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Eisiger Schatten

Eisiger Schatten

Titel: Eisiger Schatten
Autoren: Alfred Bekker
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bis zum weißen Horizont reichte. Die Körper der Eisdrachenläufer hoben sich kaum von der vergletscherten Landschaft ab, aber das bläuliche Feuer aus ihren Drachenmäulern trat deutlich hervor.
    Genau in diesem Moment bildeten sich aus den Händen des kleinen Eismenschen schwertähnliche Klingen. Sie waren fast so lang, wie der Körper dieses Wesens insgesamt maß.
    „Du willst mich doch nicht etwa auch angreifen?“, dachte Daron.
    Der Eismensch kreuzte die Klingen. Im nächsten Moment war das Gedankenbild mit den Feuer speienden Eisdämonen verschwunden.
    „Was soll das bedeuten? Dass die Eisdämonen angreifen und Krieg führen werden?“
    Der knirschende Laut, den das kleine Wesen ausstieß, wirkte wie eine Bestätigung, obwohl Daron natürlich nicht sicher sein konnte, dass es tatsächlich so gemeint war.
    Die Tür flog auf, und Sarwen stürzte herein. Sie hatte natürlich Darons Gedanken mitbekommen. Ihre Augen waren schwarz. Sie hatte ihre magischen Kräfte so konzentriert, dass sie jederzeit angreifen konnte.
    Der Eismensch schnellte zurück zum Fenster, kletterte an der herunterhängenden Kordel des Vorhangs empor und zerfloss auf der Fensterbank. Es dauerte nur einen Augenaufschlag, dann war er durch die Ritzen des Fensterrahmens nach außen gedrungen.
    „Ich glaube, du hast ihn vertrieben“, stellte Daron fest.
    „Hat dieses Wesen dich angegriffen?“
    „Ich bin mir nicht sicher, Sarwen.“
    „Dass zwei von ihnen es offenbar auf dich abgesehen haben, kann meiner Meinung nach kein Zufall sein“, sagte das Elbenmädchen. „Vielleicht wollen sie den Thronfolger des Elbenreichs umbringen, um damit ganz Elbiana zu schwächen.“
    Aber das erschien Daron sehr unwahrscheinlich. „Nein, Sarwen. Ich glaube eher, dass sie genauso vergeblich versucht haben, uns eine Botschaft zu übermitteln, wie es in der Vergangenheit schon einigen Elben umgekehrt geschah.“
    Sarwen atmete tief durch. „Ich glaube, das wird eine ziemlich ungemütliche Reise, die wir uns haben!“
     
     
    Am nächsten Morgen begannen Daron, Sarwen und Thamandor mit den Vorbereitungen für ihre Reise. Rarax wurde mit Proviant und Ausrüstung bepackt. Ein paar besonders warme Decken gehörten auch dazu. Sie waren aus einem besonders dichten Gewebe und nach Elbenart gefertigt. Allerdings hatte man zu ihrer Herstellung keine Elbenseide verwendet, sondern das dichte Haar von Riesenmammuts.
    „Wer ins Eisland aufbricht, kann sich nicht auf einen Wärmezauber verlassen“, erklärte der Haushofmeister, der die Decken herbeiholte. „Unser Magier Goladorn hört das zwar nicht gern, aber es ist nun mal so.“
    Emwén erschien ebenfalls im Burghof. Sie trug ein praktisches Wams und eng anliegende Hosen. Außerdem hatte sie sich mehrere Taschen umgehängt, über deren Inhalt man nur Vermutungen anstellen konnte.
    Daron sah sie überrascht an. „Du siehst aus, als wolltest du auf eine Reise gehen!“
    Emwén lächelte. „Das werde ich auch.“
    „Wie soll ich das verstehen?“
    „Ich werde euch begleiten, Daron, denn ihr braucht eine Heilerin wie mich. Sandrilas und Lirandil sind nun schon so lange im Eisland verschollen, und wir müssen damit rechnen, dass es ihnen alles andere als gut geht und sie nichts dringender als die Hilfe eines Heilers brauchen, wenn wir sie finden.“
    „Uns bleibt auch nichts erspart!“, dachte Sarwen, und dabei ließ sie ihre Augen vollkommen schwarz werden. Allerdings nicht, weil sie ihre Magie konzentrierte, sondern weil sie damit verbergen konnte, wie sie die Augen verdrehte.
    „Und was sagt dein Vater dazu?“, fragte Daron.
    „Ich habe ihn überzeugt“, erklärte sie. „Niemand weiß, welchen geheimnisvollen Kräften man im Eisland ausgesetzt ist. Kräfte, die womöglich eure Magie stören, die vielleicht sogar die Flammen aus Thamandors Speer verlöschen lassen oder Rarax so sehr schwächen, dass er nicht weiterfliegen kann. Auch dann werdet ihr eine Heilerin wie mich benötigen, die euch hilft. Und stellt euch nur vor, ihr findet tatsächlich Sandrilas und Lirandil und könnt nichts mehr für sie tun, und sei es nur deshalb, weil ihr Rarax nicht wieder flugtüchtig machen könnt und es sonst keine Möglichkeit zur Rückkehr gibt!“
    „Sie hat recht!“, meldete sich Sarwen plötzlich lautlos bei ihrem Zwillingsbruder.
    „Wie bitte? War das ein verirrtes Gedankenecho, oder habe ich das gerade richtig verstanden?“
    „Ich gebe es ungern zu, Daron, aber ich glaube, wir brauchen sie
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