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Eisiger Schatten

Eisiger Schatten

Titel: Eisiger Schatten
Autoren: Alfred Bekker
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unter den Elben hat zurzeit eine ähnliche magische Begabung wie ihr beide“, sagte Sandrilas. „Von eurem Onkel Andir mal abgesehen, aber der ist ja seit langem ins Reich des Geistes entschwunden. Und Jarandil weiß das. Ihr seid ihm ja oft genug begegnet und habt seine Pläne durchkreuzt.“
    „Und was soll nun geschehen?“, fragte Daron.
    „Es muss einen Gegenstand geben, den einer von euch stets bei sich trägt und auf den die Magie der Wolke ausgerichtet ist“, erklärte Lirandil. „Was das für ein Gegenstand ist, weiß ich nicht. Aber es muss etwas sein, wovon Jarandil eine klare Vorstellung hat. Etwas, das er kennt und immer wieder bei euch gesehen hat. Da ihr ja stets zusammen seid, genügt ein solcher Gegensand, den einer von euch stets mit sich führt, um euch beide zu vernichten.“
    „In manchen der alten Legenden heißt es, dass es eine Waffe sein muss“, ergänzte Sandrilas. „Vorausgesetzt, ich erinnere mich noch richtig. Es ist schließlich alles schon sehr lange her.“
    „Jedenfalls hat keiner von uns ein Schwert, das er mit dem von Jarandil vertauschen könnte“, sagte Sarwen.
    „Ein Schwert nicht, aber …“ Lirandils Blick glitt an Darons Gürtel.
    „Dein Dolch, Daron! Jarandil kennt ihn! Er hat ihn oft genug bei dir gesehen, und du trägst ihn ständig bei dir!“, dachte Sarwen.
    Daron zog den Dolch hervor.
    „Das muss es sein“, sagte Sarwen laut.
    „Ich habe einen Plan“, eröffnete Lirandil den beiden Elbenkindern. „Aber er hängt von deiner Geschicklichkeit und deiner Schnelligkeit ab, Daron.“ Er deutete hinüber zu Rarax. „Und von deinem Riesenfledertier!“
     
     
    Der Leviathan tauchte aus dem Eis empor. Dabei mussten sich alle gut festhalte, abgesehen von den Eismenschen, die das riesige Geschöpf lenkten.
    Einer der Eismenschen machte Lirandil ein Zeichen.
    „Jetzt wird es ernst“, erklärte der elbische Fährtensucher. „Du weißt, worauf es ankommt, Daron.“
    „Ich könnte dich begleiten und für magischen Schutz sorgen“, bot Sarwen an.
    „Und der Schutz, den ich bieten kann, ist auch nicht zu verachten“, sagte Thamandor und tätschelte seinen Flammenspeer.
    „Aber vermutlich nicht sehr wirksam“, erklärte Lirandil. „Und was Sarwen betrifft: Falls Daron scheitert, wird es auf dich ankommen. Darum musst du vorerst in Sicherheit bleiben.“
    Sie begaben sich in den vorderen Teil des Leviathan-Körpers. Vor ihnen öffnete sich das Maul der riesigen Kreatur.
    Inzwischen war längst der Tag angebrochen. Man konnte weit über das vereiste Meer blicken. Dort, wo vermutlich die Küste verlief, lag das Silberschiff des abtrünnigen Elbenmagiers. Daron sah es zum ersten Mal.
    Blitze zuckten über das glänzende Metall. Leitern führten zu verschiedenen Decks, und in der Mitte ragte ein großes zylindrisches Rohr empor.
    „Manchmal quillt giftiger Rauch aus dem metallenen Schornstein“, sagte Lirandil. „Es ist Teil einer Magie, die nichts mit dem Elbenwissen zu tun hat. Wer weiß, woher Jarandil es hat.“
    Auf den verschiedenen Deckebenen waren Whanur-Echsenkrieger zu sehen, die offensichtlich in Jarandils Diensten standen. Und dann entdeckte Daron auch den Magier selbst.
    „Der Weiße Nebel konnte euch nicht folgen, solange ihr hier im Bauch des Leviathans wart“, sagte Lirandil. „Sobald du ihn verlässt, Daron, kann dich die Magie aber wieder aufspüren. Auch wenn es ein wenig dauern wird, bis die gefährliche Zauberwolke hierher gelangt, wird das schneller geschehen, als dir lieb sein kann.“
    „Ich weiß“, murmelte Daron. Seine Augen waren vollkommen schwarz geworden, denn er konzentrierte seine magischen Kräfte.
    „Es kommt auf den richtigen Moment an“, sagte Lirandil.
    „Ja.“
    „Viel Glück“, vernahm er noch Sarwens Gedanken. „Ansonsten sehen wir uns am Nicht-Ort.“
     
     
    Daron stieg auf Rarax' Rücken und ließ das Riesenfledertier aus dem Rachen des Leviathans hervorschnellen. Er flog auf das Silberschiff zu. Jarandil, in ein langes Gewand aus schwarzer Elbenseide gehüllt, stand auf dem höchsten der Decks. Er hatte sich äußerlich stark verändert. Sein Haar war vollkommen weiß, während er sich zugleich einen pechschwarzen Bart hatte wachsen lassen, was für Elben sehr ungewöhnlich war. Offenbar sollte es ein äußeres Zeichen dafür sein, dass er sich mit der Elbenheit nicht mehr verbunden fühlte.
    Was es mit dem weißen Haar auf sich hatte, darüber konnte Daron nur rätseln, doch für einen Elbenmagier war
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