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1780 - Blick in die Hölle

1780 - Blick in die Hölle

Titel: 1780 - Blick in die Hölle
Autoren: Jason Dark
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doch daran wollte er nicht denken.
    Er ging jetzt rückwärts auf die Tür zu. So lange wie möglich wollte er das Bild im Auge behalten, und es war gut, dass er sich so verhielt, denn so erkannte er gewisse Einzelheiten. Das heißt, er sah nicht mehr, aber ihm fiel auf, dass sich die Perspektiven der anderen Welt veränderten.
    Er hatte den Eindruck, dass sie sich zusammenzog. Je weiter er sich zurückzog, umso kleiner wurde die Welt. Sie schrumpfte. Es konnte aber auch sein, dass er sich das nur einbildete, und er war froh, als er mit der rechten Schulter gegen die Tür stieß.
    Raus und weg!
    So lautete seine Devise. Einen letzten Blick wollte er noch auf die Szene warfen, schaute zurück – und konnte sich nur wundern, denn jetzt war hinter der Glasscheibe alles finster.
    Er hätte gern darüber gelacht, doch das konnte Johnny nicht. Für ihn stand fest, dass er etwas Unheimliches und auch Unerklärliches erlebt hatte, über das er noch mit anderen Menschen reden musste. Erst wollte er hier raus.
    Die Tür hatte er bereits erreicht. Jetzt suchte er nur noch nach der Klinke. Er fand sie auch schnell. Johnny stieß die Tür hart auf und taumelte förmlich nach draußen, wo er zunächst mal gierig nach der frischen Luft schnappte...
    ***
    Er brauchte einige Sekunden, um sich zu erholen. Sein Hirn glich dem Inneren eines Rührwerks, das sich unaufhörlich bewegte und seine Gedanken nicht zur Entfaltung kommen ließ. Johnny wusste zwar, wo er sich befand, aber er ließ es darauf beruhen. Er wollte keinen Stress und erst mal zu sich selbst finden. Es war wichtig, durchzuatmen, was er auch tat und sich dann erst umschaute.
    Johnny stand vor dem Eingang. Da war er schon mal froh. Er sah auch die Hexe, der dieses Haus gehörte. Natürlich war sie keine Hexe, die spielte sie nur.
    Seinen Kumpel Harold Butler sah er auch. Er stand etwas entfernt und unterhielt sich mit den anderen vor der Schießbude. Dass Johnny wieder da war, hatte er gar nicht mitbekommen.
    Dafür aber die Hexe. Sie kam näher und kicherte. Ihre Augen glänzten, der Mund mit den dünnen Lippen war zu einem Lächeln oder Grinsen verzogen. Sie kam Johnny wie eine lauernde Viper vor, die jeden Augenblick zuschnappen konnte. Sie legte sogar den Kopf leicht schief und fragte: »Na, wie ist es gewesen?«
    Johnny wischte mit einer Hand den Schweiß von der Stirn. »Es war etwas zu warm.«
    »Was Sie nicht sagen. Und sonst?«
    »Kann ich mich nicht beschweren.«
    »Schön.« Sie rieb ihre Hände. »Hat es Sie denn angemacht? Nicht jeder bekommt einen Blick in die Hölle geboten. Da sind Sie eine große Ausnahme. Sie haben hineingeschaut und sicherlich auch etwas gesehen, denke ich.«
    »Das stimmt.«
    »Was denn?«
    »Eine trostlose und düstere Welt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand freut, dort hinzukommen. Aber den Teufel habe ich nicht gesehen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es unbedingt sein Reich war.«
    »Wessen dann?«
    »Das weiß ich nicht. Möglicherweise gehört es der Gestalt in der Kutte, die eine Sense bei sich hat, als wollte sie zeigen, dass sie der Tod oder der große Schnitter ist.«
    »Ach? Das haben Sie gesehen?«
    Sie tat, als würde Johnny lügen. Nur nahm er ihr das nicht ab. »Hören Sie auf, mit etwas vorzumachen. Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Wieso?«
    Johnny winkte ab. »Egal was ich erlebt habe, Sie würden es nicht glauben.«
    »Sie haben doch in die Hölle geschaut.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Es war nicht die Hölle, es war eine gewaltige Welt, die von der Größe nicht zu uns passt. Oder zu Ihrem Hexenhaus.«
    »Ach – und warum nicht?«
    Johnny legte den Kopf zurück und lachte leise. »Darf ich mal fragen, was Sie sehen, wenn Sie die andere Welt in Ihrem Haus betreten?«
    »Das ist klar. Ich sehe die Welt, wie sie wirklich ist. Mit all ihren Schönheiten und...«
    »Nein. Das soll der Blick in die Hölle sein?«
    »Ja, das soll er.«
    Wieder musste Johnny lachen. Er hörte schnell auf und sagte: »Das ist kein Spiel mehr, das ist mein Ernst. In Ihrer Bude geht etwas Schlimmes vor.«
    »Nein, bitte. So schlimm ist der Blick in die Hölle doch gar nicht gewesen. Viele haben ihn überstanden, ohne sich bei mir zu beschweren. Sie fanden ihn sogar phänomenal. Ja, das kann ich mit gutem Gewissen sagen.«
    »Mag ja alles sein, aber ich habe etwas anderes darin gesehen.«
    »Das kann durchaus ein Spuk gewesen sein.« Den Satz hatte sie mit vollem Ernst gesagt.
    »Und welcher Spuk hat hier seine Hände im
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