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Eisiger Schatten

Eisiger Schatten

Titel: Eisiger Schatten
Autoren: Alfred Bekker
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Emwéns Medizin oder ein Wärmezauber hätte helfen können.
    „Das ist eine ganz besondere Form der Magie“, erkannte Sarwen.
    „Aber trotzdem Elbenmagie!“, war Daron überzeugt.
    Er schloss für einen Moment die Augen und versuchte mit seinen magischen Sinnen genauer zu erfassen, mit was sie es zu tun hatten.
    „Auf jeden Fall tödlich!“, meldete sich Sarwen in Gedanken bei ihm.
    „Wollen wir noch lange Wurzeln schlagen?“, rief Thamandor. „Es wird hier immer ungemütlicher!“
    „Wir können nicht weg“, sagte Daron.
    Der Nebel umgab sie inzwischen wie eine große Glocke. Rarax stieß ein lautes, wie Protest klingendes Dröhnen aus und entfaltete seine Schwingen, die für einen Moment durchscheinend wurden.
    „Wir müssen fort, Daron!“, rief Emwén. „Das sind Nebelgeister!“
    „Wenn es Jarandil geschafft hat, den gewaltigen Eisdrachen Kemroor unter seinen Willen zu zwingen, warum sollte ihm das nicht auch mit Nebelgeistern gelingen“, stimmte ihr Thamandor zu, dann fügte er leiser hinzu: „Wenn mir diese Bemerkung trotz meiner mangelnden magischen Begabung gestattet ist.“
    Daron kletterte als Letzter auf Rarax' Rücken, während er sagte: „Das sind keine Nebelgeister. Und wenn wir jetzt durch diese Nebelglocke einfach hindurchfliegen, sind wir verloren!“
    „Wenn wir es nicht tun, aber auch“, befürchtete Sarwen. Ihr Kopf wurde durchscheinend. „Es ist, als würden wir hier verschwinden und an einen anderen Ort gesogen …“ Auch ihre Schultern verschwammen.
    „Was für ein Ort könnte das sein?“, fragte Thamandor. Er hatte den Flammenspeer auf den Rücken geschnallt, um sich besser festhalten zu können, merkte aber dann, dass seine Finger gar keinen Halt mehr fanden, sondern einfach durch das dichte Fell griffen, als wäre es gar nicht vorhanden.
    „Ich weiß nicht, was das für ein Ort ist. Ich weiß es wirklich nicht“, murmelte Sarwen.
    Der Gedanke von Daron, der sie im nächsten Moment erreichte, drückte auch ihre eigenen Empfindungen aus.
    „Man könnte es einen Nicht-Ort nennen!“
     
     

Im Maul des Leviathans
     
    „Wir verschwinden allmählich!“, dachte Daron.
    „Also haben wir keine Wahl“, antwortete Sarwen. „Es ist gleichgültig, was wir tun oder lassen!“
    „Wenn wir an diesen Nicht-Ort verbannt sind, hat Jarandil sein Ziel erreicht. Außer uns gibt es keine Magiebegabten, die er fürchten müsste!“
    Noch ehe sich Daron entschieden hatte, ob er Rarax den Gedankenbefehl zum Abheben geben sollte oder nicht, erhob sich das Riesenfledertier in heller Panik mit ein paar kräftigen Schlägen seiner Schwingen. Allerdings hatte es sichtlich Mühe, überhaupt etwas Höhe zu gewinnen, was wohl damit zusammenhing, dass die ledernen Flügel immer wieder durchscheinend wurden und fast verschwanden.
    Umso wilder flatterte Rarax – geradewegs in das immer heller leuchtende Weiß des Nebels hinein. Auf Gedankenbefehle hörte er nicht mehr. Daron und Sarwen spürten, dass der Geist des Flugungeheuers nur noch von nackter Angst erfüllt war, der puren Furcht davor, an jenen unbekannten Nicht-Ort gesogen zu werden.
    Taumelnd bewegte sich das Riesenfledertier durch die leuchtenden Schwaden.
    „Eigentlich hätten wir den Nebel längst durchstoßen müssen“, meinte Sarwen.
    „Nein, der ist endlos“, erwiderte Daron in Gedanken. Er konnte keine Begründung dafür angeben. Er hatte einfach nur das Gefühl, dass es so war.
    Er versuchte seine magischen Kräfte zu sammeln. Aber die waren wie gelähmt. Und durch Sarwens Gedanken wusste er, dass es ihr genauso erging.
    „An einem Nicht-Ort gibt es nichts“, dachte er. „Auch keine Magie!“
    „Und keine Zeit“, entgegnete Sarwen. „Sie dehnt sich wie im Reich der Geister.“
    „Nein, Sarwen“, widersprach Daron. „Sie verschwindet. Wie wir!“
     
     
    In diesem Augenblick wölbte sich etwas aus dem eisigen Untergrund hervor, und Eisbrocken wurde in die Höhe geschleudert. Die vier Elben auf Rarax' Rücken bekamen davon zunächst gar nichts mit, zu sehr waren sie bereits zum Nicht-Ort gesogen worden. So hörten sie auch das ohrenbetäubende Bersten des Eises nicht und auch nicht das grollende Gebrüll eines Leviathans.
    Das riesenhafte Ungetüm sprang geradezu aus dem Eis. Blitze umtanzten seinen gewaltigen Leib, als es den weißen Nebel berührte. Das Maul öffnete sich und verschlang im nächsten Moment Rarax und die vier Elben.
    Rarax landete ziemlich unsanft auf einem weichen, warmen Boden, der von Adern
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