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Eine zweite Chance

Eine zweite Chance

Titel: Eine zweite Chance
Autoren: Karin Alvtegen
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eine enorme Recherchearbeit, einen glaubhaften Charakter zu erschaffen. Sicher, es gibt einige Bausteine von mir selbst, die ich verwende, aber sie sind oft so verdreht, dass sie nicht wiederzuerkennen sind, wenn das Buch fertig ist.
    In meinen Büchern ist niemand nur gut oder böse. Ein Mensch ist sehr viel komplexer. Mir ist es wichtig, mit jedem meiner Charaktere mitfühlen zu können, ich muss eine Erklärung dafür finden, warum sie so handeln, wie sie es tun, sonst wären sie nichts weiter als Schablonen.
    Ob ich einen Charakter mehr mag als die anderen? Verner mag ich sehr gern. Wenn ich einen Lieblingscharakter aus all meinen Büchern auswählen müsste, wäre es er.
    Können Sie denjenigen, die davon träumen, selbst einmal zu schreiben, einen Rat geben?
    Schreiben! Es gibt Hunderte von Dingen, die einen davon abhalten (niemand hat so saubere Schränke, polierte Scheiben und einen derart gepflegten Garten wie ich, bevor ich den Schritt vom Denk- zum Schreibprozess wage). Man sollte nicht auf die Inspiration warten, das ist etwas, mit dem man nach Wochen voller harter Arbeit nur für einen kurzen Moment gesegnet wird. Normalerweise sage ich, dass Schreiben aus zwanzig Prozent Talent und achtzig Prozent Hartnäckigkeit besteht. Unzählige Male hatte ich es schon aufgegeben und während des Schreibens die ganze Idee in Frage gestellt. Aber jedes Mal, wenn ich mich selbst bezwungen hatte, wuchs ich innerlich.
    Man sollte sein Wissen nutzen. Am Anfang in Bereichen bleiben, in denen man sich relativ gut auskennt oder die man leicht ergründen kann. Man sollte ein guter Zuhörer sein und andere Menschen als Lehrer ansehen, von deren Erfahrungen man profitieren kann.
    Man sollte nicht versuchen, den Schreibstil anderer zu imitieren. Man kann sich inspirieren lassen, aber seine Geschichte sollte man auf seine eigene Art erzählen.
    Und eine letzte Sache: Das Glücksgefühl, dem wir alle hinterherjagen, kommt nicht automatisch, nur weil man ein Buch veröffentlicht hat. Aber manchmal überkommt es einen während des Schreibens – in einem magischen Moment, wenn man fühlt, dass die Wörter, die man gerade geschrieben hat, wie von selbst entstanden sind.
    Ihre Großtante ist Astrid Lindgren. Was haben Sie von ihr gelernt?
    Wenn man Gutmütigkeit als eine Charaktereigenschaft bezeichnen kann, dann habe ich nie jemanden getroffen, der gutmütiger war als Astrid. Sie war nie darauf bedacht, ob das, was sie tat, ihr selbst nutzen würde – stattdessen war es einfach ihre Lebenseinstellung, anderen dabei zu helfen, ihre Probleme zu lösen, soweit sie das konnte. Sie hatte ein großes Einfühlungsvermögen, das es ihr ermöglichte, sich in die Situation eines anderen hineinzuversetzen, und unabhängig davon, ob es sich um Familienangehörige, Freunde oder Fremde handelte, verwendete sie all ihre Energie darauf, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. In dieser Hinsicht war sie ein großartiges Vorbild.
    Unsere Familie besitzt noch immer das Haus in Vimmerby, in dem Astrid und mein Großvater aufwuchsen, und Astrid war für mich als Kind ein ganz normaler Teil meiner Familie. Dadurch habe ich früh erkannt, dass es auch Nachteile hat, berühmt zu sein. Manchmal konnte es befremdlich sein. Sobald sie das Haus verließ, zog sie die Aufmerksamkeit auf sich und wurde bevorzugt behandelt. Unabhängig davon behandelte sie selbst jeden gleich. Sie war den offiziellen Teil in ihrem Leben oft leid. Ich denke, das ist einer der Gründe, warum ich mich selbst aus der Öffentlichkeit eher zurückziehe. In Schweden kennen die Menschen oft meinen Namen, aber nur wenige wissen, wie ich aussehe. Berühmtsein ist für mich nie interessant gewesen.
    Was lesen Sie selbst?
    Oft lese ich Fachbücher oder Biographien. Wenn ich in meiner Schreibphase bin, lese ich überhaupt keine anderen Romane, teilweise weil es mir schwer fällt, einer anderen Geschichte zu folgen, und teilweise auch weil ich mein eigenes Sprachempfinden nicht beeinflussen will.
    Was inspiriert Sie?
    Das weiß man immer erst hinterher. Es kann eine kurze Nachrichtenmeldung in einer Zeitung sein, ein Gespräch, Wohngebäude mit erleuchteten Fenstern, ein persönliches Erlebnis, der Spaziergang auf einem Friedhof, eine Frage, auf die es keine Antwort gibt.
    Was macht Sie glücklich?
    Keinen Stress zu haben. Aufrichtige Freundlichkeit. Meine Familie.
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