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Eine unberührte Welt - Band 3 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 3 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 3 (German Edition)
Autoren: Andreas Eschbach
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war. »Gegen Norbert Brandes laufen seit längerem Ermittlungen wegen Bestechung, Subventionsbetrug und Steuerhinterziehung. Er ist vermutlich untergetaucht.«
    Meine Hand schloss sich um den Ring in meiner Tasche, und ich sagte nichts.
    Am nächsten Tag kündigte ich in meiner Firma, ging zur Bank, löste mein Aktiendepot auf, schloss eine Lebensversicherung zu Fabiennes Gunsten ab, die sie für den Rest ihres Lebens absichern würde, erledigte dies und das und legte am Abend eine dicke Mappe auf den Tisch, auf der ein bunter Globus prangte.
    »Was ist das?«, wollte sie wissen.
    »Die Unterlagen für eine Weltreise. Lass uns nicht länger damit warten«, sagte ich und hoffte, dass sie die Angst nicht spürte, die wie eine eiserne Last auf meinem Herzen lag. Ich wollte tun, was in meiner Macht stand, damit sie niemals etwas davon spüren würde in dem Jahr, das mir noch blieb.
    © 2000 Andreas Eschbach

Der Mann aus der Zukunft
    Da wir gerade von Weltreise sprachen – auch die folgende Kurzgeschichte hat eine langen, verschlungenen Weg zurückgelegt.
    Geschrieben habe ich sie im Jahr 1994. Dass man damals höchst beeindruckt war vom Herannahen des echten, wirklichen, wahrhaftigen Jahres 2000 ist ihr, glaube ich, noch anzumerken – inzwischen liest man sie eher mit einem Schmunzeln darüber, was für Ängste und Hoffnungen wir einst mit diesem magischen Datum verbunden haben.
    Das Jahr 1994 war für mich in vielerlei Hinsicht ein Schicksalsjahr. Unter anderem hatte ich Anfang des Jahres einen Verlag gefunden, der willens war, meinen ersten Roman zu publizieren (die Rede ist vom Schneekluth Verlag, München, bei dem im Jahr darauf »Die Haarteppichknüpfer« erscheinen sollte). Im Lauf des Jahres war der entsprechende Vertrag unterzeichnet worden, das Lektorat war abgeschlossen, das Jahresende nahte und damit die alljährliche Notwendigkeit, zu Weihnachten von sich hören zu lassen. Mir kam die Idee, das mit dem »von sich hören lassen« wörtlich zu nehmen und eine Cassette mit einer selbstgesprochenen Kurzgeschichte an Freunde, Verwandte und auch an die wenigen Leute aus der Verlags- und Buchszene zu verschicken, die ich bis dahin kennengelernt hatte. Damit – ich legte einen kleinen Hinweiszettel bei – hoffte ich die Aufmerksamkeit für meinen Romanerstling zu befördern. Denn dass so ein Erstling es nicht leicht haben würde, das hatte ich im Verlauf des Jahres gelernt.
    Jungen Menschen muss man heutzutage vielleicht erklären, was eine Cassette war: ein Ding, mit dem man Akustisches aller Art speichern konnte, aber nicht in digitaler Form und in Speicherchips – die waren damals noch zu groß und zu teuer dafür –, sondern auf einem winzigen Magnettonband. (Wer Genaueres wissen will, muss vermutlich ins Museum gehen.) Nicht erklären muss man das Grundkonzept: Das, was ich da zu basteln vorhatte, nennt man heute »Audiobook« oder »Hörbuch«.
    Zunächst schrieb ich die Geschichte. Geplant war, dass sie etwas mit Silvester zu tun haben sollte. Dass sie von einem deprimierten Schriftsteller handelte, war nicht geplant, aber vermutlich nicht zu vermeiden. Und irgendwie rutschte, wie schon erwähnt, das nahende Jahr 2000 herein. Ich schrieb, überarbeitete, feilte. Es sollte alles stimmen. Immerhin würde es ja eine Art Gesellenstück werden.
    Nachdem der Text stand – der Winter rückte näher –, ging es ans Aufnehmen. Ich zog das so professionell wie möglich durch. Von einem Freund borgte ich mir ein Mischpult, ein sagenhaft empfindliches Kondensatormikrophon, ein Hallgerät und so weiter (einen guten Cassettenrekorder und Kopfhörer hatte ich selber) und machte mich ans Werk. Gar nicht so leicht! Der Text hatte über zwanzig Seiten, und die einigermaßen ohne Versprecher, Verhaspler und womöglich auch noch einigermaßen sinnvoll betont aufs Band zu kriegen erforderte schon etliche Anläufe. Ich weiß nicht mehr, ob ich zufrieden war oder einfach nur die Nase voll hatte – vielleicht wurde auch einfach nur die Zeit allmählich knapp –, jedenfalls hörte ich irgendwann auf mit Lesen und machte weiter mit dem nächsten Schritt, der Vervielfältigung.
    Ja, auch das war nicht einfach im Zeitalter vor DSL und USB-Sticks, liebe Kinder. Einfach per Massen-E-Mail ans ganze Adressbuch schicken, das war noch nicht üblich in diesen finsteren Zeiten! Nein, es war nötig, Kopien von der Mastercassette zu ziehen. Das konnte man in speziellen Doppel-Cassettendecks selber machen; ich wollte jedoch optimale
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