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Eisiger Schatten

Eisiger Schatten

Titel: Eisiger Schatten
Autoren: Alfred Bekker
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es ein Leichtes, seine Haarfarbe zu verändern. Vielleicht wollte er mit dem weißen Haar andeuten, dass er sich mit dem legendären Elbenmagier Andir inzwischen auf einer Stufe wähnte, denn der war für sein schneeweißes Haar bekannt.
    „Daron! Endlich!“, empfing der Elbenprinz einen sehr intensiven Gedanken des abtrünnigen Magiers. „Wo ist deine Schwester? Im Bauch des Leviathans, aus dem du gerade gekommen bist? Wo auch immer, ich werde sie schon finden!“
    „Zunächst einmal habe ich dich gefunden, Jarandil!“, entgegnete Daron, während er Rarax hoch über dem Silberschiff herfliegen ließ.
    Jarandil gab seinen Whanur-Echsenkriegern ein Zeichen, die daraufhin ihre Armbrüste anlegten. Ein Hagel von Geschossen schlug Daron entgegen. Die Bolzen waren mit magischer Energie aufgeladen und versprühten Feuer, während sie durch die eisige Luft zischten.
    Daron hob eine Hand und erschuf einen Schutzschild, der den Flug der Geschosse abbremste. Die ihnen innewohnende Magie sorgte dafür, dass sie nicht einfach abprallten, sondern trieb sie weiter voran, wie bei den Feuerwerksraketen, die in manchen Menschenreichen Mode geworden waren.
    Zischend drangen sie aber nur im Schneckentempo durch den unsichtbaren Schirm und konnten ihr Ziel nicht erreichen.
    Daron ließ Rarax etwas höher steigen und einen Bogen fliegen, während Jarandil all seine magischen Kräfte in einen Blitz legte, den er aus seiner Faust schleuderte. Daron begegnete dem Blitz mit einer blau schimmernden Lichtkugel, die er in seiner Hand entstehen ließ. Sie jagte dem Blitz entgegen, und beide zerplatzen in einem grellen Licht, als sie aufeinander trafen.
    Dann tauchte am Horizont der Weiße Nebel auf. Von gewöhnlichen Wolken unterschied er sich schon von Weitem durch das unheimliche Leuchten, das ihn vollkommen ausfüllte. Er zog schnell heran und waberte auseinander, bildete Arme aus und erinnerte an einen Kraken aus hellem Dunst.
    „Dies ist der Moment der Entscheidung, Menschenbastard!“, erreichte Daron ein zorniger Gedanke seines Widersachers, und im nächsten Moment hallte das höhnische Lachen des Magiers im Kopf des Elbenprinzen. Es war so dröhnend, dass es kaum zu ertragen war.
    Der Nebel nährte sich. Rarax stieß einen kreischenden Schrei aus, als Daron ihn im Tiefflug über das Schiff lenkte. Als der Nebel ihn fast erreichte, ließ er das Riesenfledertier einen Haken schlagen. Er selbst griff zu seinem Dolch, riss ihn heraus, schleuderte ihn von sich und lenkte seine Flugbahn mithilfe seiner magischen Kräfte.
    In einer gebogenen Linie erreichte der Dolche punktgenau die Öffnung des in den Himmel ragenden rauchenden Rohrs und fiel hinein.
    Daron konnte Jarandils fassungslosen Blick geradezu spüren.
    Rarax stob empor, während sich der Nebel auf das Silberschiff senkte. Jarandil rief nach seinen Echsenkriegern. Aber es war zu spät. Niemand konnte den Dolch schnell genug aus dem Inneren des Schiffs entfernen, bevor der Weiße Nebel es umhüllte.
    Jarandil sandte Blitze in den wabernden Dunst, der daraufhin noch stärker aufleuchtete.
    Innerhalb von Augenblicken hatte der Nebel das Schiff vollkommen umfangen. Ein Gedanke, der einem schrillen Wutschrei glich, erreichte Daron, wurde dann aber immer schwächer.
    Als der Dunst von den Strahlen der Sonne schließlich aufgelöst wurde, blieb nichts zurück. Nicht einmal eine magische Spur.
    Jarandil war mitsamt seinem Silberschiff an den Nicht-Ort entschwunden.
     
     
    Rückkehr
     
    Rarax hatte auf dem Rückflug ziemlich viel zu tragen. Außer Daron, Sarwen, Thamandor und Emwén saßen nun auch Sandrilas und Lirandil auf seinem Rücken.
    Der einäugige Prinz wirkte dabei ziemlich eingeschüchtert. Er hielt sich mit beiden Händen am Fell des Riesenfledertiers fest, und es war unübersehbar, dass diese Art des Reisens nichts für ihn war.
    Lange bevor sie die Eisfestung erreichten, kam ihnen der Eisdrache entgegen. Für ein so großes Wesen bewegte er sich ziemlich schnell. Nach Jarandils Verschwinden im Weißen Nebel bestand natürlich auch die geistige Kontrolle des abtrünnigen Elbenmagiers über den Drachen nicht mehr, und so zog dieser zurück nach Norden. Er war wieder frei, und es hielt ihn nichts in diesem Land.
    Immer wieder fielen Brocken von seinem Körper, aus denen Eisdrachenläufer entstanden. Sie begleiteten ihn zu Tausenden.
    In einigem Abstand folgten ihm auch zahlreiche Leviathane. Sie schoben sich wie gewaltige Würmer über das Eis. Viele von ihnen hatten das
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