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Eisiger Schatten

Eisiger Schatten

Titel: Eisiger Schatten
Autoren: Alfred Bekker
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durchzogen war. In diesen schimmerte eine leuchtende Flüssigkeit, die im Inneren des Leviathans für Helligkeit sorgte. Das Fledertier kullerte, sich immer wider überschlagend, den Schlund des Leviathans hinab, und den Elben auf seinem Rücken blieb nichts anderes übrig, als abzuspringen.
    Aber sie landeten recht weich. Ein grollender Laut erklang. Er war so tief, dass er selbst für einen Elben fast außerhalb des hörbaren Bereichs lag.
    Darin rappelte sich auf.
    „Alles in Ordnung?“, erreichte ihn Sarwens Gedanken.
    „Ich existiere noch.“
    „Im Moment sollten wir damit zufrieden sein.“
    „Ich weiß. Vom Eingang zum Nicht-Ort in den Schlund eines Leviathans. Das klingt zwar nicht gerade wie eine Verbesserung, aber …“
    „Willkommen an diesem gastlichen Ort!“, rief eine Stimme.
    Das Innere des Leviathans war größer als die größten Tempel, die Daron je gesehen hatte, und so hallte jeder Laut als Echo weiter. Darum dauerte es auch etwas, bis er die Stimme erkannte.
    „Lirandil!“, rief er dann, woraufhin der Namen noch fünfmal zurückgeworfen wurde.
    Überall pulsierte das leuchtende Blut in den Adern des gewaltigen Geschöpfes. Im Schein dieses Lichts waren mehrere Gestalten zu sehen, von denen zwei Sarwen, Daron und Thamandor wohlbekannt waren: Lirandil der Fährtensucher und Prinz Sandrilas.
    In ihrer Begleitung befanden sich gut ein Dutzend Eismenschen unterschiedlicher Größe.
    „Das gibt es doch nicht!“, entfuhr es Thamandor. „Da erscheinen alte Gefährten, wenn man sie am dringendsten braucht!“
    Nachdem sich alle freudig begrüßt hatten, deutete Lirandil auf den Flammenspeer. „Seid diesmal vorsichtig damit, werter Thamandor.“
    „Bin ich das nicht immer?“
    „Na, ich kann mich da an einige Situationen erinnern … Diese Leviathane sind zwar an sich recht unempfindlich, aber wenn man in ihren Körpern ein Feuer entfacht von der Art, wie es Eure Flammenspeere vermögen, ist das bestimmt auch für sie nicht angenehm.“
    „Ich passe schon auf“, versprach Thamandor.
    Sandrilas wandte sich an Emwén. „Nathranwéns beste Schülerin im Eisland? Ich hätte nicht gedacht, Euch hier zu begegnen, nachdem wir den Hof Eures Vaters in Meergond verließen.“
    „Wir befürchteten, Ihr und Lirandil könntet eine Heilerin brauchen“, antwortete sie. „Schließlich hat man nichts mehr von Euch gehört, und das war für uns Anlass zu großer Sorge.“
    „Wir sind wohlauf, wie man sieht“, erklärte Sandrilas.
    „Nichts mehr von uns gehört?“, wiederholte indes Lirandil und wandte sich an Sarwen und Daron. „Wie kommt es dann, dass ihr hier seid? Ich hatte gehofft, dass die Eismenschen unsere Botschaft nach Meergond bringen.“
    „Das ist in gewisser Weise auch geschehen“, sagte Sarwen. „Nur wurde sie zunächst nicht verstanden.“
    „Wie auch immer, nun seid ihr hier“, sagte der Fährtensucher, „und das ist gut so.“
    „Wir sind gekommen, Euch und Sandrilas zu retten“, erklärte Sarwen. „Doch nun habt stattdessen Ihr uns gerettet.“
    „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, drängte Lirandil. „Ich werde euch alles erklären, aber erst muss ich etwas erledigen.“ Er wandte sich an einen der Eismenschen und verständigte sich mit ihm in ihrer Zeichenssprache.
    Der Eismensch kniete daraufhin nieder und berührte mit seiner siebenfingrigen Hand, die sich gerade am Ende seines Arms gebildet hatte, den Boden. Blitze zuckten aus den Fingern und wanderten die leuchtenden Adern entlang.
    „Er lenkt den Geist des Leviathans“, erklärte Lirandil, während ein Ruck durch den gewaltigen Körper ging. Rarax gefiel das nicht, und er beschwerte sich mit einem schrillen Schrei, der wegen der vielen Echos für einen Höllenlärm sorgte. „Jetzt macht er sich auf den Weg“, fügte Lirandil hinzu.
    „Auf den Weg?“, fragte Daron. „Wohin?“
    „Zu Jarandils silbernem Schiff! Die Zeit drängt!“
     
     

Das silberne Schiff
     
    Sie saßen um einen Glutstein, dessen Hitze allerdings nur soweit entfacht war, dass der Leviathan sie nicht spürte. Thamandor rieb sich die Hände. „Unsere Glutsteine funktionieren nicht mehr. Und die Wirkung von Emwéns Medizin lässt schon spürbar nach“
    „Ihr solltet auf Eure alten Tage wenigstens noch so viel Magie erlernen, dass Ihr einen anständigen Wärmezauber zuwege bringt, werter Thamandor“, riet ihm Sandrilas.
    Dann ergriff Lirandil das Wort. Er berichtete knapp, wie er zusammen mit Sandrilas die Eisfestung erreicht
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