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Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)

Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)

Titel: Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)
Autoren: L. M. Layton
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Deutschland gebucht hatte. Wie so manches Mal zuvor geriet Hans auch hier in unangenehme Situationen, wenn er mit seinem Schwager unterwegs war. Unfälle waren stets vorprogrammiert und Bernd schien sich bei jedem Vorfall köstlich zu amüsieren. Zu blöd, dass Hans diese Freude nicht teilte.
    »Woah! Wer hätte gedacht, dass wir hier einem Hai begegnen, was?«, sagte Bernd, nachdem sie in der Adria tauchen gegangen waren. Das Meer glitzerte, während die Sonne auf sie herunterbrannte. »Man, was für ein Abenteuer! Das müssen wir unbedingt wieder machen!«
    Währenddessen lag Hans im gemieteten Boot auf dem Rücken und röchelte. Sein enger Taucheranzug machte das Atmen nicht einfacher und er verfluchte die dämlichen Ideen seines Schwagers.
    Hans hasste Fische. Er hasste
große
Fische. Vor allem die mit riesigen Zähnen, die versuchten, ihn aufzufressen ... oder nach diversen Körperteilen schnappten.
    Den Hip-Hop-Tanzkurs hatte er ertragen können. Den Bauchtanz ebenfalls, aber das hier war garantiert zu viel des Guten gewesen!
    »Ich dachte, du kennst dich hier aus!«, rief Hans Bernd entgegen. Er schnappte immer noch nach Luft; so tief saß ihm der Schreck in den Knochen. »Wo kam dieses Vieh her?!«
    »Keine Ahnung. Bin nicht mal sicher, ob es echt ’n Hai gewesen ist. Aber hey! Meinste wir können eins von den Dingern fangen? Ist bestimmt nicht erlaubt, aber stell dir die Blicke der Weiber vor! Wär doch Wahnsinn, oder?!«
    »Wir fahren zurück. Sofort!«, sagte Hans. Er presste die Zähne zusammen, während er versuchte, Ruhe zu bewahren.
    »Keine komischen Kurse mehr. Kein Tanzen, keine Abenteuer! Verstanden?«
    »Aber das ist doch langweilig! Wir könnten –«
    »Zurück! Sofort!«
    Bernd sah aus wie ein getretener Pudel, doch Hans setzte sich auf die Bank und verschränkte die Arme. Immer noch mit einer Trauermiene auf dem Gesicht steuerte Bernd das Boot zurück in Richtung Anlegeplatz. Seine Frau würde Hans später für diese Entgleisung ankeifen, doch eine Nahtoderfahrung rechtfertigte es in seinen Augen, ihrem Bruder auch mal die Meinung zu sagen. Zu lange tanzte ihm diese Familie auf der Nase herum! Er war sich nicht einmal sicher, ob er Gerda geheiratet hätte, wenn er ihre Sippe so vor der Hochzeit erlebt hätte. Unerträgliche Bande allesamt!
    Eigentlich war es sogar überraschend, wie normal seine Frau doch geblieben war. Sie besaß eine ungewöhnliche Spontanität an manchen Tagen, doch verspürte sie nie den Drang, das Alphabet zu rülpsen oder ähnlich infantiles Zeug zu machen. Nein, seine Frau war da eher wie Hans: ordnungsliebend, zuvorkommend und mit guten Manieren! Kein so kindischer Idiot, wie –
    Das Boot machte eine scharfe Kurve und Hans fiel über Bord in das kalte Wasser der Adria zurück. Schnell tauchte er wieder auf, spuckte das salzige Meerwasser aus und sah sich hektisch nach Haien und anderen Fischen um. Ein Lachen ließ ihn zu Bernd schauen und Hans‘ Blick verfinsterte sich.
    »Ha! Du solltest dein Gesicht sehen, Hansi! Einmalig! Komm! Jetzt steuerst du und ich fall rein, ja?«
     
    ***
     
    Nachdem Hans sich in einer Kabine der Tauchschule umgezogen hatte, ging er Bernd aus dem Weg. Er verdrückte sich heimlich und fuhr allein mit dem Bus zurück zum gemieteten Ferienhaus. Schweiß lief sein Gesicht herunter, als das Fahrzeug die holprige Straße entlangdonnerte. Es war unerträglich heiß und der Bus besaß keine funktionierende Klimaanlage, die für Abkühlung sorgte. Dennoch fühlte er sich besser, als in den letzten drei Tagen zusammen, die er in dieser Hölle verbracht hatte. Bernd war schlimm, aber der Rest von Gerdas Familie stand ihm in nichts nach. Seine Schwiegereltern, die Schwägerin mit ihren Blagen und der Mann, der mit seinem Geld nur so um sich schmiss und ewig pleite war: Jedes Treffen mit ihnen machte Hans umso glücklicher, dass er mit seiner eigenen Familie keinen Kontakt mehr hatte. Die verhielten sich zwar gesitteter, doch waren sie nicht weniger nervtötend.
    Nach etwa einer halben Stunde hielt der Bus an einer Straße in der Nähe des Ferienhauses und Hans stakste den von dichtem Gebüsch umgebenden Weg hinauf. Erst einmal angekommen schüttelte er wortwörtlich die Blagen ab, die sich sofort an sein Bein gehängt hatten, ging in sein Zimmer und schloss sich ein.
    Er holte tief Luft, als er sich in dem tadellosen Raum umsah. Ruhe ... Ruhe und Ordnung – so sollte es sein! Ohne eine Sekunde länger zu warten, legte sich Hans auf das Doppelbett
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