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Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Titel: Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)
Autoren: Mike Krzywik-Groß , Torsten Exter , Stefan Holzhauer , Henning Mützlitz , Christian Lange , Stefan Schweikert , Judith C. Vogt , André Wiesler , Ann-Kathrin Karschnick , Eevie Demirtel , Marcus Rauchfuß , Christian Vogt
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Linsen der Zieloptik und den schwere Kolben aus Wurzelholz, in dem sich auch der Behälter für die Kugeln befand. Eine Schönheit, und wenn sie erwachte, Salve für Salve, war sie voller Leidenschaft. Er nannte sie Tomke. Nach seine Ehefrau, die ihn einige Jahre zuvor für ein Weichei verlassen hatte.
    Nur wenige Männer konnten ein Druckgewehr dieser Größe stehend abfeuern und dabei eine ruhige Hand behalten. Eiken vermochte das. Er hatte den nötigen Körperbau. Außerdem war Eiken Friese.
    Er prüfte das Barometer der Waffe und ihr Magazin, dann zog er sich die Schutzbrille über die Augen, richtete den Ohrenschutz der Æronauntenkappe noch ein letztes Mal, straffte die Hosenträger. Noch ein Schluck Cognac aus dem Flachmann, dann zurrte er den Schultergurt stramm, an dem Tomke über seiner fellgefütterten Lederjacke hing, und ergriff das Gestänge des Gleiters.
    Einer der Maschinisten nickte und drehte das wuchtige Rad aus Stahl, um die Frachtluke des Luftschiffs zu öffnen. Sogleich füllte sich der Frachtraum mit dem Lärm der Motoren und dem Chaos des Zugwinds.
    Rechts neben Eiken machte auch Heinrik seinen Gleiter bereit.
    Das schöngekämmte Arschloch!
    Hellblond, akkurater Seitenscheitel und immer ein Witzchen auf den Lippen. Ein Fleisch gewordener Mädchentraum. Aber so sehr Heinrik auch mit seinen Flugkünsten prahlte, der Binnenländer kam nicht an Eikens Gespür für die Winde heran.
    Zu Eikens Linken schickte der Gnostiker vor dem Absprung ein letztes Gebet zu seinem Herrn. Der schmächtige Kerl – er hieß Johan, und sie hatten ihn in Gent an Bord genommen – hatte die typische dunkle Tracht der Gnostiker am Leib, eine Art eng anliegende Kutte. Dazu trug er nur das Amulett seiner Konfession, das ein geöffnetes Auge zeigte. Die Æronauntenbrille wirkte an ihm denkbar fehl am Platz.
    Insgesamt nicht gerade gut angezogen, um aus einem Luftschifft zu springen. Aarem Knech.
    Immerhin hatte er es sich nicht nehmen lassen, sie auf diesen Wahnsinn zu begleiten – nur, um ihnen mit seinen Fürbitten beizustehen.
    Christengelaber hin oder her – konnte ja nicht schaden.
    „Es ist soweit!“, schrie der Maschinist gegen den Wind an, der dem Mann die Worte aus dem Mund stahl.
    Eiken nickte mehrfach vor Vorfreude. Wie Heinrik war er ein Stürzer. Ein Teufelskerl, der mit seinem Gleiter den Himmel zwischen kämpfenden Luftschiffen durchzog. Die Stürzer hatten sich in der kurzen Zeit ihrer Existenz schon einen Namen gemacht – irgendetwas zwischen Helden und Selbstmördern.
    „Glück ab!“, wünschte der Maschinist.
    Ein kurzer Anlauf, ein todesverachtendes Lachen, dann war er in seinem Element.
    In diesem Augenblick tauchte die Salzsturm aus den Wolken und feuerte eine Breitseite auf ihr Opfer ab. Mündungsfeuer erleuchtete die Wolkendecke mit rotem Schein, und der Kanonendonner drang selbst durch den Wind ans Ohr der drei Stürzer.
    Sie fielen, fanden einen Aufwind und ritten auf einer Isotherme ihrem Ziel entgegen. Der Majesté .
    Das Luftschiff fuhr unter der Flagge des französischen Königs. Ein Schornstein, der mittig aus der Gashülle ragte, sandte dunkle Rauchsäulen gen Himmel und verriet, dass die Kesselmänner die Dampfmaschine unter Volllast beanspruchten. Das Schiff hatte begonnen, das Feuer zu erwidern. Die Majesté fuhr tief – der Winkel war zu steil, um Kanonen gegen die Salzsturm einsetzen zu können –, aber ihr Opfer hatte dennoch Zähne. Es war kein Händler, sondern ein Schiff der französischen Luftwaffe. Oben, nahe dem Bug, spuckte eine neuartige Rotationskanone Tod und Verderben auf die friesischen Piraten der Salzsturm . Ein kohlebefeuerter Dampfkessel hielt die Rotation der acht Läufe in Gang und stellte ausreichend Druck für die Geschosse bereit. Das war ihr Auftrag. Rotationskanone ausschalten, damit die Salzsturm längsseits gehen und ihre Mannschaft entern konnte.
    Unter ihnen zog in fünfhundert Metern Tiefe der Kanal zwischen Ængland und Frankreich dahin, der von Jahr zu Jahr schmaler wurde. Die Majesté fuhr einen Umweg, um keine Piraten anzulocken. Vergebens. Johan hatte den Friesen den Kurs verraten. Ziel der Majesté war der gigantische Luftschiffhafen, der von einem Ingenieur namens Bönickhausen aus der Eyfalia konstruiert und kürzlich in Paris eingeweiht worden war. Wenn es nach Eiken und seinen Leuten ging, würde ihre Beute den Eyffel-Turm nie erreichen.
    Das französische Luftschiff hatte in der freien Handelsstadt Amsterdam allerlei Schätze geladen,
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