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Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)

Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)

Titel: Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)
Autoren: L. M. Layton
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und verschränkte die Arme, während er die Sekunden zählte, bis jemand an der Tür klopfte. Drei, Zwei, Eins ...
    Klopf, klopf.
    Hans fluchte leise. »Was?!«, fragte er schroff.
    »Was ist los, Hans?«, fragte die Stimme seiner Frau durch die geschlossene Tür. »Bernd hat mich gerade angerufen. Hast du ihn einfach stehen lassen?«
    »Ich konnte ihn nicht mehr ertragen«, sagte Hans. »Dein Bruder ist eine wandelnde Katastrophe!«
    »Hans Ebermann, wage es ja nicht so über meine Familie zu sprechen!«, sagte die Stimme kalt und Hans bekam eine Gänsehaut. »Bernd hat alles in den letzten Tagen getan, damit du aus dir herauskommst und etwas Spaß hast! Du solltest dankbar sein!«
    Hans dachte an die dicke Frau, die ihm beim Hip-Hop-Tanzen auf den Hintern gehauen hatte. Anschließend erinnerte er sich an den unsäglichen Moment, wo er beim Bauchtanz sein Baströckchen verlor und an die Dutzenden von Seeigeln, auf denen er am Strand vor seinem lebensbedrohlichen Tauchgang getreten war. Er schüttelte den Kopf. »Dankbar?! Pah!«
    Eine fast bedrohliche Stille breitete sich aus. Hans fühlte geradezu, wie Gerdas Augen ihm strafende Blicke durch die verschlossene Tür zuwarfen. »Gut, dann sei eben so!«, sagte sie scharf. »Ich geh jetzt mit den anderen vor dem Haus grillen. Wenn du fertig mit deinem kindischen Verhalten bist, dann kannst du ja rauskommen.«
    Hans hörte, wie sich ihre Schritte entfernten, und atmete erleichtert auf. Endlich etwas Ruhe!
    Wenige Minuten später stand er noch einmal auf, zog seine verschwitzten Sachen aus und legte sich hin. Es dauerte nicht lange, bis er eingeschlafen war.
     
    ***
     
    Ein tropfendes Geräusch weckte Hans langsam aus seinem leichten Schlaf. Die Augen noch schwer vor Müdigkeit, blinzelte er gegen die Sonne, die durch das Fenster hereinstrahlte. Ein Schatten blockierte einige der Strahlen. Nur langsam gewöhnten sich Hans‘ Augen an das Licht und erkannten den dunklen Umriss.
    Bernd stand neben seinem Bett mit einem langen Messer in der Hand. Eine rote Flüssigkeit triefte von der Klinge, die er mit der Spitze auf Hans gerichtet hatte.
    »Aaah!« Hans sprang auf. Seine Füße verfingen sich in der Bettdecke und er stolperte, fiel auf der anderen Seite des Bettes auf den Boden und setzte sich schnell wieder auf. Vorsichtig lugte er über die Matratze.
    »Ha! Du bist schon ne Nummer, Hansi!«, sagte Bernd. »Das is doch bloß vom Steak. Die anderen mögens blutig, weißte? Willste nicht auch was essen?«
    »Bist du vollkommen übergeschnappt?!«, schrie Hans ihn an. »Ich hatte beinahe einen Herzinfarkt!«
    »Oh, kannst ja doch aus dir rauskommen, was?«, sagte Bernd und grinste. »Gefällst mir schon viel besser so! Einfach mal loslassen und sagen, was Sache ist ... so ist‘s gut!«
    Es gab so einiges, was Hans seinem Schwager gerne gesagt hätte, doch fing er lieber mit der dringenderen Frage an: »Wie bist du hier überhaupt hochgekommen? Das Zimmer liegt im ersten Stock!«
    »Geklettert natürlich!«, sagte Bernd und deutete auf den Balkon hinter ihm. »Ich wär nen super Romeo, sag ich dir. Nur meine Julia sollte dann doch lieber blond sein und nen größeren Busen haben als du. Nichts für ungut, Hansilein.«
    Eine pulsierende Wut breitete sich in Hans aus. Seine angespannten Fäuste zitterten an den Seiten, als er aufstand. Hans war ein guter Mann. Jemand, der ein geordnetes und respektables Leben führte. Geduld war eine seiner Tugenden und auch in einer solchen Situation würde er nicht explodieren. Er blieb gelassen. Tief atmete er ein und aus. Die Ruhe selbst, wie eine Feder im –
    »Übrigens hast du echt süße Boxershorts! Sind das Herzchen?«
    »Raus hier!«
     
    ***
     
    Mit dunkler Miene saß Hans wenig später auf einer Bank vor dem Ferienhaus und kaute auf seinem Würstchen herum. Der Rest der Familie schien endlich begriffen zu haben, dass sie ihn besser in Ruhe lassen sollten, denn niemand machte auch nur Anstalten, sich zu ihm zu setzen. Stattdessen standen sie um den Grill versammelt, lachten über irgendetwas und stießen mit ein paar Bierchen an. Auch Luise und Philipp ließen Hans in Ruhe und spielten auf der Wiese Fangen.
    Hans traute dem Frieden dennoch nicht richtig. Für ihn planten sie nur wieder, ihn zu ärgern und bloßzustellen. Er hatte ohnehin nie das Gefühl gehabt, dass sie ihn richtig akzeptierten. Und wie sollten sie auch? Hans war einfach anders und das schienen sie nicht zu verstehen.
    Eine Flasche Bier vor seinen Augen
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