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Eisiger Schatten

Eisiger Schatten

Titel: Eisiger Schatten
Autoren: Alfred Bekker
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den Eisdrachen Kemroor an seiner Seite.“
    Daron schüttelte den Kopf. „Ich meine etwas anderes. Wenn Sarwen und ich bereits die Anwesenheit dieses Magiers spüren, müssen wir doch davon ausgehen, dass er umgekehrt auch weiß, dass wir uns ihm nähern.“
    „Deswegen schlage ich vor, keine Zeit mehr mit diesem Picknick in ungemütlicher Umgebung zu vergeuden, sondern so schnell wie möglich dieses Schiff zu finden.“
    „Und dann?“, fragte Daron.
    Thamandor deutete auf seinen Flammenspeer. „Es gibt für alles eine Lösung.“
    „Schon gegen den Eisdrachen reichte die Macht Eures Flammenspeers nicht aus, werter Thamandor“, erinnerte Daron höflich. „Und bei Jarandil sollten wir damit rechnen, dass er vorbereitet ist.“
    „Vorbereitet?“, fragte Thamandor.
    Der junge Halbelbe nickte, aber statt seiner antwortete Sarwen. „Was Daron meint, ist, dass es vielleicht zu seinem Plan gehört, dass wir sein Schiff finden.“
    Schneefall setzte ein. Zischend fielen die ersten Flocken auf den Glutstein, über dem die Kräutersuppe zubereitet worden war. Ein selbst für das Eisland sehr kalter Wind blies aus Richtung Norden, und für einen kurzen Moment glaubten Daron und Sarwen, in ihrem Kopf das schauderhafte Gelächter von Jarandil zu vernehmen.
     
     
    Sie bestiegen wieder das Riesenfledertier, und wenige Augenblicke später erhob sich Rarax in die eisigen Lüfte.
    Der Schneefall wurde stärker, und innerhalb kurzer Zeit tobte ein regelrechter Sturm. Rarax kam kaum noch voran, und selbst mit den Augen eines Elben war es schwierig, sich in dem Schneegestöber zurechtzufinden.
    Daron ließ Rarax etwas tiefer fliegen, um die Küstenlinie des gefrorenen Meeres nicht zu verlieren. Aber an manchen Stellen war diese Linie kaum noch zu erkennen.
    Schließlich landeten sie bei einem großen Felsen, an dem sich bereits eine hohe Schneeverwehung aufgeschichtet hatte. Dort waren sie ein wenig vor dem Unwetter geschützt.
    „Das ist kein gewöhnlicher Sturm“, meinte Daron.
    „Da kann ich dir nur zustimmen“, erwiderte Sarwen.
    Der heftige, eiskalte Wind riss an ihrer Kleidung und zerrte auch an dem Gepäck, das sie auf Rarax' Rücken festgeschnallt hatten. Eine der Taschen mit Proviant löste sich, weil ein Riemen einfach riss, und wurde mehr als eine Masthöhe emporgeschleudert und fortgeweht. Nur einen Augenblick später war nichts mehr von ihr zu sehen.
    Rarax brüllte laut auf, so als wollte er gegen dieses furchtbare Wetter protestieren.
    Emwén richtete sich unvorsichtigerweise zu weit auf und wurde von einer Böe erfasst. Beinahe eine Schiffslänge weit wurde sie durch die Luft gewirbelt und landete im frischen Schnee. Ohne den Windschutz des Felsen traf sie der Sturm mit voller Wucht. Sie versuchte aufzustehen, aber eine weitere Böe riss sie mit sich.
    Daron hob die Hände und murmelte eine Formel. Dünne Fäden aus gleißendem Licht schossen aus seinen Händen und schlangen sich um Emwén. Der Wind zog und zerrte noch heftiger an ihr, aber Darons Magie war stärker. Mit den Leuchtseilen zog er sie auf sich zu.
    Sie kämpfte sich auf die Füße und taumelte in seine Richtung. Noch einmal verlor sie das Gleichgewicht, dann hatte Daron sie mithilfe der magischen Leuchtseile zu sich geholt, sodass sie sich wieder in der relativen Sicherheit des Felsens befand.
    „Danke“, keuchte sie. „Der Sturm hätte mich ohne deine Hilfe einfach mit sich gerissen.“
    „Das ist Magie“, stellte Daron fest. „Jarandils Magie.“
    „Er gibt uns wohl damit eine Kostprobe von dem, was uns erwartet, wenn wir ihn aufgestöbert haben“, vermutete Sarwen.
    Thamandor nahm seinen Flammenspeer und legte ihn an. Ein Feuerstrahl zischte aus dem Trichter und schmolz gleich neben dem Felsen ein Loch in Schnee und Eis. Innerhalb von Augenblicken entstand eine Mulde, und Daron ahnte, was der Waffenmeister damit bezweckte.
    „Sofort dort hinein!“, rief Thamandor. „Alle! Auch Rarax! Je mehr uns der Sturm dann unter seinen Schneemassen begräbt, umso besser für uns!“
     
     
    Rarax war zuerst gar nicht davon begeistert, in die Mulde zu kriechen. Daron musste ihn mit ein paar energischen Gedankenbefehlen dazu zwingen.
    „Er hat Angst davor, zu ersticken oder zu erfrieren, wenn wir nach und nach vom Schnee bedeckt werden“, glaubte Emwén. „Aber dieser Gefahr kann ich entgegenwirken.“
    Sie nahm aus einer ihrer Taschen eine bronzefarbene Dose, die mit Elbenrunen verziert war und etwa die Größe ihrer Handfläche hatte.
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