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Eisiger Schatten

Eisiger Schatten

Titel: Eisiger Schatten
Autoren: Alfred Bekker
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erkannten die Art des Waffenmeisters zu gehen.
    „Ich frage mich wirklich, wo er gewesen ist“, sandte Sarwen ihrem Bruder einen Gedanken.
    „Mich interessiert viel mehr, ob Emwén ihren Vater davon überzeugen konnte, die Stadt aufzugeben“, erwiderte Daron.
    „Ja, ich weiß, diese Emwén geht dir nicht aus dem Kopf.“
    „Sarwen …!“
    „Ja?“
    Daron zögerte. Aber irgendwann musste es sein, und er hatte keine Lust, seine diesbezüglichen Gedanken länger vor ihr abzuschirmen.
    „Du hast gemeint, dass zum Erwachsenwerden gehört, dass wir in Zukunft auch Geheimnisse voreinander haben.“
    „Das stimmt.“
    „Vielleicht gehört es aber auch dazu, dass ich ausnahmsweise mal an jemanden anderen denke als an meine Zwillingsschwester.“
    Für eine ziemlich lange Zeit nahm Daron keinen einzigen Gedanken von Sarwen wahr.
    „Kann sein“, gestand sie schließlich zu. „Aber es muss mir ja nicht unbedingt gefallen, oder?“
     
     
    Wenig später klopfte es an Darons Tür. Der junge Thronfolger des Elbenreichs wusste sofort, dass es sich um Thamandor handelte, denn er hatte die Schritte des Waffenmeisters auf dem Flur gehört.
    „Kommt herein!“, forderte er.
    „Ich werde mich zu euch gesellen!“, meldete sich Sarwen mit einem Gedanken. „Schlafen kann ich jetzt sowieso nicht.“
    Die Tür ging auf, und Thamandor trat ins Zimmer. Er hatte seine volle Ausrüstung bei sich, den Flammenspeer trug er an einem Riemen auf dem Rücken. Der Haushofmeister hatte ihm noch kein Gemach zugewiesen, aber Thamandor hätte den Flammenspeer auch auf gar keinen Fall dort unbeaufsichtigt zurückgelassen. Dazu war ihm diese Erfindung einfach zu kostbar.
    „Schön, dass du noch wach bist, Daron“, sagte der Waffenmeister. „Ich habe nämlich eine interessante Neuigkeit.“
    „Eine Neuigkeit? Die will ich auch hören“, mischte sich Sarwen ein, die soeben in der Tür erschien.
    Thamandor wartete, bis das Elbenmädchen die Tür wieder geschlossen hatte. „Ihr beide habt mir doch von den Gerüchten erzählt, die es über unseren alten Feind Jarandil gibt.“
    Thamandor hatte während des langen Fluges zum Eisland alles darüber erfahren wollen. Vor allem hatte ihn das silberfarbene Schiff interessiert, das angeblich durch dickes Eis fahren konnte.
    „Wenn er seinen Plan, mit seinem Silberschiff das Eis im Nordmeer zu durchqueren, wahr gemacht hat, könnte er in den letzten drei Jahren an der Küste von Meerland entlanggefahren sein“, meinte Daron. „Soweit wir erfahren haben, wurde so ein Schiff hier zwar nicht gesichtet, dennoch werde ich Asagorn noch einmal danach fragen.“
    „Zwecklos“, sagte Thamandor. „Die Elben hier in Meergond haben dieses Schiff nicht gesehen. Ich habe deswegen herumgefragt und auch mit Isidorn und Mirgamir darüber gesprochen. Die waren natürlich alles andere als erbaut darüber, dass Jarandil offenbar wieder irgendetwas Übles plant.“
    „Davon sind wir alle nicht begeistert“, warf Sarwen ein.
    „Ich habe mich allerdings auch mit einigen der zylopischen Riesen unterhalten. Bis sich das Eis ausdehnte, haben sie häufig von den nördlichen Klippen Steine in die Stadt geschafft, die hier als Baumaterial gebraucht werden.“
    „Und die Zylopier haben weiter sehen können als die Elben-Kapitäne, die mit ihren Schiffen an der Küste Meerlands entlangfahren?“, wunderte sich Daron.
    Thamandor schüttelte den Kopf. „Nein, aber bei den Klippen landen manchmal Gruppen von Robbenkriegern an. Die schlagen dort spitze Steine aus dem Fels, die ihnen als Spitzen für ihre Speere und Harpunen dienen. Und die erzählten von einem Schiff, das weit draußen im östlichen Meer, wo kein Elbenschiff mehr verkehrt, einfach durch das Nordeis gefahren sei.“
    „Die Zylopier konnten sich mit den Robbenkriegern verständigen?“, staunte Daron.
    „Die Robbenkrieger sollen sehr sprachbegabt sein und beherrschen sogar die Elbensprache. Manchmal kommen sie ja auch nach Meergond, um sich von der Heilerin Emwén behandeln zu lassen. Ich habe mich übrigens auch erst gewundert, dass zwar die Zylopier von dem Schiff wissen, aber keiner der Elben, bei denen ich mich erkundigt habe. Das liegt wohl daran, dass man die Riesen einfach nicht danach gefragt hat und niemand auf die Idee gekommen ist, dass sie etwas Wichtiges gehört oder beobachtet haben könnten.“
    Daron nickte düster. „Wenn tatsächlich Jarandil hinter alldem steckt, was hier im Moment geschieht, dann haben wir einen sehr gefährlichen
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