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Eine zweite Chance

Eine zweite Chance

Titel: Eine zweite Chance
Autoren: Karin Alvtegen
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woraus nichts wurde.« Er zupfte etwas vom Hosenbein und überlegte eine Weile. »Hat man nie geliebt, hat man nie richtig gelebt, das stand in einem Buch, das ich einmal gelesen habe, und das hat mich schrecklich traurig gemacht. Denn sehen Sie, das mit der Liebe, daran habe ich mich nie richtig gewagt.« Die Katze sprang wieder auf seinen Schoß, und er strich ihr über den Kopf. »Außer bei dir natürlich, kleine Mieze.« Er dreht sich zu Anders hin und lächelte. »Also, das wird bestimmt gut, Sie werden sehen.«
    Anders saß ganz still und wartete auf die Fortsetzung, aber Verner sagte nichts mehr. Er lächelte nur zufrieden, die Aufmerksamkeit auf die Katze gerichtet. Eine ganze Weile saßen sie so zusammen, jeder mit seinen eigenen Gedanken. Schließlich stand Anders auf, um zu gehen, und Verner folgte ihm mit der Katze in den Armen hinaus auf die Vortreppe. Als Anders ein Stück weit gekommen war, hörte er seinen Ruf. »Hallo, Sie!«
    Anders blieb stehen und drehte sich um. »An dem Tag, an dem Sie zeigen, dass Sie ordentlich spielen können, wissen Sie, wo Sie Ihre Gitarre finden.«
    Es hatte aufgehört zu regnen. Die Sonne kam hinter einer aufreißenden Wolkendecke hervor, und das Licht sickerte zwischen den Baumstämmen hindurch. Jetzt ging es mit großen Schritten auf den Frühling zu. Mit demselben unermüdlichen Eifer wie immer, obwohl er nicht Bestand haben würde. Alles war vergänglich, alles steckte in einem ewigen Prozess der Verwandlung.
    Aber gerade jetzt war er hier.
    Seine kleine Stunde auf dieser Erde.
    Sie stand auf der Küchentreppe, als er heimkam, das Gesicht der Sonne zugewandt, und sah zum See hinab.
    »Sieh mal, Anders«, sagte sie lächelnd, »das Eis ist gebrochen.«
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»Ich habe gelernt, dass es ebenso viele Wahrnehmungen
der Realität gibt, wie es Menschen gibt.«
    Ein Interview mit Karin Alvtegen

Wie sind Sie auf die Idee für diesen Roman gekommen?
    Nachdem ich fünf Thriller geschrieben hatte, fühlte ich mich innerlich wie ausgebrannt. Über fünf Bücher hindurch hatte ich versucht, die Abgründe der menschlichen Psyche zu ergründen, und mit einem Mal merkte ich, wie sehr ich das leid war. Mir wurde klar, dass ich etwas Hoffnungsvolleres schreiben wollte.
    Die erste Idee kam ganz unerwartet. Ich hatte eine Dokumentation über Quantenphysik gesehen, die meinen Blick auf die Welt völlig umwarf. Rein wissenschaftlich betrachtet wissen wir nicht, wie die Welt, in der wir leben, eigentlich funktioniert. Im atomaren Bereich passieren die verrücktesten Dinge, von denen wir nicht den Hauch einer Ahnung haben. Ich finde das absolut faszinierend.
    Zu dieser Zeit besuchte ich außerdem einen Kurs über das menschliche Gehirn. Ich habe gelernt, dass es ebenso viele Wahrnehmungen der Realität gibt, wie es Menschen gibt. Unsere eigene Interpretation ist begrenzt und oft auch verfälscht, da alle unsere Eindrücke durch unsere früheren Erfahrungen gefiltert sind. Und wenn wir etwas an unserem Leben ändern wollen, müssen wir lernen umzudenken. Doch gerade das fällt uns oft nicht leicht.
    All das beschäftigte mich also, aber ich wollte kein Sachbuch schreiben, sondern einen Roman. Und dabei spielen zwischenmenschliche Dramen eine entscheidende Rolle: Beziehungen, Trennungen, Trauer, Angst, Vorurteile und Liebe.
    Meine Hoffnung war, dass die Überlegungen, die ich selbst während des Schreibens hatte, auf die Leser übertragen würden – das Gefühl, dass es etwas Grundlegendes gibt, das wir Menschen noch nicht enträtselt und somit auch noch nicht verstanden haben. Und dass wir alle die Möglichkeit haben, unser Leben zu ändern, wenn es sein muss. Wenn wir es nur wollen und uns trauen.
    Wer ist Ihr Lieblingscharakter in »Eine zweite Chance«?
    Jedes Mal, wenn ich ein Buch abgeschlossen habe, fühlt es sich an, als wäre es mein letztes. Mein Kopf ist leer, ohne Ideen. Aber dann passiert etwas, das meine Gedanken und einen neuen Schreibprozess anstößt. Ein Jahr lang lasse ich die Geschichte reifen, und währenddessen entwickeln sich auch die Charaktere. Ich lese eine Menge Sachbücher, meistens zu psychologischen Themen, und versuche meine Figuren genauer kennenzulernen. Manchmal wird behauptet, dass Autoren nur über sich selbst schreiben, aber wenn das tatsächlich so wäre, sollte ich mich von jetzt an wohl besser einschließen. Man unterschätzt die Arbeit eines Autors, wenn man glaubt, dass alles aus einem selbst herauskommt, denn tatsächlich bedeutet es
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