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Einmal Himmelblau und zurueck

Einmal Himmelblau und zurueck

Titel: Einmal Himmelblau und zurueck
Autoren: Andrea Bielfeldt
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dichtmachen. Sehnsüchtig denke ich an mein Bett, den Kaffee und … irgendwo habe ich bestimmt noch einen Thriller rumliegen, den ich lesen könnte. Ich seufze.
    Nikki braucht nicht zu erscheinen. Ich schreibe ihr eine Whats App und gratuliere ihr zu ihrem freien Tag. Sie liegt bestimmt noch im Bett, dreht sich nochmal um und lässt sich von ihrem Alex verwöhnen. Boah, was für eine bodenlose Ungerechtigkeit!
    »Oh Alex. Ja, komm her, mein Schatz. Bussi«, äffe ich ihre Stimme nach und lache mich dann weg dabei. »Oh ja, komm, meine Zuckerpuppe. Aber nein. Aber doch. Ja, fester. Nein, tiefer. Nein ... Uuuuups.«
    Bäm!
    Ich blicke in die blauesten Augen, die ich jemals gesehen habe.
    Boden tu dich auf und verschluck mich! Sofort! Ach du heilige Scheiße! Ist das peinlich.
    Ich spiele Shades of Grey nach und habe Zuschauer, ohne es zu bemerken. Schnell drehe ich mich um und kneife die Augen zu. Mist, Mist, Mist! Mein Puls galoppiert auf Abwegen, ich schäme mich abgrundtief und bin gleichzeitig aufgeregt wie ein Teenager. Verdammt! Dieses Blau ...
    Vielleicht ist es nicht wahr, wenn ich nicht hinsehe. Vielleicht habe ich mich getäuscht. Vielleicht steht da niemand, hat da nie jemand gestanden und wird da auch nie jemand stehen. Und diese himmelblauen Augen sind nur die höllische Ausgeburt meiner unbefriedigten, erotischen Fantasien. Ich hebe hoffnungsvoll ein Lid und versuche aus dem Augenwinkel heraus etwas zu erkennen, aber ich sehe nichts.
    Vielleicht ist er ja bereits wieder weg? Wer bleibt schon freiwillig bei einer nymphomanen, alkoholisierten Kettenraucherin wie mir stehen? Diesen Eindruck dürfte ich hinterlassen haben. Wenn er einigermaßen bei Trost ist, hat er ohnehin schon das Weite gesucht.
    Ich höre das Platschen der Regentropfen auf dem Tresen nicht mehr. Hat es aufgehört zu regnen? Ich werfe einen Seitenblick über die andere Schulter. Nein, es gießt wie aus Eimern.
    Mein Herz hat sich wieder etwas beruhigt und ich traue mich, wenigstens einen kurzen Blick in seine Richtung zu werfen. Autsch!
    Diese Augen sind immer noch da.
    Bis mir endlich auffällt, dass mein Verhalten dem eines Kindergartenkindes gleichkommt, sind weitere zehn Sekunden vergangen. Ich räuspere mich, straffe die Schultern und ziehe den Bauch ein, bevor ich all meinen Mut zusammennehme und mich langsam umdrehe.
    Es dauert nur den Bruchteil einer Sekunde zu erfassen, wie es um die blauen Augen herum aussieht, und mein Herz setzt einen langen Schlag aus. Die Welt um mich herum verschwimmt. Ich blende alles aus, nehme nichts mehr wahr. Ich bin gefangen in seinem Blick. Nur er und ich. Sonst nichts.
    So oft habe ich davon gelesen. Es in Filmen gesehen und mir immer gewünscht, die besondere Magie irgendwann einmal selbst zu spüren. Die Sehnsucht danach hat mich immer begleitet, doch fürs wahre Leben habe ich nie wirklich dran geglaubt: an die Liebe auf den ersten Blick. Und jetzt?
    Mein Hals ist trocken und in mir bricht das absolute Chaos aus. Tausende von Ameisen haben Besitz von meinem Körper ergriffen und jeder Quadratmillimeter meiner Haut kribbelt wie verrückt. Ich bin nicht in der Lage, klar zu denken. Mein Gehirn hat sich gerade Urlaub genommen. Das Einzige, was ich schaffe, ist, ihn fasziniert anzustarren.
    Er steht noch da. Und grinst unglaublich sympathisch. Und als würde es nicht ausreichen, dass diese blauen Augen von dunklen, langen Wimpern umrahmt werden, bilden sich jetzt auch noch kleine Lachfältchen drum herum. Abwartend sieht er mich an und kurz darauf durchtrennt eine Stimme den Nebel, in dem ich mich befinde.
    »Hey«, sagt sie. Einfach nur Hey . Einfach nur ein Wort. Ein Wort, das reicht, um mich gänzlich umzuhauen. Ich glaube, ich habe mich soeben verliebt. Verdammt!
    Plötzlich knallt es. Ich zucke zusammen und schaue zur Eisbahn. Die Musik ist aus und ich begreife, dass es ein Kurzschluss der Anlage gewesen sein muss, der mich so erschreckt hat. Doch zumindest hat mich das Knallen wieder in die Gegenwart zurückgeholt.
    Mein Blick hastet zurück, doch anstatt ihn weiter anzustarren, wandern meine Augen ein Stück tiefer. An der Stelle, wo die Pfütze auf dem Tresen war, steht nun ein Becher, in den die Tropfen lautlos hineinfallen. Ich nicke anerkennend. »Respekt!« Die Idee hätte auch von mir sein können.
    Meine Mundwinkel finden ihren Weg nach oben, und als ich den Lacher nicht mehr zurückhalten kann, stimmt er mit ein. Weich. Melodisch. Tief. Perfekt. Ich bekomme Gänsehaut und meine
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