Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1780 - Blick in die Hölle

1780 - Blick in die Hölle

Titel: 1780 - Blick in die Hölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Spiel?«
    »Die Hölle.«
    »Aha.«
    »Ja, sie gibt sich eben so. Ich kann Ihnen auch nicht sagen, wie sie aussieht. Heute so und morgen anders.«
    »Das nehme ich Ihnen sogar ab. Und Sie wissen auch nicht, wer der Mann mit der Sense ist?«
    Das Gesicht der Frau verdüsterte sich. Mit den Handflächen strich sie an ihrem Gesicht entlang. »Sie haben ihn also gesehen?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Es war der Tod«, flüsterte sie. »Der Tod auf zwei Beinen. Der Mann mit der Sense.«
    »Aber nicht der Teufel?«
    »Das stimmt. Es ist nicht der Teufel gewesen. Aber der Mann mit der Sense ist auch etwas Besonderes. Er wollte Sie warnen. Er hat sich Ihnen schon mal gezeigt. Seien Sie vorsichtig. Geben Sie acht, dass er Sie nicht zu sich holt. Klar?«
    »Ich habe noch keine Lust zum Sterben.«
    »Oh, das sagen sie alle. Und dann passiert es doch. Da schlägt das Schicksal dann zu.«
    »Kann sein.«
    Die Hexe winkte ab. »Vergessen Sie es einfach. Denken Sie nicht mehr daran. Sie haben es gesehen, und das ist okay.«
    Er glaubte nicht daran. Johnny war zu erfahren. Er konnte sich vorstellen, dass dies erst der Anfang gewesen war. Es würde weitergehen, das stand für ihn fest.
    Er bedachte die Hexe mit einem längeren Blick. »Wie lange dauert der Rummel noch und sind Sie noch hier?«
    »Genau drei Tage.«
    »Sehr schön.«
    »Ja, Ihren Fragen entnehme ich, dass Sie noch mal wiederkommen möchten?«
    »Ja, das glaube ich.«
    »Und dann werden Sie noch mal einen Blick in die Hölle werfen?«
    »Bestimmt.«
    »Das ist sehr gut. Dann kann es nämlich sein, dass sie sich auch anders präsentiert.«
    »Wir werden sehen.« Johnny nickte. Er sah die Frau lächeln, dann lachte sie leise und meckernd auf. Er traute ihr nicht von seiner Stirn bis zum Kinn, denn diese Person hatte es faustdick hinter den Ohren, das war sicher.
    Johnny ging die paar Schritte, um Harold Butler zu erreichen. Der stand mit den anderen zusammen, die ziemlich viel Spaß hatten. Den hatten sie sich an der Schießbude geholt, wo sie einiges gewonnen hatten. Ein Mädchen hatte einen Hut geschenkt bekommen. Es war ein Strohhut mit einem Band daran.
    »He.« Sie lief auf Johnny zu. »Jetzt sag nur nicht, dass du mich schräg findest?«
    »Nein, nein. Dein Hut sieht gut aus.«
    »Ich meine nicht den Hut. Ich meine mich.«
    »Du siehst damit sensationell aus.«
    »Hör auf, du willst mich verarschen.«
    »Nein, ganz und gar nicht.«
    Sie lachte Johnny ins Gesicht und lief schnell weg.
    »Okay, wie war’s denn?«, fragte Harold.
    »Ich kann mich nicht beklagen. Aber immer dort leben möchte ich nicht.«
    »Das ist klar. Hast du wirklich einen Blick in die Hölle werfen können?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Aber du hast was gesehen?«
    »Ja, etwas anderes schon.«
    »Und was?«
    Johnny dachte nach. Nein, er wollte seinem Kumpel nicht die ganze Wahrheit sagen. Deshalb suchte er nach einer plausiblen Ausrede.
    »So schaurige Gestalten.« Er winkte ab. »Hätte ich mir auch denken können. Man hat das Gefühl, dass sie von der Geisterbahn hergeschafft worden sind.«
    Harold musste lachen. »Auf so einen Mist bist du reingefallen? Schwere Enttäuschung.«
    »Du wolltest ja nicht noch einmal da rein.«
    »Ach, ist auch egal, ich tu mir das nicht zweimal an.«
    »Super.« Johnny war froh, dass Harold so reagierte. Er gönnte ihm keinen zweiten Blick in die Hölle und auch keinen neuerlichen Kontakt mit dem Augenpaar, das ihm nicht aus dem Sinn wollte.
    Die Kirmes hatten sie so gut wie hinter sich. Zuvor war abgemacht worden, nach dem Besuch noch einen Schluck trinken zu gehen. Dazu hatte Johnny keine Lust mehr. Auch zwei andere Mitglieder der Gruppe wollten nach Hause, denn sie sahen schon ziemlich angeschlagen aus. Da war es am besten, wenn sie nichts mehr tranken.
    Johnny schloss sich ihnen an. Er versprach, sie gut nach Hause zu bringen, was die beiden gar nicht wollten. Sie wollten nur unter sich sein, was Johnny ebenfalls entgegenkam.
    Er holte sich ein Taxi und ließ sich nach Hause fahren. Er hatte etwas erlebt, über das viele Menschen gelacht hätten. Johnny tat dies nicht, und das hatte seinen Grund. Die Szene war so echt und gespenstisch gewesen, dass er daran dachte, erst einen Anfang zu erleben und dass es noch weitergehen würde. Denn er war ein Conolly, und diese Familie war von einem besonderen Schicksal betroffen. Sie geriet immer wieder in schreckliche Auseinandersetzungen finsterer Mächte.
    So konnte es auch hier sein, denn Johnny glaubte nicht,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher