder eingestehen, dass er zu alt für diese Arbeit war.
    Erst als er an der nächsten Kreuzung auf Grün wartete, wurde ihm bewusst, dass der Alte seine letzten Worte russisch gesprochen hatte, fließend und akzentfrei.
    Mit einem Fluch auf den Lippen überquerte Rostow die Fahrbahn. Er konnte nur hoffen, in Waltons Hotelzimmer etwas zu finden, womit sich die Mächtigen bei Laune halten ließen, die zu Hause über ihn bestimmten.
    Wenige Minuten später betrat er die Lobby des
Georgian
. Ziemlich sicher, dass niemand von ihm Notiz nahm, ging er zum Aufzug. Da er dem Alten mehr als einmal gefolgt war, wusste er, wo dessen Zimmer sich befand. Im sechsten Stock trat er aus der Kabine. Der Korridor war leer. Rostow verlor keine Zeit und steuerte geradewegs auf die Nummer 617 zu.
    Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, machte er sich daran, den Raum gründlich zu durchsuchen. Er hoffte, etwas zu finden, das ihm eine Antwort auf die Frage gab, warum Vaclav Waller seinen eigenen Tod inszeniert und womit er sich in den vergangenen dreißig Jahren beschäftigt hatte. Alles, was er fand, waren ein paar altmodische Kleidungsstücke und ein Flugticket nach Braden in Montana. Der Flieger ging morgen Vormittag um neun Uhr fünfundvierzig.
    Rostow hielt einen Augenblick inne und dachte nach. Dann huschte ein schwaches Lächeln über seine ernsten Züge. Er hatte Waltons Ausweis. Sein Foto gegen das eigene auszuwechseln war eine Kleinigkeit; dann konnte er mit Waltons Ticket nach Braden fliegen.
    Er nickte zufrieden, ließ das Ticket in seiner Jackentasche verschwinden und begann, Waltons Sachen zu packen. Besser, er verhinderte, dass die Hotelverwaltung aufmerksam wurde, weil der alte Mann nicht wieder auftauchte. Dazu musste er nur den Zimmerschlüssel auf dem Bett liegen lassen und dafür sorgen, dass Frank Waltons Gepäck verschwand. Dann nahm man im Hotel an, er sei abgereist. Die Übernachtungskosten wurden über die Kreditkarte abgerechnet, die am Tag der Anmeldung vorgelegt werden musste. Niemand dachte sich etwas dabei, wenn der Gast nicht mehr persönlich erschien.
    Weniger als eine Stunde später war Zimmer 617 geräumt und Rostow hatte das Hotel verlassen. Alles, was einen Hinweis auf Frank Waltons Anwesenheit in Brighton Beach hätte geben können, befand sich in seinem Besitz.
    Als er bei der Arbeit erschien, hatte Detective Mike Butoli einen üblen Kater und Schmerzen in seinem gebrochenen Zeh. Der Kaffee, den er sich im Coffeeshop an der Ecke geholt hatte, war zu dünn. Heute Morgen hätte er eine Portion von dem Gebräu brauchen können, das sein alter Herr immer gekocht hatte, dazu einen guten Schuss „Katermörder“. Dann würde er den Tag
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