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1780 - Blick in die Hölle

1780 - Blick in die Hölle

Titel: 1780 - Blick in die Hölle
Autoren: Jason Dark
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Normal wäre sie nicht verstanden worden. Sie hatte ihre Stimme durch ein altes Megafon verstärkt und erreichte so einige Menschen auf dem Rummel.
    Die Hexe stand nicht im Zentrum. Die guten Geschäfte liefen woanders ab. Dort wo die Hightech-Geschäfte ihren Platz hatten. Da stauten sich die Massen. Zur Hexe kam nur hin und wieder jemand.
    Sie ließ das Megafon sinken. Auch jetzt sah es nicht danach aus, als würde jemand kommen, um den berühmten Blick in die Hölle zu werfen.
    Dabei lohnte es sich. Jeder, der es getan hatte, war beeindruckt gewesen und würde es nicht so schnell vergessen. Die meisten Besucher sprachen nicht darüber, was sie gesehen hatten. Zumindest nicht sofort, sie mussten ihre Eindrücke erst sacken lassen.
    Die Hexe griff in die linke Tasche ihres alten Mantels. Dort steckte das flache Etui mit den Zigaretten. Sie klaubte ein Stäbchen hervor und steckte es sich zwischen die Lippen. Mit einem alten Sturmfeuerzeug brachte sie den Tabak zum Glühen.
    So blieb sie vor dem Haus stehen und rauchte. Sie wollte nach dem Rauchen einen zweiten Versuch unternehmen und die Leute anlocken. Wenn das nichts half, würde sie die Bude schließen und auf den nächsten Tag hoffen. Da sollte das Wetter besser – sonniger – werden.
    Sie saugte den Rauch ein, hustete ein paar Mal und grüßte einen Kollegen, der auf dem Weg zu seinem Wohnmobil war. Ein paar Zuschauer kamen vorbei, aber sie blieben auch nur Zuschauer, denn niemand interessierte sich für ihre Attraktion.
    In Augenblicken wie diesen dachte sie darüber nach, in Rente zu gehen, obwohl das auch nichts brachte, denn sie würde zu wenig bekommen. Nein, dann schon lieber durchmachen und den Frust ertragen.
    Sie trat die Glut aus, überlegte, ob sie noch mal Werbung für die Hölle machen sollte, als sie die Stimmen mehrerer Menschen hörte, die auf sie zukamen.
    Es waren jüngere Leute. Sie hörte das Lachen der Männer und auch Frauen. Eine Gruppe, die sicherlich schon einen Bummel hinter sich hatte und den Rummel nun verlassen wollte.
    Es war noch nicht dunkel. Im Juni waren die Tage sehr lang, und da dauerte es schon, bis die Nacht den Tag besiegt hatte. Nur spielte das Wetter nicht so mit, wie man es sich vorgestellt hatte. Aber alles konnte sich noch ändern.
    Die Gruppe näherte sich.
    Bei einer Schießbude blieben einige stehen, um dort ihr Glück zu versuchen. Die anderen gingen weiter. Sie schlenderten, sie schauten nach links oder nach rechts, gaben hin und wieder Kommentare ab und lachten viel.
    Dann sahen sie das Hexenhaus. Die Besitzerin wusste, was wahrscheinlich passieren würde. Sie würden sich über sie und das Haus schief lachen. Das hatte sie schon oft erlebt und hätte sich gewundert, wenn es anders gewesen wäre.
    Tatsächlich blieben sie stehen. Sie waren zu viert, zwei junge Männer, zwei junge Frauen. Da sie wohl auf die anderen aus der Gruppe warteten, sah die Hexe ihre Chance gekommen.
    Sie wusste plötzlich, dass sie Erfolg haben würde, und sprach einen der jungen Männer an...
    ***
    Es war nicht Johnny Conollys Idee gewesen, einen Gang über den Rummel zu machen. Eine der Studentinnen war darauf gekommen und hatte einige Kommilitonen überredet.
    Darunter auch Johnny Conolly. Und er hatte es nicht bereut. Der Rummel war zwar kein riesiger Jahrmarkt, aber man konnte sich schon amüsieren, und auch die Fahrgeschäfte gehörten zum Modernsten, was man sich vorstellen konnte.
    Sie hatten so einiges mitgenommen. Schlecht war ihnen nicht geworden, obwohl sie auch was getrunken und gegessen hatten, aber das gehörte einfach dazu.
    Sie wollten ihren Gang ausklingen lassen und gerieten in den Bereich der anderen Geschäfte. Hier gab es nicht die großen Sensationen, hier ging es noch privater zu. Losbuden, Schießstände, Wagen, an denen Süßigkeiten verkauft wurden, das alles kam zusammen, und auch das Hexenhaus.
    Sie sahen es zugleich.
    »He, das ist doch was! Schaut mal, was da steht!« Ein blondes Wesen in bunter Partykleidung blieb stehen und riss die anderen drei zu sich heran.
    »Der Blick in die Hölle.«
    »Super, wie?«
    »Wer will schon in die Hölle schauen?«
    »Und was kann man da sehen?«
    Jetzt mischte sich die Hexe ein. »Ich sage nichts dazu, muss euch aber warnen, denn der Blick in die Hölle ist nicht für jedermann geeignet. Man braucht schon einen besonderen Mut dazu, um in das Verderben zu schauen. Wer es tut, okay, aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.«
    Die beiden Frauen kicherten. Sie
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