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Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Titel: Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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alldem anscheinend nichts mitbekommen.« Devcon schnalzt mit der Zunge. »Na, das ist schon ein Ding. Da hat dich der reißende Strudel von Dauermeetings diesmal wohl völlig aus der Realität gespült, was? But so what – willkommen in Absurdistan.« Er grinst breit, lehnt sich in seinen Sessel zurück und legt die Beine wieder hoch. »Und, was sagt du nun? Denkst du immer noch, dass es mich aus der Ruhe bringen sollte, wenn ein paar dieserBürokratenkampfhähne und -hennen mal wieder versuchen, möglichst viel Wind zu machen mit ihrem jämmerlichen Flügelschlagen?«
    Es klopft an der Bürotür. Regina Tamm steckt ihren zurzeit granatrot gefärbten Bubikopf ins Zimmer. »Mach das Besetztzeichen von deinem Telefon weg, Jim, ich hab da ein dringendes Gespräch.«
    Devcon sieht auf seine Armbanduhr: halb sechs, anderthalb Stunden nach dem offiziellen Dienstschluss. Er runzelt die Stirn. »Wer soll das sein? Norbert ist doch schon da – und was machst du eigentlich noch hier? Wieder fleißig beim Chatten?«
    »Nein, dafür aber fleißig bei deiner Arbeit! Die neuen Dienstpläne müssen spätestens morgen raus. Und jetzt geh endlich ans Telefon, wenn du schon dein Handy ignorierst. Ich stell noch mal durch.« Regina Tamm zieht die Tür von außen wieder zu.
    Devcon, noch immer verdutzt über das ungewohnt gereizt wirkende Auftreten seiner Sekretärin und »rechten Hand«, nimmt das Gespräch nach dem ersten Klingeln an.
    »Mordbereitschaft, Tatjana hier. Ich glaub, du kommst besser mal schnell her. Wir haben hier eine – eine sehr schlimme Leiche.«

4
    Finsternis.
    Vollkommen.
    Stille.
    Absolut.
    Ein perfektes Totenreich. Ohne Masken. Ohne Fassaden. Reduktion auf das Wesen. Existenz pur. Und: Frieden. Ein tiefer Frieden.
    Nur die Brust hebt sich. Luft strömt in das Innere.
    Langsam. Und verweilt. Dann tritt ein Teil wieder aus. Sanft. Leicht. Es beginnt von vorn   …
    Ein harmonisches Spiel. Sich selbst genügend. Nichts stört, verzerrt die göttliche Eintracht. Bis auf ein leises Geräusch. Das klingt   … wie ein Rauschen. Doch wo kommt es her?
    Es darf nicht sein. Nein. Es darf nicht sein   … Aber doch, es ist jedes Mal da, das Rauschen. Ein Grundrauschen. Das alles durchdringt. Bis tief in den letzten Winkel der Seele. Und es kommt   – von der anderen Seite!
    Der verlorenen.
    Verlogenen.
    Zutiefst verkommenen   …
    AUS!
    Zu spät.
    Wieder einmal.
    Es hat keinen Zweck. Es ist allgegenwärtig. Und lässt sich nicht ausblenden. Nicht ausblenden, solange der Organismus noch atmet.
    Verdammnis. Das menschliche Objekt, im Kern verrottet.
    Und der weiße Ritter   – nein, er kann nicht gewinnen. Niemals.
    Denn er   – ist ich.
    Und ich bin er.
    Und das Gute, ein Mythos.
    D ie Brust hebt sich. Und senkt sich. Jetzt in beschleunigtem Takt. Die Aufgabe wartet   …

5
    Die kleine Parkbucht am Stadtwald kurz vor der zur Durchfahrt gesperrten Ortseinfahrt Mörfelden-Walldorf ist komplett belegt: mit zwei Streifenwagen, einem Dienstwagen aus dem Präsidium und etlichen weiteren, neutral wirkenden PKW. Devcon stutzt, als er den delfingrauen Audi A6 entdeckt, das Auto von Hans Dillinger, Leiter des Zentralen Rechtsmedizinischen Institutes der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität. Dillinger persönlich am Tatort? Wenn er nicht ausdrücklich darum ersucht worden ist, wäre das schon sehr ungewöhnlich.
    Devcon stellt die Warnblinklichtanlage seines silbernen BMW an, lenkt das Fahrzeug an den Straßenrand, steigt aus und verriegelt die Türen. Den Kragen seiner schwarzen Lederjacke bis unters Kinn hochgeklappt, stapft er den Reifen- und Fußspuren auf dem verschneiten Pfad hinterher, der in den Stadtwald führt. Wie ein Auto es geschafft haben soll, hier reinzufahren, ohne stecken zu bleiben, ist Devcon ein Rätsel. Schneefall seit zwei Wochen, so gut wie ohne Pause. Sieht nach einem neuen Rekordwinter aus. Und es ist kalt. Bitterkalt. Das Außenthermometer des BMW hat minus zehn Grad angezeigt. Dazu weht ein eisiger Nordwind durch den ausgedünnten Baumbestand.
    Devcon muss nicht weit gehen. Wo der Pfad tiefer in den Wald einbiegt, erleuchten taghelle Lichtstrahlen den Weg. Zwei mit Schneeketten ausgestattete Lieferwagen parken am Wegesrand und lassen nur einen schmalen Zugang zum Tatort frei. Es sind die Fahrzeuge, in denen das Equipment für den ersten Angriff hertransportiert worden ist.
    Devcon hebt das Flatterband an, seine Augen sind leicht verengt. An das gleißende Kunstlicht der vier großen
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