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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi
Autoren: Harry Kemelman
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Morris Halperin gewesen sein.»
    «Warum ausgerechnet Morris Halperin?»
    «Weil er der Polizei den Unfall gemeldet hatte. Aber als ich hörte, daß Scofield Kramers Verteidigung übernommen hatte, und zwar ohne eine Vorauszahlung zu verlangen, begann ich mich näher mit ihm zu beschäftigen.»
    Lanigan griente. «Vielleicht macht das den Unterschied zwischen einem Polizisten und einem Rabbi aus. Unsereins neigt dazu, von seinen Mitmenschen das Beste zu denken. Ich habe mir gesagt, daß er eben ein gutes Herz hat.»

45
    Der Rabbi war gerade mit dem Frühstück fertig, als Lanigan anrief. «Ich wollte es Ihnen gleich sagen», berichtete er triumphierend. «Sie haben es verdient, finde ich. Wir haben heute früh Scofield verhaftet. Sie haben mit Ihrer Vermutung ins Schwarze getroffen.»
    «Es war keine reine Vermutung. Ich habe nur am anderen Ende angefangen.»
    «Am anderen Ende? Nein, lassen Sie, nicht am Telefon. Ich komme gleich vorbei. Hier wird bald die Hölle los sein, und wenn ich hierbleibe, muß ich nur endlose Fragen beantworten.»
    Er legte, sehr zufrieden mit sich, sofort los, als er das Haus der Smalls betreten hatte. «Früh um eins habe ich mir den Wagen geschnappt und habe den Kofferraum geöffnet.»
    «Aufgebrochen?»
    «Brauchte ich nicht. Er hat eine Entriegelung, die man von innen bedienen kann. Das Handtuch lag drin und glitzerte im Licht. Glassplitter. Ich habe ihn von einem Polizisten nach Boston fahren lassen, das Labor hatte ich verständigt, die warteten schon. Sie fanden vierzehn Glassplitter, einer war fast zweieinhalb Zentimeter lang und vier Millimeter breit –» Er unterbrach sich. «Was für eine Blutgruppe hat Jonathan?»
    «Dieselbe wie ich. AB.»
    «Das kommt hin. An dem Splitter war Blut der Gruppe AB, und er paßte genau in den Rest von dem kaputten Scheinwerfer, den wir in der Tankstelle sichergestellt haben.» Er lachte leise vor sich hin. «Morgens rief Scofield bei uns an, er wollte seinen Wagen als gestohlen melden. Ich sagte, ein junger Kollege hätte ihn abschleppen lassen, wegen der Vorschriften über das Parken im Winter.» Er kniff ein Auge zu. «Er hat wohl gedacht, wir würden ihm den Wagen zurückbringen und uns entschuldigen. Statt dessen erschien Jennings bei ihm, um ihn aufs Revier zu bringen. Aber jetzt verraten Sie mal, was Sie damit meinten, daß Sie am anderen Ende angefangen haben?»
    «Die Polizei hat bei dem Unfall angefangen.»
    «Natürlich.»
    «Aber das war schon das Ende, die Krise gewissermaßen. Mich interessierte, was dieser D’Angelo dort überhaupt zu suchen hatte. Weshalb stand er mitten in der Nacht auf der Fahrbahn?»
    «Er ist hingefahren. Sein Wagen war in der kleinen Schneise hinter der High Street.»
    «Schön, aber weshalb ist er hingefahren? Warum ist er in die Glen Lane eingebogen? Von der Autobahn aus kann man die Einfahrt kaum erkennen.»
    «Wir dachten, er mußte mal pi–» er warf einen schnellen Blick auf Miriam und räusperte sich – «er mußte mal austreten.»
    «Und weshalb stand er mitten auf der Fahrbahn, 100 Meter von der Stelle entfernt, wo er seinen Wagen abgestellt hatte? Wenn er das vorhatte, was Sie meinen, hätte er das überall besorgen können. Die Straße ist von der High Street bis zur Maple Street an beiden Seiten von Büschen und Bäumen flankiert.»
    «Ja, also …»
    «Ich ging davon aus, daß er sich dort mit jemandem verabredet hatte.»
    «Es ist auch denkbar, daß er dort gehalten hat, um ein paar Minuten zu schlafen.»
    «Angenommen, er ist unterwegs müde geworden, was tat er dann zu Fuß 100 Meter von seinem Wagen entfernt?» wandte der Rabbi ein.
    «Na schön, nehmen wir mal an, es handelte sich tatsächlich um eine Verabredung», räumte Lanigan ein. «Und weiter?»
    «Dann war es offenbar ein geheimes Treffen. Beide Partner hielten es offenbar für gefährlich oder zumindest unklug, miteinander gesehen zu werden. Also fragte ich mich, wer der Partner gewesen sein könnte.»
    «Es könnte fast jeder gewesen sein.»
    «So schwer ist es gar nicht, die Auswahl einzuengen. Zunächst muß man sich fragen, welchen Zweck das Treffen haben sollte. Bestimmt nicht den Zweck, nur irgend etwas zu besprechen, das hätten sie ebensogut und unauffälliger telefonisch besorgen können – über einen Münzfernsprecher zum Beispiel, falls einer der beiden fürchtete, abgehört zu werden. Ich habe mir überlegt, daß wahrscheinlich etwas übergeben werden sollte, und das Naheliegendste war Geld.»
    «Eine
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