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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi
Autoren: Harry Kemelman
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er von Scofield nicht gerade begeistert war.
    «Weil ich jedes Jahr eine ansehnliche Summe für den Polizeiverein spende.»
    «Wann willst du hin?» fragte sie, noch immer argwöhnisch.
    «Sofort. Und sobald ich etwas erfahren habe, komme ich zurück.»
    Auf dem Revier brauchte Magnuson sich nicht erst zu Lanigan durchzufragen. Der Polizeichef stand an der Anmeldung und sprach mit dem diensthabenden Sergeant. «Guten Tag, Mr. Magnuson», sagte er. «Was kann ich für Sie tun?»
    «Sie kennen mich?» fragte Magnuson überrascht und geschmeichelt. «Könnte ich Sie wohl – äh –»
    «Aber ja. Gehen wir in mein Büro, dort sind wir ungestört. Kaffee?»
    Sie setzten sich. «Nein, danke. Ich wüßte gern, was gegen Jack Scofield vorliegt.», Lanigan breitete die Hände aus und hob die Schultern. «Für den Fall ist jetzt der District Attorney zuständig.»
    «Ich frage nicht aus Neugier. Meine Tochter steht in einer recht engen Beziehung zu ihm.»
    «Ich weiß. Sie hat ihm den Wahlkampf geführt.»
    «Nicht nur das. Die beiden sind so gut wie verlobt. Wenn Sie ihn wegen einer geringfügigen Übertretung verhaftet haben, wegen einer Sache, die er im Verlauf des Wahlkampfs getan oder unterlassen hat – schön und gut. Aber wenn es etwas Schwerwiegendes ist, dann muß ich das wissen, Laura zuliebe. Wahrscheinlich bringen sie es noch heute im Radio oder in der Zeitung. Können Sie mir nicht wenigstens einen kleinen Vorsprung geben? Vielleicht kann ich Ihnen sogar helfen.»
    Lanigan preßte nachdenklich die Lippen zusammen, dann nickte er. «Also schön. Vor einigen Tagen kam es auf der Glen Lane zu einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht. Das Opfer starb. Scofield saß am Steuer. Ist das in Ihren Augen schwerwiegend?»
    Magnuson nickte. Nach einem Unfall nicht anzuhalten, nicht nach dem Opfer zu sehen, keine Hilfe zu holen, das war eine schlimme Sache. Andererseits konnte er verstehen, daß Scofield, für den so viel auf dem Spiel stand, die Nerven verloren hatte. «Ist das alles?» fragte er.
    «Nein. Um die Polizei auf eine falsche Fährte zu locken, schlug er den Scheinwerfer eines geparkten Wagens ein und verstreute die Scherben am Unfallort.»
    «Das wissen Sie genau?»
    «Er hat die Scherben in ein altes Handtuch getan, das in seinem Kofferraum lag. Ein paar Splitter blieben an dem Handtuch hängen. Und sie passen genau zu den Scherben, die neben dem Toten gefunden wurden.»
    «Gehörte der geparkte Wagen jemandem, gegen den Scofield etwas hatte?»
    «Nein, er stand nur so schön in der Nähe.»
    «So ist das also. Fahrerflucht, Irreführung der Polizei …»
    «Das ist alles, was wir im Augenblick beweisen können. Aber wir haben Grund zu der Annahme, daß Scofield den Mann kannte, den er getötet hat, daß er sich dort mit ihm verabredet hatte und daß es kein Zufall, sondern Absicht war.»
    «Sie meinen–»
    «Jawohl. Wir glauben, daß das Opfer in Scofields Auftrag einen schmutzigen politischen Trick abgezogen hatte und Scofield ihn in die Glen Lane bestellt hatte, um ihn zu bezahlen.»
    «Aber das ist Mord.»
    «Es sieht ganz danach aus.»
    Magnuson nickte. Er dachte an Laura und überlegte, wie sie die Nachricht aufnehmen würde. Sie war ein vernünftiges Mädchen, aber wenn sie den Mann liebte, redete sie sich am Ende ein, daß sie zu ihm halten müßte. Die Fahrerflucht, vielleicht sogar die Irreführung der Polizei, konnte sie damit rechtfertigen, daß er, schwach wie er war, einfach die Nerven verloren hatte. Aber einen Mord würde sie bestimmt nicht akzeptieren. Trotzdem … Er gab sich einen Ruck.
    «Als Laura mir sagte, daß sie sich für Scofield interessierte, habe ich mir sein Bankkonto angesehen», sagte er ruhig. «Ich bin im Aufsichtsrat der Bank, das heißt der Zentrale in Boston. Einen Tag nach der Vorwahl hat Scofield 3000 Dollar in bar abgehoben, die Hälfte seines Kapitals.»
    «Schau einer an.»
    «Und am nächsten Tag hat er die Summe wieder eingezahlt.»
    «Sehr interessant. Wir werden die Unterlagen beschlagnahmen und der Sache nachgehen. Vielen Dank, Mr. Magnuson.»
     
    Es war nicht so schwer, wie er gedacht hatte, es Laura beizubringen. Zuerst war sie fassungslos, dann vergoß sie ein paar Tränchen. Schwer zu sagen, ob sie um Scofield weinte oder um sich.
    «Ich bin schuld», sagte sie. «Wenn ich ihm nicht Hoffnungen auf einen Sieg gemacht hätte … wenn ich ihn nicht gedrängt hätte … Daß er nicht genug Schwung hat, habe ich wohl gemerkt, aber wir beide, habe ich mir gedacht,
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