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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi
Autoren: Harry Kemelman
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Liebe als um Politik. Inzwischen war ich nämlich ganz schön verknallt in Laura, und ich hatte das Gefühl, sie würde mich nehmen, wenn ich gewinnen würde. Bei einer Wahlniederlage, dachte ich, hätte ich bestimmt keine Chance.»
    «Schön, aber sehr clever war es trotzdem nicht von dir.»
    «Ich habe damit die Vorwahlen gewonnen», wandte Scofield ein.
    «Mag sein. Aber wäre es je herausgekommen, wärst du überall unten durch gewesen. Man spielt Parteigenossen keine schmutzigen Tricks. Wenn du die Vorwahl gewinnst, erwartest du doch von ihnen, daß sie dir helfen, die Wahl zu gewinnen. Miese Tricks spielt man nur der Opposition. Und wie ging es dann weiter? Er rief an und wollte sein Geld?»
    «Nicht gleich. Es war nicht ganz klargeworden, ob ich nach der Vorwahl oder der Wahl zahlen sollte. Aber Baggio war stinksauer, denn der Mann auf dem Foto war gar nicht er. Er war überhaupt nicht auf dem Bankett gewesen, und das konnte er auch beweisen. Er beschwerte sich beim Wahlausschuß, und er muß da wohl Freunde sitzen haben, denn die haben die Sache sofort überprüft.»
    «Er hat einen Schwager in der Kommission.»
    «Ja, dann ist alles klar. Und da rief D’Angelo mich an. Er sagte, die Detektive von der Kommission hätten bei den Druckereien rumgeschnüffelt, und er hätte Angst, sie könnten früher oder später auf ihn stoßen. Er würde gern eine Weile untertauchen, vielleicht bis nach der Wahl, denn dann hätten sich die Wogen wahrscheinlich geglättet. Natürlich war ich einverstanden. Er wollte am nächsten Morgen losfahren, sagte er, aber er brauchte Reisegeld. So hat er sich ausgedrückt. Ich sollte das Geld beschaffen, und er würde noch am gleichen Tag in meine Kanzlei oder in meine Wohnung kommen und es abholen. In dieser Lage war ich natürlich nicht scharf darauf, mit ihm gesehen zu werden, und ich sagte, ich würde mich irgendwo mit ihm treffen, und schlug die Glen Lane vor. Er sollte gegen zehn dort auf mich warten, weil ich bei Lauras Familie zum Essen eingeladen war – wie praktisch jeden Abend – und nicht wußte, wann ich mich davonmachen konnte. Es war mir ein bißchen ungemütlich, daß ich ihm über die 200 Dollar einen Scheck gegeben hatte, das heißt nicht ihm, sondern dem Komitee …»
    «Einen Scheck von dir oder einen aus dem Wahlkampffonds?»
    «Einen aus dem Fonds konnte ich ihm nicht geben, weil Laura die Buchführung macht, und ich wollte nicht, daß sie was davon erfuhr. Aber als mein Bankauszug kam, sah ich, daß er den Scheck noch nicht eingelöst hatte, und das fand ich etwas beunruhigend. Nachdem sich herausgestellt hatte, daß das Bild eine Fälschung war und die Wahlkommission der Sache nachging, fand ich, daß ich mich ganz schön in die Nesseln gesetzt hatte. Natürlich war ich deshalb heilfroh, daß er wegfahren wollte. Ich ging zur Bank und hob 3000 Dollar in bar ab. Als ich an dem Abend zu Laura kam, sagte ich, ich müßte früher weg. Meist blieb ich bis gegen elf, aber ich schaffte es, kurz nach zehn wegzukommen.
    Als ich zur Glen Lane fuhr, ging mir so allerlei durch den Kopf. Wenn er nun einen Fotografen mitgebracht hatte, der mich bei der Geldübergabe knipste? Jetzt wußte ich ja, was das für ein Typ war, dem war alles zuzutrauen.»
    «Verständlich.»
    «Ich kam von der Salem Street aus zur Glen und fuhr ziemlich langsam, weil ich ihn nicht übersehen wollte. Sein Wagen stand auf der kleinen Schneise, und dann sah ich auch D’Angelo, er war auf dem höchsten Punkt der Straße, mitten auf der Fahrbahn. Ja, und was dann passiert ist, weiß ich eigentlich nicht. Auch wenn ich jetzt zahle, schoß es mir durch den Kopf, hat er mich noch in der Hand. Sogar noch nach der Wahl, weil ich ihm doch diesen Scheck gegeben habe. Und dann hab ich Gas gegeben–»
    «– und hast ihn über den Haufen gefahren. Und dann? Hast du angehalten?»
    «Muß ich wohl. Jedenfalls weiß ich, daß ich Gas weggenommen habe, denn ich hab nach hinten gesehen, und da lag er auf der Fahrbahn, mit dem Gesicht nach unten. Ich wollte es der Polizei melden. Ganz bestimmt. Als Unfall, meine ich. Er sei plötzlich aus dem Wald gekommen, konnte ich sagen, und ich hätte ihn nicht gesehen. Aber du weißt ja, wie die Polizei bei Verkehrsunfällen ist. Sie gehen immer davon aus, daß der Fahrer schuld war. Wie sich das auf die Wahl ausgewirkt hätte, kannst du dir vorstellen. Und wenn ich durchgefallen wäre, hätte ich Laura verloren und … und alles. Und da dachte ich mir, hältst du eben
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