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Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)

Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)

Titel: Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)
Autoren: L. M. Layton
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sich zu Schlitzen, als er ihnen zuschaute. Für andere mag diese Ablenkung eine nette Geste gewesen sein, ein sympathisches Bild sogar, doch Hans wusste es besser. Bernd war ein echter Clown. Die einzigen Dinge, die ihm noch fehlten, waren eine rote Nase und übergroße Schuhe und schon konnte der Mann ohne Probleme im Zirkus auftreten. So dumm waren die Witze und Geschichten, die er stets erzählen musste, um die Leute zu
unterhalten
.
    Hans‘ Augenbraue zuckte wieder.
    Er hatte nichts gegen Unterhaltung, doch sollte diese bitte auf dem Niveau von Erwachsenen stattfinden. Leider waren Bernds Geschichten aber kindisch und übertrieben. Bei jedem Treffen hing er sich an Hans und versuchte, ihn zum Lachen zu bringen. Auch diesmal würde es so sein und Hans spürte regelrecht die teuflischen Pläne, die hinter diesen braunen Augen und dem freundlichen Lächeln lagen. Das sympathische Gehabe hatte er ihm noch nie abgenommen. Bernd wollte ihn bloßstellen und nichts anderes!
    »Na, na, was sollen denn diese Blicke?«, fragte Bernd ihn und grinste. »Ich möchte nur etwas plaudern.
Ehrlich

    Plaudern. Plaudereien mit Bernd führten regelmäßig zu Katastrophen. Er hatte ein Talent dafür, Leute in unangenehme Situationen hereinzureiten.
    »Ich hab aber keine besondere Lust dazu«, sagte Hans kühl. »Da lass ich mich lieber weiter nerven.«
    »Hab dich nicht so! Tu‘s wenigstens meiner Schwester zur Liebe!«
    Hans schaute zu Gerda, die mit ihrer Mutter sprach und etwas entfernt von ihm saß. Sie lächelte ihn glücklich an, als sie seinen Blick bemerkte. Innerlich fluchte Hans, äußerlich lächelte er zurück. Gerda lag ihm ständig in den Ohren, er sollte sich doch besser mit Bernd vertragen, und was seine Frau wollte ...
    »Na, geht doch!«, sagte Bernd und klopfte Hans einmal kräftig auf den Rücken. »Die Alte hat dich voll im Griff, was?« Er lachte laut und Hans schoss das Blut in den Kopf. Seine Finger vergruben sich weiter in der Armlehne. Fünf Tage. Nur fünf Tage musste er das alles ertragen und dann würde jeder wieder in einer anderen Stadt verschwinden. Längst nicht weit genug weg, wenn es nach ihm ginge, aber es war ein Anfang.
    »Aber die gute Gerda war schon immer so!«, fuhr Bernd fort und man konnte meinen, er bemerkte Hans‘ Anspannung gar nicht. »Äußerlich ein Engel und innerlich ein richtiges Teufelchen! Geschichten könnt ich dir erzählen ... Aber das magst du ja nicht, ne? Unsere Geschichten sind dir zu ... zu ... wie sagst du immer?«
    »Zu infantil, aufgeblasen und schlichtweg dumm?«, fragte Hans gereizt.
    »Ja, das isses! Ach, weißte was? Ich erzähl dir trotzdem ein bisschen was. Also, da war das eine Mal, wo Gerda und ich nackt im Fluss baden gegangen sind. Du kannst dir den Aufruhr gar nicht vorstellen, als–«
     
    ***
    »... Und so hab ich freihändig Ukelele-Spielen gelernt. Erstaunlich, was man mit seinen Geschlechtsteilen alles anstellen kann! Ey, hörst du mir eigentlich zu?«
    Hans hatte sich inzwischen die Finger in die Ohren gesteckt. Bernds durchdringende Stimme hörte er trotzdem.
    Glücklicherweise unterbrach eine Durchsage Bernds Redeschwall kurze Zeit später mit dem Hinweis, sie würden bald landen und die Passagiere sollten sich doch bitte anschnallen. Hans schickte ein Stoßgebet zum Himmel, als sich das Flugzeug senkte. Durch die Fenster konnte er bereits ein Stück Kroatiens sehen.
    »Zu blöd. Und dabei hatten wir uns so gut unterhalten«, sagte Bernd. Von der Enttäuschung spiegelte sich nichts auf seinem Gesicht wider. Stattdessen blickte er vergnügt wie immer. »Na, macht nichts. Wir ham ja noch viel,
viel
Zeit.«
    Das zweite »viel« sah Hans als eine Drohung an.
     
    Die Landung verlief unkompliziert, wenn auch etwas holprig. Hans löste seinen Gurt und sprang auf, sobald das Flugzeug zum Stehen gekommen war und das Anschnallhinweislicht (oder wie auch immer die so was nannten) nicht mehr leuchtete. Schnell holte er seine Tasche aus dem Gepäckfach über den Sitzen, ignorierte Bernds amüsierte Rufe und eilte zum Ausgang. Dort lächelte ihn eine Flugbegleiterin an. »Können es gar nicht erwarten, endlich Ihren Urlaub zu beginnen, was?«
    Hans knurrte zurück.
     
    ***
     
    Das Ferienhaus auf der Insel Dugi Otok war groß, doch leider nicht groß genug, dass er der Familie seiner Frau aus dem Weg gehen konnte. Immer wieder fing ihn Bernd ab und zwang ihm die ersten drei Tage lang diverse Kurse und Veranstaltungen auf, die der Trottel vorab in
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