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Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Titel: Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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1
    Drei Uhr in der Frühe.
    Neonlicht. Augen, noch an die Dunkelheit gewöhnt. Zeit zum Innehalten. Lage peilen. Ein Jäger ist nur so gut wie seine Kenntnis des Reviers.
    Das Bild auf der Netzhaut, es wird klarer. Beigebraun gekachelte Mauern, heruntergelassene schmutzgraue Rollos, die verschlossene Kiosktür … Gut so!
    Die Nasenflügel kräuseln sich, reagieren auf einen penetranten Gestank. Urin. Vermischt mit – Soße. Herzklopfen. Untrügliche Spuren . Von Menschenaas.
    Blick zum überquellenden Eimer am Treppenabgang Richtung U-Bahnstation. Mit Ketchup, Mayonnaise und Senf getränktes Papier einer großen Fastfood-Kette liegt obenauf, säumt die grauen Stufen.
    Check der näheren Umgebung: die Bahnhofshalle, menschenleer. Die Gleise verwaist. Es ist still. Sehr still. Doch die Anspannung, sie liegt förmlich in der Luft. Geduld. Und Wachsamkeit. Geduld. Und Wachsamkeit.…
    Zeit tropft dahin. Die digitale Tafel mit den An- und Abfahrtzeiten: schwarz. Eine zerlöcherte Plastiktüte schwebt über den abgenutzten Boden. Weiter hinten: grüne Glasscherben vor einer Sitzreihe. An der Wand Graffiti.
    »Heya!«
    Achtung, Zielobjekte im Visier. Höchste Körperanspannung, alle Sinne scharf gestellt. In der Brust das warme Gefühl des Triumphs. Das Ansitzen hat sich gelohnt.
    »Meine Herren …«
    »Hä? Hahaha! Haste das gehört, Alter? Meine Herren ! Hahaha …«
    »Wo siehste denn hier Herrn, ey? Biste echt schon so weggedröhnt? Was hast’n für’n gutes Stöffchen, zeig doch mal her.« Die fiebrig glänzenden Augen des Junkies mit den verfilzten Rastasträhnen wandern ziellos umher. Sein Kumpel mit der tätowierten Glatze krallt die Pranke in die Schulter des anderen. Von der Kopfhaut ist durch die vielen Tattoos so gut wie nichts zu sehen. Er biegt sich vor Lachen. Zwischendurch ein gurgelndes Keuchen.
    Es riecht nach Tod. Nach Tod und Verwesung.
    »Ich habe keinen Stoff. Aber ich biete Ihnen fünfzig Euro.«
    Das Lachen verstummt. Blitzartig. Die Glatze richtet sich auf. Wackelig. Mit blutunterlaufenen, leicht gelblich schimmernden Augen.
    Nicht mehr lang bis zum Leberversagen.
    »Nee, echt jetzt, Alter?« Die Stimme klingt belegt, von einem bronchialen Pfeifen untermalt.
    »Fuffzig Mücken für jeden, oder was, ey?« Gier leuchtet unverhohlen aus dem schmutzigen und mit Schürfwunden übersäten Gesicht des Rastamannes.
    »Fünfzig Euro für jeden, richtig. Und zwar für die Teilnahme an einem kleinen Experiment.«
    »Oh yeah, Baby, das isses! C’mon, let’s push the button, uh!« Der Rastamann taumelt, stürzt beinahe über die eigenen Beine, die von Hämatomen und Einstichwunden gezeichneten Arme wie ein Segelflieger von sich gestreckt.
    »Jaaa! Push the button. Und zwar den zwischen den Haxen!«, schreit die Glatze. Fasst sich in den Schritt und krümmt sich vor Heiterkeit. »Da ist der Joe echt gut drin. Oder haste noch nie was gehört vom legendären Stricher vom Hauptbahnhofzoo? Hahaha …«
    »Dann sind wir uns also einig?«
    »Einig, klar. Haha …«
    Blattschuss!
    »Aber erst woll’n wir die Kohle!« Joe steht jetzt stocksteif da. Die Hand ausgestreckt. Ein bedrohliches Glitzern in den geweiteten Pupillen.
    »Ja genau, Alter«, stimmt die Glatze ein. »Wir nehmen nur Vorkasse.« Aufgeregtes Husten.
    Sieh an, sieh an, der zahnlose Köter bellt.
    »Ich bezahle nach Lieferung. Take it. Or leave it.«
    Die Junkies schauen sich an. Und folgen. Wortlos.

2
    »Schnieke Hütte, ey.« Joe wankt durch den weitläufigen, mit Marmor getäfelten Flur. Seine dürren Arme ragen wie abgestorbene Äste aus dem schmutzstarren Fußballtrikot. Er hat eine starke Gänsehaut – von den wenigen Schritten vom beheizten Auto bis zum Hauseingang. »Eh, was is’? Alles klar, Manni?«
    »Yo, Alter, alles frisch«, ruft die Glatze. Und hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den rechten Ellenbogen. Steif wie ein Brett ist er zu Boden gegangen, ausgerutscht auf dem gefrorenen Blumenbeet neben dem Gehweg.
    »Hier entlang, bitte.«
    »Wie – in den Keller, ey? Wieso’n, hier oben isses doch schön …«
    »Souterrain, meine Herren. Nicht Keller. Bitte kommen Sie.« Eine freundliche Aufforderung. Freundlich und souverän. Joe und Manni blicken sich an. Ratlos.
    Das Wild fremdelt noch.
    Mit unsicheren Schritten steigen die beiden Männer die glatt polierten Stufen hinab. Das Treppenhaus ist kühl, nur von einem einzigen schwach leuchtenden Halogenstrahler erhellt. Manni spürt einen weichen Teppich unter den
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