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Eisiger Schatten

Eisiger Schatten

Titel: Eisiger Schatten
Autoren: Alfred Bekker
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Sie öffnete sie. Ein paar getrocknete Früchte, die an Rosinen erinnerten, lagen darin.
    „Nimm davon“, sagte sie zu Daron. „Ihr anderen auch. Das wird euch vor Atemnot und Frosttod bewahren.“
    „Aber wir als Halbelben und Thamandor als Elb können unseren Herzschlag soweit senken, dass wir nicht ersticken oder erfrieren werden“, widersprach Daron.
    „Dies hier schützt aber auch vor magischen Frosttod“, erklärte die junge Heilerin. „Du hast selbst gesagt, dass dies vermutlich ein magischer Sturm ist. Dann kann er nur zu einem Zweck geschaffen worden sein: um uns zu vernichten!“
    Daraufhin nahmen alle von den getrockneten Beeren, und auch Rarax bekam ein halbes Dutzend davon verabreicht. Sie kauerten sich in die Mulde und hielten sich an Rarax' Gepäckriemen fest.
    „Ich hoffe nur, dass mein Flammenspeer keinen Schaden nimmt“, jammerte Thamandor.
    „Seid froh, wenn man das am Ende dieser Nacht von Euch selbst sagen kann!“, erwiderte Emwén.
    Das Schneetreiben wurde immer dichter. Der Wind wehte auch ganz unnatürlich immer wieder aus einer anderen Richtung. Sarwen und Daron spürten die magische Aura Jarandils.
    Bald waren sie vollkommen eingeschneit. Der Schnee schichtete sich zu hohen Verwehungen auf, und der Wind heulte so heftig, wie keiner der vier Elben es jemals zuvor erlebt hatte.
    „Selbst während der Großen Seereise hatten wir niemals einen vergleichbaren Sturm“, sagte Thamandor. „Zumindest in den Zeiten, an die ich mich noch zu erinnern vermag.“ Der Waffenmeister wunderte sich. Die Kälte machte ihm tatsächlich nichts aus, wie er feststellte. „Deine Beeren scheinen zu wirken, Heilerin.“
    „Redet nicht“, gebot Emwén. „Das senkt ihre Wirkung.“
     
     
    Es war weit nach Mitternacht, als der Schneesturm ebenso abrupt aufhörte, wie er begonnen hatte. Auf einmal war es völlig windstill.
    Sie gruben sich aus dem Schnee. Daron und Sarwen halfen mit etwas Magie nach, und das weiße Pulver staubte unter dem Einfluss ihrer Kräfte einfach zur Seite. Rarax schüttelte sich und schnaubte.
    Daron holte einen der Glutsteine hervor, um sich zu wärmen. Doch es stellte sich heraus, dass sich der Stein nicht mehr zum Glühen bringen ließ. Der Elbenjunge probierte einen anderen Glutstein, aber bei ihm war es das Gleiche.
    „Das liegt an den Kräften, die hier wirksam sind“, war Sarwen überzeugt.
    Daron nickte. „Jarandils Magie. Sie ist hier überall. In der Luft, im Schnee, im Eis, und inzwischen hat sie offenbar auch unsere Glutsteine unbrauchbar gemacht.“
    „Ich hoffe nicht, dass etwas mit meinem Flammenspeer geschehen ist“, jammerte Thamandor einmal mehr. Mit Sorge betrachtete er die Waffe, die er gerade vom Schnee befreite.
    Dass auch dieser Schnee, der noch am Flammenspeer haftete, von Jarandils Magie vergiftet war, zeigte sich durch das Aufflackern winziger Blitze. Ein paar der Schneekristalle leuchteten aber auch plötzlich so stark auf, dass Emwén, die zufällig in Richtung des Speers blickte, mit einem Aufstöhnen das Gesicht abwenden musste.
    Und dann geschah etwas sehr Merkwürdiges: Auf einmal schien Thamandors Gestalt für Augenblicke zu verblassen, so als wäre er gar nicht wirklich da.
    Es dauerte nur einen Moment, doch Thamandor hatte es selbst auch bemerkt. Wie um sich zu vergewissern, dass er tatsächlich noch in dieser Welt weilte, fasste er nach seiner Schulter und betastete sein Gesicht.
    „Was war das?“, fragte Emwén.
    „Ein Zauber“, antwortete Sarwen. „Und er wird immer stärker.“ Sie sah ihre eigene Hand an, die ebenfalls für einen Moment verblasste und verschwamm und bis zum Ellbogen durchsichtig wurde, dann war alles wieder normal.
    „Hast du von so einem Zauber schon mal gehört?“, fragte sie Daron mit einem Gedanken.
    „Nein.“
    „Wir müssen schnell von hier weg!“, sagte sie laut.
    Rarax dröhnte zustimmend.
    „Vielleicht hat es damit zu tun!“, rief Daron und deutete zum Himmel, an dem sich eine weiße, gespenstisch leuchtende Wolke wie aus dem Nichts gebildet hatte.
    Sarwen war bereits auf Rarax' Rücken geklettert und hatte das Riesenfledertier mit einem Gedankenbefehl auf einen sehr schnellen Aufbruch vorbereitet.
    Die Wolke senkte sich als Nebel auf die Elben herab. Das magische Leuchten, das sie erfüllte, ließ es fast taghell werden, und sie brachte auch eine Kälte mit sich, die allen durch Mark und Bein fuhr. Daron und Sarwen war sofort klar, dass dies keine gewöhnliche Kälte war, gegen die ihnen
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