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Einladung in den Palast des Scheichs

Einladung in den Palast des Scheichs

Titel: Einladung in den Palast des Scheichs
Autoren: Jackie Braun
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vermissen. Wie sehnte er sich nach den wogenden Gräsern und immer blühenden Sträuchern, nach den smaragdgrünen Oasen am Fuß der Berge und den majestätischen Dattelpalmen, die seinem Volk in der Vergangenheit auch durch die größten Hungersnöte geholfen hatten. Am liebsten mochte er jedoch Kashaqras üppigen Norden, der für seine tropischen Wälder, unzähligen Wässerfälle und seinen unschätzbaren Reichtum an anderswo bereits ausgestorbenen Reptilien- und Vogelarten bekannt war. Außerdem befanden sich hier viele uralte Gebäude, Paläste und Festungen, die das soziale und kulturelle Erbe der Region widerspiegelten. Dank der besonnenen Herrschaft seines Vaters, war Kashaqra friedlich und wirtschaftlich wesentlich stärker als andere Länder der Region. Und er selbst hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Wirtschaftskraft seines Landes noch weiter auszubauen, sie mit seinem Exportgeschäft an den Weltmarkt anzubinden und so die Lebensbedingungen seines Volkes zu verbessern.
    Nachdenklich krauste Emily die Stirn. „Geografie war noch nie meine Stärke. Aber das liegt im Mittleren Osten, nicht wahr?“
    „Ja. Wir haben zwar nicht den Ölreichtum unserer Nachbarn, aber wir verfügen über andere Ressourcen.“
    „Welche denn?“
    „Unsere Handwerker und Künstler zum Beispiel. Sie sind weltweit einzigartig.“
    „Ihrer eigenen, unparteiischen Meinung nach“, neckte sie und grinste, sodass das Grübchen in ihrer linken Wange zum Vorschein kam.
    Er lächelte. „Wenn es um kashaqrisches Kunstgewerbe geht, ist Bescheidenheit auch fehl am Platz. Ich hoffe sehr, dass es mir eines Tages gelingt, die traditionellen Muster und Ziergegenstände in der westlichen Welt bekannt zu machen und Touristen für unser schönes Land zu begeistern.“
    „Sie machen mich ganz neugierig. Haben Sie zufällig eine Kostprobe dabei?“
    „Nein, aber das ist auch gar nicht notwendig. Ganz offensichtlich sind Sie bereits eine Liebhaberin kashaqrischer Volkskunst.“
    Verwundert blickte sie ihn an. Was meinte er nur?
    „Die Wolldecke, die auf Ihrem Sofa liegt, ist echte kashaqrische Handarbeit. Sie wurde in einem Dorf namens Sakala angefertigt. Das Muster ist etwa siebenhundert Jahre alt und wird immer von der Mutter an die Tochter weitergegeben. Diese Decke ist das traditionelle Hochzeitsgeschenk. Sie soll dem jungen Paar Glück bringen.“
    Madani sah, wie Emilys Miene plötzlich erstaunlich kühl wurde. „Dann sollte ich sie vielleicht meiner Schwester schenken.“
    „Wird Ihre Schwester demnächst heiraten?“
    „Ja“, erwiderte sie knapp und trank einen Schluck Kaffee. Dann wechselte sie das Thema: „Ich hatte ja keine Ahnung, dass diese Wolldecke eine so fantastische Geschichte birgt. Ich habe sie in einem kleinen Laden hier um die Ecke gekauft.“
    „ Selims Schatzkiste nehme ich an?“ Die Frau des Ladenbesitzers stammt aus Kashaqra.
    „Genau. Die Decke war auch ziemlich teuer. Doch ich musste sie einfach haben. Die Farben haben mir sofort gefallen. Sie sind so lebendig.“
    „Lebendig“, wiederholte er sanft und sah ihr tief in die Augen. „So lebendig, dass man sich selbst ganz lebendig fühlt, wenn man sie anschaut.“
    Endlose Sekunden verstrichen, dann senkte sie den Blick. War sie verlegen? Geschmeichelt? Vielleicht entschuldigte er sich besser?
    „Wir sollten jetzt das Geschäftliche besprechen“, beendete Emily das Schweigen. „Punkt eins: Haben Sie schon eine Vorstellung, was Sie servieren möchten?“
    Nachdem Dan Tarim gegangen war, schwebte Emily förmlich durch das Apartment. So gut hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Natürlich hatte dies rein gar nichts mit Dan zu tun. So viel stand fest, auch wenn sie ihn sexy fand mit seinem exotischen Akzent und den tiefschwarzen Augen. Ihre gute Laune war einzig und allein auf den neuen Catering-Auftrag zurückzuführen, der es ihr erlauben würde, abermals eine beträchtliche Summe für ihr Traumrestaurant zu sparen. Halbe Sachen schien es für Dan jedenfalls nicht zu geben.
    Doch sie verstand ihn, denn sie empfand genauso, wenn es um ihr zukünftiges Restaurant ging. The Merit sollte es heißen, und jeden Tag kam seine Eröffnung ein Stückchen näher. In etwa einem Jahr würde sie sich mit ihrem Geschäftsplan um einen Kredit bewerben. Aufgrund der Tatsache, dass neu eröffnete Restaurants keine große Überlebenschance hatten, würde sie der Bank einige Sicherheiten bieten müssen.
    Kaum eine Nacht verging, ohne dass sie von ihrem Restaurant
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