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Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Titel: Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)
Autoren: Mike Krzywik-Groß , Torsten Exter , Stefan Holzhauer , Henning Mützlitz , Christian Lange , Stefan Schweikert , Judith C. Vogt , André Wiesler , Ann-Kathrin Karschnick , Eevie Demirtel , Marcus Rauchfuß , Christian Vogt
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um sie ihrem König zu bringen. Amsterdam hatte viel zu bieten, das sonst nur äußerst schwer zu besorgen war. Mechanische Wunder aus London, Automaten aus Æsta, Kunstschätze aus dem Zarenreich. Die schönsten Stücke, sauber ausgewählt und verpackt, um jetzt von den Friesen abgeholt zu werden.
    Der Gnostiker hatte augenscheinlich etwas dagegen, dass den Biblikern, die vom König von Frankreich unterstützt wurden, Kirchenschätze aus dem Osten in die Hände fielen. Damit gingen die Mönche, die sich sonst im Gegensatz zu den Biblikern nicht um profanen Prunk, sondern nur um Gebete und Selbst findung sorgten, im Konfessionsstreit doch sehr weit. Aber das konnte Eiken einerlei sein. Eiken wollte seine Prise.
    Wie Krähen kreisten die Stürzer über ihrer Beute und stießen dann hinab. Sauber setze Eiken seinen Gleiter auf der Hülle der Majesté auf und lief aus, um Schwung zu verlieren. Er versenkte einen Anker in der Ballonhaut, um den kostbaren Gleiter zu fixieren. Dann löste er seine Riemen und machte Tomke bereit. Auch Heinrik, der Aufschneider, landete sanft, während Johan nur wie durch ein Wunder nach einem kontrollierten Absturz nicht in die Tiefe fiel. Möglicherweise war sein Gott doch mit ihm.
    Die drei Stürzerwaren offensichtlich noch unbemerkt, als sie sich zum Bug aufmachten. Heinrik sicherte zum Heck hin und drehte sich dauernd von links nach rechts, während Eiken zur Rotationskanone vordrang.
    Ganz blind waren die Franzmänner anscheinend doch nicht, denn zwei blau uniformierte Soldaten erhoben sich aus der Stellung, die unablässig Salven von sich gab und nur kurz zum Wechseln der überhitzten Läufe verstummte. Sie ignorierten den fehlgehenden Schuss aus Heinriks Pistole – wie immer, der Idiot – und legten die Büchsen auf die Eindringlinge an. Unter den Gebeten des Gnostikers feuerte Eiken ein paar Schüsse aus dem Druckgewehr und fegte die Soldaten wie nebenbei von der Hülle.
    Dann fehlte nur noch der Schütze in der Stellung. Das war zu eng für Tomke, er wollte ja nicht versehentlich den Heizofen des Kessels beschädigen, das Treibgas in die Luft und sie alle zu Ekkenekkepen jagen. Eiken bemühte sein langes Messer. Dann verstummte die Kanone endlich, und der Weg für die Salzsturm war frei.
    „Jetzt können wir uns schön ausruhen und auch mal die anderen ihre Prise verdienen lassen!“, bemerkte Heinrik, als er seine grinsende Visage in den Schützenstand steckte.
    „Nein“, widersprach Johan ruhig. „Wir haben noch etwas vor und können keine Zeugen gebrauchen.“
    Mit dem Ende des Satzes hob Eiken seine Klinge und zog sie Heinrik über die Kehle.

    „Hauptsache, das Geld stimmt“ , dachte Eiken. Er hatte Heinrik ohnehin noch nie leiden können. Wer wusste schon, ob Heinrik den zweiten Teil des Plans, den Johan und Eiken ausgeheckt hatten, nicht an die übrigen Piraten verraten hätte? Außerdem war der Anteil größer, wenn man nur durch zwei statt durch drei teilte – soweit reichten selbst Eikens Rechenkünste.
    Johan, der Gnostiker, wollte einen der Schätze für sich oder sein Kloster oder wo auch immer diese Leute lebten, und er war bereit, dafür zu zahlen. In einer ruhigen Minute vor dem Angriff hatten sie die Bedingungen ausgemacht, und Johans Angebot reichte aus, um sich damit zur Ruhe zu setzen. Irgendwo als Lebemann in Hamburg, mit Anzug und Zylinder. Ein Bonvivant, der den ganzen Tag Cognac soff, Haschisch rauchte und den Dienstmädchen nachstellte. Oder der sich in den Sommern Sächsisch-Siziliens faul die Sonne auf den Pelz brennen ließ.
    Sie hatten sich bis in den Frachtraum vorgeschossen. Das heißt, Eiken hatte geschossen, und Johan hatte den Weg gewiesen. Die Majesté hatte Schlagseite. Ihre Feindin, die Salzsturm , hatte die Beute an den Hakenwerfern, und der Enterkampf war im vollen Gang. Daher hatten die beiden Stürzer im Frachtraum auch ihre Ruhe. Nur zwei Luftschiffer hatte Eiken zwischen den Kisten erschießen müssen.
    Die Beute des geheimen Ausflugs ins Innere des Luftschiffs, von dem die anderen Friesen nichts wissen mussten, hatten sie bereits bei sich: eine Bibel mit kostbaren Goldbeschlägen und zahlreichen handgemalten Illustrationen. Als Heide machte sich Eiken natürlich nichts aus Bibeln – selbst, wenn er hätte lesen können. Aber das Stück war sicher ein kleines Vermögen wert. Möglicherweise sogar genug für ein eigenes Luftschiff!
    Der Gnostiker fand schnell, was er für ihre Flucht brauchte. Die Froschfresser hatten tatsächlich
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