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1780 - Blick in die Hölle

1780 - Blick in die Hölle

Titel: 1780 - Blick in die Hölle
Autoren: Jason Dark
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ging ohne Weiteres als eine Hexe durch. Um den Kopf trug sie ein Tuch, das Gesicht war geschminkt, die Kleidung sah alt aus und war auch zerrissen, und die Schuhe zeigten Löcher.
    Johnny wusste nicht, was er von ihr halten sollte. Auf dem Jahrmarkt war vieles aufgesetzt, Show, Fassade, die glitzerte, doch was hinter ihr lag, das sahen die Menschen in der Regel nicht. Viele gaben an, die Besten zu sein, spielten sich in den Vordergrund, denn sie alle mussten etwas verkaufen. Ob es nun der Losbudenverkäufer war oder der Mann an der Geisterbahn.
    Auch die Hexe musste ihre Attraktion verkaufen. Übertrieben kam sie Johnny nicht vor. Er fragte sich, ob ihre Worte nicht auch einen ernsten Hintergrund hatten.
    Näher wollte er nicht darauf eingehen, außerdem wurde er wieder angesprochen. Es war die Blonde, die sich bei ihm einhängte. Sie war nicht eben sein Typ, zu albern und zu exaltiert. Sie lachte viel und grundlos, auch jetzt wollte sie, dass es weiterging.
    »Was ist denn los? Warum kommt Harold nicht?«
    »Die Hölle scheint spannend zu sein.«
    »Kann ich mir nicht denken.«
    »Ich auch nicht«, sagte die andere Frau und schaute den Weg zurück. Lange tat sie das nicht, dann hatte sie eine Idee. Sie schaute die Blonde an und sagte: »Los, lass uns von hier verschwinden. Wir gehen zu den anderen an der Schießbude.«
    »Ja, supi. Kommst du mit, Johnny?«
    »Nein, ich warte auf Harold.«
    »Gut, dann wisst ihr, wo wir sind. Peng, peng, peng...« Die Blonde lachte und lief weg, worüber Johnny nicht traurig war. Er hatte die Nervensäge auch nicht eingeladen.
    Auf die Uhr hatte er nicht geschaut, deshalb wusste er auch nicht, wie lange Harold Butler bereits verschwunden war. Er wollte aber etwas tun und wandte sich an die Hexe.
    »He, ist das normal?«
    »Was meinen Sie?«
    »Dass jemand so lange wegbleibt.« Johnny schüttelte den Kopf. »Das kann doch nicht normal sein. Da steckt doch was dahinter.«
    »Stimmt.«
    »Und was?«
    »Wer so lange wegbleibt, dem gefällt es wunderbar, mehr kann ich dazu nichts sagen. Es gibt auch Kunden, die sind schon nach ein paar Sekunden wieder draußen, weil ihre Angst zu groß wurde, aber Ihr Freund gehört offenbar nicht dazu.«
    »Ja, das stimmt wohl. Und ich will ehrlich sein, ich mache mir allmählich Sorgen.«
    »Ach ja?«
    »Was passiert denn da alles?«
    Die Hexe schaute Johnny aus ihren Funkelaugen an. »Das werde ich Ihnen nicht sagen. Sie müssen dafür zahlen, dann hineingehen und es sich selbst anschauen.«
    »Und wenn ich Ihnen hier Geld gebe? Erzählen Sie mir dann, was da passiert?«
    »Ha, Sie sind wohl feige, wie?«
    »Nein, das bin ich nicht, ich bin nur nachdenklich geworden, was den Blick in die Hölle angeht.«
    »Hört sich an, als hätten Sie ihn schon mal riskiert. Das tut nicht jeder.«
    »Ja, kann sein.«
    »Und?«
    Johnny winkte ab. »Ich habe es vergessen, aber nett ist es nicht gewesen.«
    »Das hat auch niemand behauptet.« Die Hexe kratzte an ihrer Nase. »Die Hölle ist schon etwas Besonderes. Sie ist da. Sie ist nicht nur eine Fiktion. Ich habe sie gesehen, denn sie ist etwas Reales. Etwas, das man anfassen kann.«
    »Starke Worte.«
    »Ich weiß.«
    »Dann kennen Sie auch den Teufel?« Johnny war jetzt beim richtigen Thema. Hier kannte er sich aus. Und er nahm sich vor, mehr über die Hölle herauszufinden. Dabei dachte er nicht mehr daran, dass er sich hier auf einer Kirmes befand, er sah alles als sehr real an, was bei ihm kein Wunder war.
    Dann passierte es.
    Diesmal wurde die Tür von innen geöffnet. Einer hatte das Hexenhaus in der letzten Zeit betreten, und einer kam auch nur da heraus. Es war Harold Butler.
    Die Tür hatte er in Intervallen aufgestoßen. Er selbst ging auch nicht so, wie Johnny es von ihm kannte. Er bewegte sich schwankend, er keuchte und schüttelte den Kopf.
    Johnny war wie erstarrt. Es verging schon etwas Zeit, bis er in der Lage war, etwas zu tun. Sein Kumpel war vielleicht drei, vier Schritte gegangen, dann blieb er stehen und schien etwas sagen zu wollen. Das schaffte er nicht, er riss noch den Kopf hoch und schüttelte ihn, bevor er flüsterte: »Scheiße, das gibt es nicht.«
    Johnny handelte jetzt. Er sah, dass es Harold schwerfiel, auf den Beinen zu bleiben. Er musste ihm helfen und rannte deshalb zu ihm.
    Bevor Harold zu Boden ging, konnte Johnny ihn abfangen. Er sah den Schweiß auf seinem Gesicht und hörte auch seinen keuchenden Atem. Das war nicht normal. So schlimm konnte diese Show in dem Haus gar nicht
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